Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
mir nicht vorstellen, dass dieses Wort in ihrem Vokabular überhaupt vorkam. Wahrscheinlich war es eher ein Trick. Und auch wenn mich ihre Bemerkung über mein Verhältnis zu meiner Mutter ärgerte, war es, wie sie treffend konstatiert hatte, wirklich kein Geheimnis.
    Aber falls tatsächlich ein neues Spiel begonnen hatte, worüber sich eigentlich alle einig waren, und wenn weder Rosemary noch ich die neue weiße Dame waren, mussten wir unbedingt herausfinden, wer den Stein erneut ins Rollen gebracht hatte. Und wohin er rollen würde.
    Ich fand, dass es an der Zeit war, einige Dinge etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

    »Ich glaube, Rodo und mein Onkel wollten in erster Linie herausfinden«, sagte ich, »warum Rosemary meine Mutter für den Tod ihres Vaters verantwortlich macht - ob es nun ein Unfall war oder nicht. Wann oder wo hätte so etwas geschehen können? Kat ist schließlich nie viel gereist; sie führt ein ziemlich zurückgezogenes Leben.«
    »Immerhin ist sie bis nach Ain Kaabah gekommen«, fauchte Sage durch ihre zusammengebissenen Zähne.
    Wie bitte?
    »Das ist eine Stadt im Atlasgebirge in Algerien«, fügte sie hinzu. »Dort haben sich deine und meine Mutter kennengelernt, im Haus meines Großvaters. Aber getötet hat sie ihn in La Madrague, einem Hafen am Mittelmeer nicht weit von Algier.«
    Plötzlich herrschte Grabesstille im Raum. Man hätte eine Stecknadel auf den dicken Teppichboden fallen hören können. Mich packte ein Entsetzen, als würde ich in einem mit Sirup gefüllten Brunnen versinken.
    Natürlich kannte ich die Geschichte und ich erinnerte mich sogar, wo und von wem ich sie gehört hatte: von Lily Rad in Colorado. Sie hatte uns erzählt, dass sie mit meiner Mutter zusammen in Algerien gewesen war. Lily war in dem besagten Hafen von einem Mann entführt worden, der es auf die Schachfiguren abgesehen hatte, die die beiden jungen Frauen aus einer Höhle in der Wüste geholt hatten. Lily hatte ihn als den »alten Mann aus den Bergen« bezeichnet.
    Und sie hatte uns erklärt, dass er der weiße König war!
    Aber deine Mutter , so hatte Lily berichtet, hat Verstärkung geholt und mich gerettet, indem sie ihm den Beutel mit den schweren Schachfiguren auf den Kopf schlug .
    Konnte es so passiert sein? Konnte meine Mutter diesen
Mann wirklich getötet haben? Sollte Rosemary Livingstons Vater tatsächlich der weiße König gewesen sein?
    Aber da war noch etwas anderes: Es hatte mit dem Namen dieses Mannes und mit den Ereignissen der letzten Tage zu tun, etwas, das plötzlich wichtig zu sein schien. Ich durchforstete mein Gedächtnis, wurde aber in meinen Gedanken unterbrochen.
    »El-Marad«, sagte eine unverwechselbar sanfte, vertraute Stimme. Sie kam von der Tür. »So lautete der Name - eine Kurzform für Nimrod, wie ich gehört habe - der König von Babylon, der den Turm zu Babel gebaut hat.«
    Dort, in der offenen Eingangstür zur Suite meines Onkels, stand Nokomis Key.
    Sie schaute mir direkt in die Augen.
    »Ich hoffe, du hast meine Nachricht erhalten«, sagte sie. »Du bist ja verdammt schwer zu finden. Und glaub mir, Süße, ich suche dich schon eine ganze Weile.«
    Sie trat zu mir und zog mich an den Armen hoch. Während sie mich in Richtung der offenen Tür bugsierte, flüsterte sie mir ins Ohr: »Lass uns von hier verschwinden, und zwar möglichst schnell, bevor sie herausfinden, wer ich bin .«
    »Wir haben längst erraten, wer du bist«, rief Sage hinter ihr her.
    Die muss Ohren wie Satellitenschüsseln haben, dachte ich.
    Aber dann ertönte noch eine andere Stimme - die von Galen March, der bislang kaum ein Wort gesagt hatte. »Alexandra, bitte bleiben Sie stehen. Sie beide«, sagte er mit großem Nachdruck. »Sie dürfen noch nicht gehen. Verstehen Sie denn nicht? Nokomis Key ist die neue weiße Dame.«

    »Heiliger Strohsack«, stöhnte Key und schob mich aus dem Zimmer.
    Kaum waren wir draußen, zog sie die Tür hinter sich zu und klemmte, bevor die anderen auch nur reagieren konnten, ein Stück Metall von der Größe einer Kreditkarte ins Schloss. Grinsend warf sie ihre schwarze, lange Mähne über die Schulter. »Das dürfte halten, bis die Rettungsmannschaft eintrifft«, sagte sie.
    Key kannte sich in Hotels bestens aus. Ihr Studium hatte sie sich unter anderem mit Jobs als Zimmermädchen oder Portier finanziert. Aber im Moment interessierte sie sich nur für den Ausgang. Schnaufend wie eine Dampflok manövrierte sie mich zur Feuertreppe.
    Ich war noch völlig verwirrt

Weitere Kostenlose Bücher