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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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bestimmt, wer wir alle sind und warum wir hier sind. Deshalb werden Sie sicherlich auch wissen, weshalb wir miteinander reden müssen und warum Zeit von entscheidender Bedeutung ist.«
    Wer wir alle sind ?
    Ich bemühte mich, meinen Onkel nicht überrascht anzusehen. Aber im Ernst - was wurde hier gespielt?
    Sage erinnerte mich eher an Mata Hari als an die überhebliche kleine Ätzperle, die ich kannte. War es möglich, dass die Sage, die jetzt vor mir stand, die gedankenlos und schmollmündig mit ihrem diamantenen Tennisarmband spielte, die Erbin von mehr als nur den Ölfeldern und Uranminen der Livingstons war? War sie vielleicht ebenfalls Erbin all jener faszinierenden Livingston-Intrigen?
    Aber kaum hatte mich dieser ungebetene Gedanke über Sage aus dem Hinterhalt überfallen, erhob auch schon der Schatten ihrer Mutter sein hässliches Haupt. Was glaubst du eigentlich, mit wem du es zu tun hast? , hatte Rosemary mich an dem Abend im Restaurant gefragt. Hast du überhaupt die geringste Ahnung, wer ich bin?
    Ich beschloss - vor allem unter diesen kalten, nassen Umständen -, dass es an der Zeit war, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Mir reichte es jetzt.
    »Was genau meinst du eigentlich damit«, fragte ich Sage gereizt, »dass Nim wissen soll, wer ihr seid? Wollen wir mal sehen … Wenn ich euch so von links nach rechts betrachte, sehe ich meinen Onkel, meinen Chef und zwei Nachbarn meiner Mutter …«
    Ich unterbrach mich, denn Sage, die mich einfach ignorierte, seufzte theatralisch, die Lippen zusammengepresst, die Nasenflügel
gebläht. Mit einem bedeutungsvollen Blick in Richtung Rezeption flüsterte sie Nim zu: »Gibt es denn hier keinen Raum, wo wir fünf uns ungestört unterhalten können? Natürlich erst, nachdem Sie und Alexandra sich in Ruhe abgetrocknet und angezogen haben. Sie wissen doch ganz genau, was wir miteinander bereden müssen.«
    Ich wollte schon widersprechen, aber Nim überraschte mich mit seiner Antwort. »In meinem Zimmer. In zehn Minuten«, erwiderte er und nickte der Dreierbande knapp zu. Dann riss er von dem Papier in seiner Tasche ein Eckchen ab und kritzelte seine Zimmernummer darauf.
    Was zum Teufel dachte er sich dabei? Er wusste besser als jeder andere, dass meine Mutter in Gefahr war - vielleicht sogar hier in Washington - und dass ich unbedingt von diesem Ort verschwinden musste. Stattdessen verbrüderten wir uns erneut mit dem Feind und verabredeten uns zu einer gemütlichen Teeparty. Ich kochte vor Wut.
    Als Nim in die Umkleidekabine verschwand, machte ich schnell noch einmal kehrt und packte Sage am Arm.
    Galen und Rodo waren schon vorausgegangen und befanden sich auf halbem Weg die Treppe hinauf zum Eingang des Fitnessbereichs und, so hoffte ich inständig, außer Hörweite.
    »Wer hat dieses Treffen arrangiert?«, herrschte ich Sage an. »Du oder Tom und Jerry da oben? Warum habt ihr mich heute überall in Georgetown gesucht? Was habt ihr, du und Galen, überhaupt in Washington verloren? Warum seid ihr beide am vergangenen Sonntag nach Denver gedüst, nachdem ich aufgebrochen war? Worüber musstest du mit Wartan Asow und Lily Rad reden?«
    Es war offenkundig kein Geheimnis, dass ich all das bereits wusste - Rosemary hatte längst die Katze aus dem Sack gelassen;
sie wusste, dass ich einen Bericht von Nokomis Key erhalten hatte.
    Sage betrachtete mich kühl mit diesem herablassenden Ausdruck, der in mir schon immer das Bedürfnis geweckt hatte, ihn ihr mit Stahlwolle aus dem Gesicht zu wischen. Dann lächelte sie, und die vertraute Miss Everybody’s Darling war wieder da, mit ihren Grübchen und allem, was dazugehörte.
    »Diese Fragen solltest du lieber deinem Onkel stellen - nicht mir«, flötete sie. »Schließlich war er damit einverstanden, dass wir uns alle treffen. Und zwar in zehn Minuten, wie er gerade gesagt hat.«
    Sage machte Anstalten, die Treppe hochzugehen, aber ich hielt sie noch einmal fest. Sie sah mich verdattert an. Verdammt noch mal! Ich war selbst völlig überrascht. In meiner Frustration muss ich regelrecht die Zähne gefletscht haben.
    Vielleicht hatte ich mein wahres Naturell gegenüber Sage bisher nie gezeigt, aber ich fand, dass die Woche, die ich hinter mir hatte, schon schlimm genug war, auch ohne dass ihre schreckliche Familie mir zusätzlich das Leben schwermachte. Außerdem war ich absolut nicht in der Stimmung, mich von einer Frau abbügeln zu lassen, deren einziges Verdienst in ihrem bisherigen Leben darin bestand, ein diplomiertes

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