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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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drauflos.
    Ohne direkt zu antworten, hielt Nim mir die Post hin, die wieder auf Seite 1 aufgeschlagen war. »Das ist immer noch nicht alles. Lies weiter«, sagte er und zeigte auf einen anderen Artikel, der mir vorher nicht aufgefallen war:
    Sonde führt Armee am Flughafen zu einem geheimen Raum.
    Ich überflog den Artikel. In einem »VIP-Terminal« am Flughafen Bagdad hatten US-Soldaten Räume gefunden, »die Präsident Saddam Hussein offenbar als Versteck dienten. Mit Schnitzereien versehene Mahagonitüren, erlesene Möbel, ein Badezimmer mit vergoldeten Armaturen, eine Veranda mit einem Rosengarten. Aber das faszinierendste Detail stellt ein holzvertäfeltes Büro mit einer Geheimtür dar, die ins Kellergeschoss führt.« Dort fanden die Soldaten ein Waffenlager vor. Weiter hieß es in dem Artikel: »Man geht jedoch davon aus, dass es dort noch etwas anderes gibt: einen geheimen Ausgang.«
    »Ein geheimes Terminal, geheime Räume, ein geheimer Ausgang und ein ungeklärter Angriff auf einen russischen Konvoi. Was sagt uns das?«, fragte Nim, nachdem ich den Artikel zu Ende gelesen hatte.
    Ich musste daran denken, wie mein Onkel mich früher immer ermahnt hatte, nie zu vergessen, dass alles, das man getan hatte, auch wieder rückgängig gemacht werden konnte, im Leben wie im Schach: Er nannte das den »Umkehrfaktor«. Mir schien, diesen Faktor wollte er auch hier bemühen.
    »Was hinausgeht, kann auch hereinkommen?«, riet ich.
    »Ganz genau«, sagte er mit einem Blick, in den sich neben der Befriedigung darüber, etwas Wichtiges herausgefunden zu haben, die Sorge über das mischte, was er unabsichtlich entdeckt hatte. »Und wer oder was, denkst du, könnte durch dieses geheime Terminal nach Bagdad hineingekommen und auf demselben Weg kurz vor der Invasion wieder verschwunden sein? Kurz bevor deine Mutter ihre Partyeinladungen ausgesprochen hat?«
    »Du meinst, irgendetwas ist dort von Russland aus eingetroffen?«, fragte ich.
    Nim nickte und holte seinen Trenchcoat. Er griff in die
Manteltasche und holte erneut seine Brieftasche hervor, diesmal allerdings entnahm er ihr ein gefaltetes Stück Papier. Er strich es glatt und reichte es mir.
    »Ich forsche nur selten im Internet, wie du weißt«, sagte mein Onkel. »Aber als deine Mutter auf die absurde Idee kam, diese Party zu veranstalten, hatte ich das Gefühl, es könnte wichtig sein.«
    Nims Umkehrfaktor, unterstützt von seiner dreißigjährigen Arbeit mit Computern, hatte ihn dazu bewogen, nie im Netz zu surfen. »Wenn du sie ausforschst«, hatte er mir oft genug gesagt, »ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sie auch dich ausforschen.«
    Bei dem Zettel, den er mir gegeben hatte, handelte es sich um den verschmierten Ausdruck einer Pressemitteilung, die eine russische Nachrichtenagentur, deren Name mir absolut nichts sagte, am 19. März herausgegeben hatte. Als Erstes wurde über die »christlich-islamische Friedensdelegation« berichtet, die soeben von Bagdad nach Russland zurückgekehrt sei. Dann kam der Knaller.
    Unter den Koryphäen - bei denen es sich neben anderen um russisch-orthodoxe Bischöfe, einen Obermufti und den Vorsitzenden des Rats der russischen Muslime handelte - befand sich ein Name, den ich hätte kennen können, wenn ich noch eine aktive Schachspielerin gewesen wäre. Auf jeden Fall musste jeder andere auf der Party ihn gekannt haben: Kirsan Iljumschinow, Mitte vierzig, Präsident der russischen Teilrepublik Kalmückien und Selfmade-Milliardär.
    Von unmittelbarer Bedeutung war jedoch die Tatsache, dass seine Exzellenz, der Präsident dieser kaum bekannten Republik Kalmückien, außerdem der derzeitige Präsident des Weltschachverbands FIDE war und zudem der größte Schachsponsor in der Geschichte des Schachspiels. Er hatte Turniere
in Las Vegas gesponsert und in seiner Heimatstadt sogar ein ganzes Stadtviertel mit Schachbrettstraßen und Gebäuden in Form von Schachfiguren errichtet!
    Völlig verdattert sah ich meinen Onkel an. Neben ihm wirkten Taras Petrossian und Basil Livingston wie Dilettanten. War er tatsächlich echt?
    »Wer auch immer diesen Konvoi russischer Diplomaten gestern angegriffen hat, kam zu spät«, sagte Nim grimmig. »Was auch immer in Bagdad versteckt gewesen war, ist mittlerweile garantiert aus der Stadt geschafft worden. Deine Mutter muss das gewusst haben; das würde sogar erklären, warum sie diese merkwürdigen Gäste eingeladen hat, die du beschrieben hast. Derjenige, der diese Zeitung am Montag vor dem

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