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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Wiener Kongress Talleyrands Lebensgefährtin, natürlich bis auf den Zeitabschnitt ihrer kurzen öffentlichen Versöhnung mit Edmond, bevor Pauline geboren wurde.
    Aber Talleyrand war heute Morgen noch aus einem anderen, wichtigeren Grund mit den Kindern in den Küchengarten gekommen: aus Verzweiflung. Nun saß er im Ponywagen zwischen den beiden Kindern - seiner leiblichen Tochter Pauline und dem kleinen Charles-Angélique, Sohn seiner anderen leiblichen Tochter, Charlotte. Und Talleyrand erlebte ein Gefühl, das er kaum zu beschreiben vermochte, nicht einmal sich selbst gegenüber.
    Es hatte ihn schon vor Tagen überfallen, als stünde etwas Schreckliches bevor, etwas, das sein Leben grundlegend verändern würde, etwas äußerst Merkwürdiges: eine Empfindung, die weder Freude noch Verbitterung war, mehr ein Gefühl des Verlusts.
    Und dennoch konnte es sich als das genaue Gegenteil erweisen.
    Talleyrand hatte schon in den Armen vieler Frauen Leidenschaft erlebt, auch in denen seiner eigenen Frau. Und er empfand eine fürsorgliche, beinahe väterliche Liebe für Paulines Mutter Dorothée, die inzwischen dreißig war und seit acht
Jahren sein Leben und sein Bett teilte. Aber das Gefühl des Verlusts bezog sich, wie er sehr wohl wusste, auf die eine Frau, die er immer abgöttisch geliebt hatte: Charlottes Mutter.
    Mireille.
    Aufgrund der ständig lauernden Gefahren hatte er vor seiner geliebten Charlotte die Existenz ihrer Mutter verheimlichen müssen - selbst jetzt, nachdem diese Runde des Spiels vorüber war. Er wagte sich kaum vorzustellen, wie es hätte sein können, wenn Mireille ihre Mission damals aufgegeben hätte, die sie so sehr in Anspruch genommen hatte. Wenn sie das blutige, schreckliche, lebenszerstörende Montglane-Spiel einfach vergessen hätte. Wie wäre wohl sein Leben verlaufen, wenn sie bei ihm geblieben wäre? Wenn sie geheiratet hätten? Wenn sie ihre beiden Kinder gemeinsam aufgezogen hätten?
    Ihre beiden Kinder. So. Endlich war es heraus.
    Aus diesem Grund hatte Talleyrand auch heute Vormittag darauf bestanden, Charles-Angélique und Minette zu einer Fahrt in ihrem Ponywägelchen mitzunehmen, um die Pflanzen und Blumen zu bewundern. Ein ganz normaler Familienausflug - etwas, das Talleyrand noch nie erlebt hatte, nicht einmal als Kind. Er fragte sich, was für ein Gefühl es wäre, wenn diese Kinder ihre Kinder wären - die von ihm und von Mireille.
    Nur einmal hatte er eine leise Ahnung davon bekommen - an jenem einzigen Abend vor mittlerweile zwanzig Jahren mit Mireille in den Dampfbädern von Bourbon-l’Archambault. An jenem Abend voller überschäumenden Glücks für Talleyrand, als er ihre beiden Kinder zum ersten Mal zusammen gesehen hatte.
    Jener Abend vor langer Zeit, als Mireille sich einverstanden erklärt hatte, ihm wenigstens Charlotte zu überlassen, damit das Kind bei seinem leiblichen Vater aufwachsen konnte.

    Jener Abend, als Mireille mit ihrem gemeinsamen zehnjährigen Sohn abgereist war, einem Jungen, von dem Talleyrand befürchtete, er würde ihn nie wiedersehen.
    Aber diese Befürchtung war jetzt unwiderruflich zerstreut worden, vor gerade einmal zwei Tagen, als diese Nachricht mit der mitternächtlichen Post eingetroffen war.
    Talleyrand langte in seine Jacke und zog den Brief hervor - er trug das Datum von vor drei Tagen, abgeschickt in Paris.
    Sire:
Ich muss Sie in einer Angelegenheit treffen, die für uns beide
von großer Bedeutung ist.
Ich habe soeben erfahren, dass Sie nicht in Paris leben.
In drei Tagen werde ich Sie in Valençay aufsuchen.
Ihr gehorsamer Diener
Charlot

    Das luxuriöse Château in Valençay mit seinen vielen Kuppeln war in einen Hügel hineingebaut, sodass die Küche, anstatt wie sonst üblich einem Verlies zu ähneln, lichtdurchflutet war und auf die Rosengärten hinausging, in denen ein Meer von pastellfarbenen Blütenblättern im Wind wogte.
    Maurice Talleyrand saß direkt vor der Tür in einem Gartenstuhl, wo er sich am Duft der herrlichen Blumen erfreuen und zugleich das Geschehen in der Küche verfolgen konnte. Er hatte Carême in der Vergangenheit schon so häufig bei seinem magischen Wirken zugesehen, dass er es mit verbundenen Augen hätte beschreiben können. Talleyrand hatte schon viele Stunden mit vielen Köchen in vielen Küchen verbracht. Die Planung und der Genuss eines Mahls gehörten zu
seinen größten Vergnügen, speziell in seinem Beruf. Denn er betrachtete ein gut geplantes Mahl als wichtigsten Schmierstoff für

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