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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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nahe dabei, unterzugehen, da sich das Geflecht allmählich mit Feuchtigkeit vollsog. »Lebt sie?«, stieß Isabella aus. Das Wasser verhinderte ein schnelleres Vorankommen; es schien sich gegen ihren Willen zu sperren.
    »Sie atmet noch, doch sie ist an die Schleuse festgebunden. Wenn das Wasser weiter steigt, wird sie ertrinken.«
    Als wäre dies das Stichwort gewesen, hörten sie, wie sich das Schleusenwerk langsam zu heben begann. Ein Quietschen und Krachen zeugte davon, dass sich die Spundwände bewegten. Isabella half dem Pater, Suor Annas Kinn über Wasser zu halten und zugleich den Korb nicht untergehen zu lassen. Gleichzeitigbemühte sich Padre Antonio, die Handfesseln zu lösen, mit denen die Nonne an den Schleusenmechanismus gebunden war.
    »Gott sei Dank hebt sich das Tor und damit die Fessel!«, prustete der Pater, als er wieder einmal an der Oberfläche erschien, nur um sofort wieder unterzutauchen und zu versuchen, die nassen Schnüre zu lösen.
    Isabella erinnerte sich an das Messer des Paters, das sie seit ihrem Zisternenabenteuer einstecken hatte. Sie reichte es ihm, und der Pater tauchte erneut unter.
    »Ich habe sie frei!«, schrie er schließlich, als er wieder einmal nach Atem ringend nach oben schoss. Isabella war es, als käme er direkt aus der Hölle. Die Anstrengung hatte seine Kopfwunde wieder geöffnet, sodass sein Haar voller Blut war. Das Wasser perlte schwarz von seinem blassen Gesicht ab. Unter den Augen hatten sich dunkle Ränder gebildet. Das Beckenwasser war so dunkel, dass es einem Teersee glich, und im Geruch mischte sich die Fäulnis mit dem modrigen Tod.
    Suor Annas Körper trieb jetzt nach oben. Ihr Atem ging nur schwach. Isabella rieb mit ihren Händen den eisigen Körper, um ihm ein wenig Wärme zu geben, doch die Augen der Nonne blieben geschlossen. Selbst die kleine Francesca winselte nur noch leise vor sich hin.
    Endlich verstummte der Wasserzulauf, die Schleuse war geschlossen worden.
    »Wer hat daran gedreht?«, fragte Padre Antonio. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    »Anna!«, tönte es von oben herab. »Anna? Bist du hier unten?« »Ja!«, antwortete Isabella an ihrer statt. »Suor Anna ist hier und die kleine Francesca ebenfalls. Sie leben beide. Doch Anna geht es nicht gut.«
    Als keine Antwort kam, glaubte Isabella bereits, einen Fehler begangen zu haben. Was, wenn Signora Artella das Ausstiegs-loch verschloss und sie in diesem Fischteich zurückließ?
    »Helft uns, in Gottes Namen!«, tönte jetzt auch die Stimme des Paters.
    Wieder blieb es still. Isabella glaubte draußen einen Streit zu hören, ein Klatschen oder Schlagen. Doch das fortwährende Tropfen und Plätschern ihrer Schwimmbewegungen täuschte die Sinne.
    »Isabella?«, ertönte es plötzlich von oben. »Isabella, bist du dort unten?«
    »Marcello?«, brachte Isabella vor Staunen nur hervor, dann aber schrie sie: »Marcello! Hier sind wir. Hilfe!«
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Isabella, wie überrascht sie der Pater betrachtete, doch sie hatte keine Zeit, sich mit seinem Erstaunen auseinanderzusetzen. Suor Anna begann zu stöhnen, und Marcello rief von oben, sie solle aushalten, er hole ein Seil oder eine Leiter.
    Der Pater überließ ihr die Nonne und das Kind, während er durch den unterirdischen Teich schwamm. Er tastete die Wände ab, suchte nach einem Durchschlupf und nach Nischen, doch er fand anscheinend nichts.
    »Es ist nicht hier!«, rief er. »Ich sehe nichts.«
    Isabella brauchte etwas Zeit, bis sie verstand, was Padre Antonio damit sagen wollte. Sie hatte zu viel mit Suor Anna und der Kleinen zu tun.
    Plötzlich schlug Suor Anna die Augen auf. Sie begann zu husten. Wasser lief ihr aus dem Mund.
    »Francesca?«, hauchte sie.
    »Das Kind ist hier. Etwas nass, aber wohlauf«, beruhigte Isabella die Chornonne. »Wie fühlt Ihr Euch?«
    Die Schwester bemerkte, dass ihre Arme nicht mehr angebunden waren, und versuchte sich mit der rechten Hand das Gesicht abzuwischen, doch die Hand hing an ihr, als würde sie ihr nicht gehören. »Ich habe kein Gefühl mehr darin«, sagte sie und starrte auf die blau verschwollenen Finger und die roten Spuren, die das Seil hinterlassen hatte.
    »Es wird zurückkommen«, sagte Isabella, doch Suor Anna schien sie nicht wahrzunehmen. Ihr Blick blieb glasig.
    »Mir ist so kalt«, flüsterte sie. »So kalt.«
    »Keine Spur«, hallte die Stimme des Paters durchs Gewölbe. Suor Anna zuckte zusammen und starrte in die Dunkelheit. Erst jetzt bemerkte

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