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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Zimmer miteinander besprochen haben .«
    Herrgott noch mal, warum musste das ausgerechnet mir passieren?
    Ich wollte gerade eine Antwort aufschreiben, als Nim meinen Arm nahm und mich zur Küchenspüle zog, wo er alle unsere Notizen zerriss inklusive meiner früheren Beobachtungen, ein Streichholz entzündete und sie verbrannte. Die Asche spülte er den Ausguss hinunter.
    »Du kannst Boujaron gleich anrufen«, sagte er laut. Ohne ein Wort zu sagen, ließen wir das Telefon auf dem Tisch liegen und gingen die Treppe hinunter nach draußen.
    »Es ist zu spät«, erklärte mein Onkel. »Ich bin mir nicht sicher, was sie gehört haben und was nicht, aber wir dürfen uns nicht anmerken lassen, dass wir wissen, dass sie irgendetwas erfahren haben könnten. Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt uns nur, alles Wertvolle aus deiner Wohnung mitzunehmen und einen Ort zu suchen, wo man uns nicht abhören kann. Erst dann können wir die Situation in Ruhe analysieren.«
    Warum war mir heute Vormittag nicht gleich dieses Handy in den Sinn gekommen, als er mir erzählte, warum er die Telefone weggeräumt hatte? Unser nächtliches Gespräch auf der Brücke war vermutlich sicher gewesen, vielleicht auch unser Frühstücksgespräch, das in einem anderen Zimmer stattgefunden hatte. Aber was hatten wir in der Nähe des Telefons alles gesagt? Ich fing allmählich an, hysterisch zu werden.

    »Es tut mir so leid, Onkel Slawa«, sagte ich mit Tränen in den Augen. »Es ist alles meine Schuld.«
    Nim legte einen Arm um mich, zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf die Haare, wie er es getan hatte, als ich noch ein kleines Kind gewesen war. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er sanft. »Aber ich fürchte, das ändert unseren Zeitplan ein wenig.«
    »Unseren Zeitplan?«, erwiderte ich. Als ich zu ihm aufsah, verschwamm sein Gesicht vor meinen Augen.
    »Das bedeutet«, erklärte er, »dass uns, ganz gleichgültig, wie viel Zeit wir zu haben glaubten, um deine Mutter zu finden, jetzt gar keine mehr bleibt.«

Zu viele Damen
     
     
     
     
Finstere Verschwörungen, Geheimbünde, mitternächtliche
Zusammenkünfte verzweifelter Wagehälse, abenteuerliche
Szenarien - alles das war alltäglich geworden …
    DUFF COOPER, Talleyrand

Valençay, Loiretal
8. JUNI 1823
     
     
Nur in Frankreich kann man den ganzen Schrecken des
Provinzlebens kennenlernen.
    TALLEYRAND
     
     
     
    Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, Prinz von Benevent, saß in dem engen Ponywagen, eingekeilt zwischen den beiden kleinen Kindern, die ihre leinenen Gartenkittel und große Strohhüte trugen. Sie folgten ihren Dienstboten und Talleyrands kürzlich zurückgekehrtem Koch Carême, der mit Körben und Scheren vor ihnen her durch den Kräuter- und Gemüsegarten ging und sich wie jeden Morgen von den Kindern bei der Auswahl von frischem Obst und Gemüse für das Abendessen und der Blumen für die Tischdekoration helfen ließ. Talleyrand war es gewöhnt, nie mit weniger als sechzehn Personen am Tisch zu dinieren.

    Sobald Carême mit seiner Schere den unterschiedlichen Sträuchern und Kletterpflanzen zu Leibe rückte, landeten Kapuzinerkresse, roter Rhabarber, Artischocken, Bündel von Lorbeerblättern und kleine bunte Kürbisse in den Körben der Dienstboten. Talleyrand lächelte, wenn die Kinder vergnügt in die kleinen Hände klatschten.
    Er war unendlich dankbar, dass Carême sich einverstanden erklärt hatte, nach Valençay zu kommen, und das aus verschiedenen Gründen. Heute war zudem Carêmes Geburtstag, und er hatte den Kindern erzählt, dieser werde für den Nachtisch am Abend eine besondere Überraschung zubereiten, sowohl für sich selbst als auch für sie - eine Pièce montée , eine dieser kunstvoll aufgetürmten Konstruktionen aus karamellisiertem Zucker, für die er inzwischen in aller Welt berühmt war.
    Antonin Carême war derzeit der gefeiertste Koch Europas, dessen Berühmtheit seit der Veröffentlichung seines Buchs Le Maître d’Hôtel Français im vergangenen Herbst noch gestiegen war, eines gelehrten Werks, das weit über ein Kochbuch hinausging, weil er darin alte und moderne Küche miteinander verglich und die Bedeutung der Lebensmittel in den verschiedenen Kulturen im Zusammenhang mit jeder der vier Jahreszeiten erklärte. Viele seiner Beispiele stammten aus seiner zwölfjährigen Erfahrung als Koch im Dienste Talleyrands in Paris und vor allem hier in Valençay, wo er in enger Zusammenarbeit mit seinem Dienstherrn jahraus, jahrein täglich ein neues

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