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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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wie viel er tatsächlich würde plausibel erklären können. Immerhin galt für mich, was meine Mutter mir als Kind immer eingebläut hatte: »Auch durch Verschweigen kann man lügen.«
    Wie gewünscht zog ich meinen Sessel hinter dem Tisch mit den Blumen hervor, um mich der »Gruppe« anzuschließen, und nutzte dabei die Gelegenheit, die Dinge schnell noch einmal vor meinem geistigen Auge Revue passieren zu lassen.
    Wie viele Fakten oder Spekulationen hatte Nim seit letzter Nacht von mir erfahren?
    Wie viel von dem, was er mir erzählt hatte, war »Lüge durch Verschweigen« gewesen - und was echte Information?
    Ich konnte nicht behaupten, dass er offensichtlich gelogen hatte, aber auf jeden Fall hatte er mich in die Irre geführt.
Erstens schien jede seiner Bemerkungen während der vergangenen vierundzwanzig Stunden zu implizieren, dass er weder Rodo noch Galen je begegnet war - selbst noch heute Vormittag, als er den Codenamen des Briefs dechiffriert und darauf hingewiesen hatte, wie die beiden durch Karl den Großen und das Schachspiel miteinander in Verbindung stehen könnten.
    Dieses Bild der Ahnungslosigkeit kippte natürlich, wenn man einige unauffällige Fakten ein bisschen näher unter die Lupe nahm. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Rodo sofort gewusst hatte, wo Nim in Washington abgestiegen war, was niemandem sonst bekannt war, mich eingeschlossen. Oder die Tatsache, dass Nim eine Rechnung über mehrere Millionen Dollar für eine wertlose Ranch in Colorado gezahlt hatte, die angeblich Galen March gehörte.
    Nachdem man einmal das Kleingedruckte gelesen hatte, war also offensichtlich, dass mein Onkel mit allen Anwesenden hier im Raum gut bekannt war - und zwar schon lange vor dem heutigen Tag -, mit Ausnahme vielleicht von Sage Livingston.
    Und das auch nur, wenn man davon ausging, dass Sage die Wahrheit sagte.
    »Wir haben offenbar die ganze Zeit über die falsche Person geschützt«, sagte Nim in den Raum, nachdem alle mit Drinks versorgt waren. »Kat hat alle ausgetrickst durch ihr Verschwinden, auch wenn ich keine Ahnung habe, warum . Irgendwelche Ideen?«
    »Genauso eindeutig ist«, meldete sich Rodo zu Wort, »dass sie keinem von uns zugetraut hat, sie oder Alexandra zu beschützen. Warum sonst sollte sie solch heikle Angelegenheiten selbst in die Hand genommen haben?«
    Noch während er sprach, spürte ich, dass ich die Situation
keine Sekunde länger würde ertragen können. Ich stand kurz davor, aus der Haut zu fahren.
    »Äh, ich dachte, ihr hättet euch alle noch nie gesehen?«, sagte ich zuckersüß, während ich Nim wütende Blicke zuwarf.
    »Haben wir auch nicht«, sagte er aufgebracht. »Wir wurden aus gutem Grund voneinander ferngehalten. Das war alles von Anfang an die Idee deiner Mutter. Angefangen hat es mit dem Tod deines Vaters, wenn ihr mich fragt. Das kommt dabei heraus, wenn man sich mit einer Frau einlässt, die ihre Mutterinstinkte die Kontrolle über ihre mentalen Fähigkeiten übernehmen lässt. Sie war ein helles Köpfchen, bevor du geboren wurdest. Was für ein Schlamassel.«
    Na, wunderbar. Jetzt war also ich verantwortlich für wer weiß was für ein Komplott, das diese Leute sich ausgedacht hatten, während man mich in völliger Unwissenheit gehalten hatte.
    »Vielleicht kannst du mir ja wenigstens eins erklären«, sagte ich zu Nim und deutete auf Galen. »Bist du der Eigentümer der Sky Ranch, wie Sage behauptet hat? Oder gehört sie ihm ?«
    »Kat hat mich gebeten, sie zu kaufen«, sagte Nim. »Eine Art Pufferzone, um die Landspekulanten fernzuhalten, wie sie mir erklärt hat. Sie hat dafür gesorgt, dass jemand als Strohmann fungierte, um die Leute vor Ort wegen unserer Beteiligung zu täuschen. Ich wusste nie, wer das war, gehe aber jetzt davon aus, dass es Mr March ist. Und anscheinend hat Miss Livingston geholfen, den Verkauf diskret abzuwickeln.«
    Sage? Warum würde meine Mutter ausgerechnet sie da mit hineinziehen? Sie konnte doch den ganzen Livingston-Clan nicht ausstehen. Obwohl sich so zwar erklären ließe, woher
Sage wusste, wer der eigentliche Eigentümer war, ergab dieses Szenario für mich immer weniger Sinn, ja, es erschien mir sogar noch sinnloser als die Einladung zu dieser bescheuerten Geburtstagsparty. Ich hätte nur noch schreien können.
    Und es fehlten noch eine ganze Menge Puzzlestücke. Aber ich musste nicht erst fragen: Der Potemkin aus den Pyrenäen meldete sich zu Wort.
    »Deine Mutter und ich sind schon seit Jahren befreundet«, sagte Rodo.

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