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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Menü kreiert hatte.
    Nachdem er zwischenzeitlich anderen berühmten Persönlichkeiten als Chefkoch gedient hatte - unter anderem dem Prince of Wales in Brighton, dem britischen Botschafter in Wien, Lord Charles Stewart, und dem russischen Zaren Alexander I. -, war Carême jetzt auf Talleyrands Drängen hin zurückgekehrt, um sich in den wenigen Sommermonaten in
Valençay zu erholen, während seine neuen Arbeitgeber ihren Palast in Paris renovierten. Danach würde er trotz seines schweren Lungenleidens, an dem alle Köche jener Zeit litten, seine Arbeit als Chefkoch bei den einzigen Personen antreten, die seine Vollzeitstelle bezahlen konnten - James und Betty de Rothschild.
    Der Ausflug heute Vormittag in den zehn Hektar großen Küchengarten mit Carême und den Kindern war natürlich nur ein Vorwand für Talleyrand, obwohl morgendliche Spaziergänge hier in Valençay zur Familientradition gehörten.
    Aber dieser Morgen war in verschiedener Hinsicht besonders, allein schon, weil Maurice Talleyrand mit seinen fast siebzig Jahren seine Zeit am liebsten mit den Kindern seiner beiden Neffen verbrachte, dem zwei Jahre alten Charles-Angélique, dem Sohn von Charlotte und seinem Neffen Alexandre, und mit der fast dreijährigen Pauline - der kleinen »Minette« -, die er seinen Schutzengel nannte. Sie war seine leibliche Tochter, wurde aber als Kind seines Neffen Edmond mit dessen Frau Dorothée ausgegeben.
    Talleyrand hatte keine ehelichen Kinder. Charlotte, die Mutter des kleinen Charles-Angélique, war die geliebte Adoptivtochter von »unbekannter Herkunft«, die Talleyrand auf geheimnisvolle Weise vor fast zwanzig Jahren von seiner jährlichen Reise zu den Heilbädern von Bourbon-l’Archambault mitgebracht hatte und die er und Madame Talleyrand wie ihr leibliches Kind aufgezogen und nach Kräften verwöhnt hatten. Sie steckten Charlotte in modische Kleidchen, spanische, polnische, neapolitanische und auch im Zigeunerstil, und sie veranstalteten prächtige bals d’enfant , die in ganz Paris zum Stadtgespräch gehörten und auf denen die Kinder Boleros, Mazurkas und Tarantellas tanzen lernten.
    Aber wie sehr hatte sich alles in diesen zwanzig Jahren geändert
- vor allem Talleyrand selbst. In jenen Jahren des Königreichs, der Revolution, der Verhandlungen, der Diplomatie, aber auch der Flucht, hatte er verschiedenen Regierungen gedient: dem französischen Parlament unter Ludwig XVI., dem Direktorium, dem Konsulat und schließlich dem Kaiserreich unter Napoleon. Nach der Bourbonenrestauration diente er unter Ludwig XVIII. als Außenminister.
    Über die Jahre hatte das Spiel ebenso viele Schicksalsschwankungen erlebt. Talleyrands Ehefrau, die Princesse de Talleyrand, geborene Noëlle-Catherine Worlée Grand - die weiße Dame -, war schon lange fort. Beinahe acht Jahre war es her, dass Talleyrand überrumpelt worden war. Während er und andere Staatsoberhäupter auf dem Wiener Kongress weilten und glaubten, Europa neu aufzuteilen, war Napoleon von Elba geflohen und triumphal nach Paris zurückgekehrt, um die berüchtigten hundert Tage zu regieren. Gleichzeitig war Catherine mit ihrem spanischen Liebhaber aus Paris nach London geflohen. Talleyrand zahlte ihr Unterhalt unter der Bedingung, dass sie sich Paris künftig höchstens bis auf zwanzig Kilometer näherte.
    Das Spiel war vorbei, und mit Talleyrands Hilfe hatte die schwarze Mannschaft die Mehrzahl der Figuren erobert. Napoleon war abgesetzt und tot. Und die Bourbonen - eine Familie, wie Talleyrand zu sagen pflegte, die nichts gelernt und nichts vergessen hatte - hatten ihre Macht unter König Ludwig XVIII. restauriert, der von den Ultraroyalisten verführt und manipuliert wurde, jener Partei finsterer Gestalten, die am liebsten die Uhr zurückgedreht und die Verfassung Frankreichs und alle Errungenschaften der Revolution rückgängig gemacht hätten.
    Und nun hatte man auch Talleyrand in die Wüste geschickt - man hatte ihn mit dem bedeutungslosen Titel
»Großkanzler« und einer Pension abgespeist und politisch kaltgestellt. Jetzt lebte er hier eine Zweitagesreise von Paris entfernt auf seinem sechzehntausend Hektar großen Landgut im Loiretal, das Napoleon ihm vor vielen Jahren geschenkt hatte.
    In die Wüste geschickt, vielleicht - aber nicht allein. Dorothée - Dorothea von Kurland, die ehemalige Herzogin von Dino und eine der reichsten Frauen Europas, die er im Alter von gerade einmal sechzehn Jahren mit seinem Neffen Edmond verheiratet hatte - war seit dem

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