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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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hatte. Dieses Reich sollte regiert werden von Katharinas anderem Enkel, den sie nach dem ursprünglichen Begründer der östlichen Kirche benannt hatte: Konstantin.
    Zur Durchführung des Plans stellte Potemkin eine Militäreinheit auf, die aus zweihundert griechischen Studenten bestand, der »Kompanie der ausländischen Gläubigen«. Die Soldaten sollten in Russland militärisch ausgebildet werden als Vorbereitung für die Rückkehr in ihre Heimat, wo sie die Speerspitze für die Befreiung Griechenlands von der türkischen Herrschaft bilden würden. Diese Gruppe repräsentierte die Keimzelle der Hetaireia ton Philikon , der Gesellschaft für die Unabhängigkeit Griechenlands, die so viel zu allem beitragen sollte, was wir heute hier tun.

    Nachdem die Strategie unter Dach und Fach war und einige Bauern hinter die feindlichen Linien geschmuggelt worden waren, befanden sich alle Figuren in Aufstellung für den großen Schlag. So glaubte Katharina zumindest.
    Der nächste Russisch-Türkische Krieg, der 1787 - zwei Jahre vor der Französischen Revolution - begann, erwies sich als noch erfolgreicher als der erste: Potemkin als Oberbefehlshaber erlangte die Herrschaft über den größten Teil des Schwarzen Meers und eroberte die türkische Festung Ismail.
    Als Katharina im Begriff war, die Durchführung des »Griechischen Projekts« anzuordnen, also das Osmanische Reich aufzuteilen und Konstantinopel zu erobern, wurde Potemkin - der nicht nur Katharinas Oberbefehlshaber und ein brillanter politischer Stratege, sondern angeblich auch ihr heimlicher Ehemann war - auf der Rückreise nach der Vertragsunterzeichnung von einem mysteriösen Fieber befallen. Er starb wie ein Hund an der Straße nach Nikolajew in Bessarabien nördlich des Schwarzen Meers.
    Der Hof in St. Petersburg trauerte angesichts dieser Nachricht, und Katharina war gramgebeugt. Ihre hochfliegenden Ambitionen und komplexen Pläne wurden auf unbestimmte Zeit vertagt - zu Grabe getragen mit ihrem Urheber, der nicht nur wesentlich an der Entwicklung dieser Pläne, sondern auch an ihrer Umsetzung beteiligt gewesen war.
    Aber zur selben Zeit traf eine alte Freundin der Zarin im Winterpalast ein: Es war Helène de Roque, die Äbtissin von Montglane. Bei sich hatte sie eine wichtige Figur des Montglane-Spiels - des Schachspiels, das einst Karl dem Großen gehört hatte -, vielleicht die machtvollste Figur: die schwarze Dame.
    Hoffnung keimte auf in Katharina der Großen, dass all ihre Bemühungen doch nicht vergebens und die erwarteten
Früchte ihres »Projekts« am Ende doch noch nicht verloren waren.
    Katharina brachte diese eine Figur in Sicherheit und hatte ein wachsames Auge auf ihre Freundin, die Äbtissin, um in Erfahrung zu bringen, wo die anderen Figuren des Spiels gefunden werden könnten. Mehr als ein Jahr sollte vergehen, bis Katharinas Sohn Paul, der seine Mutter verabscheute, ein Gespräch zwischen der Äbtissin und seiner Mutter mithörte, aus dem hervorging, dass Zarin Katharina beabsichtigte, Paul zugunsten seines Sohns Alexander zu enterben. Aber nachdem die Zarin bemerkt hatte, dass Paul ebenfalls über die Existenz der wertvollen Schachfigur, die sie in einem abgelegenen Gewölbe der Eremitage versteckt hatte, im Bilde war, entschloss sie sich, unverzüglich zu handeln.
    Die Zarin, die den Absichten ihres Sohns Paul misstraute, beauftragte in aller Heimlichkeit ihren Meistergoldschmied Jakow Frolow, der ihr schon vor mehr als zwanzig Jahren eine perfekte Kopie der Schwarzen Madonna von Kasan angefertigt hatte, eine ebenso perfekte Kopie der schwarzen Dame herzustellen.
    In ihrer Verzweiflung schmuggelte Katharina die ursprüngliche Schachfigur mithilfe ihrer »Kompanie ausländischer Gläubiger« in den griechischen Untergrund. Die Kopie brachte sie in ihr Gewölbe in der Eremitage, wo diese bis zu Katharinas Tod drei Jahre später blieb - bis zu dem Zeitpunkt, als Paul das Testament seiner Mutter fand und vernichtete und Zar von Russland wurde.
    Endlich hielt er den Gegenstand in seinen Händen, den seine Mutter, wie er glaubte, am meisten verehrt und geschätzt hatte.
    Aber ein Mensch wusste Bescheid.
    Als der neue Zar Paul nach dem Tod Katharinas der Großen
die versteckte Dame in dem Gewölbe fand, die er für das Original hielt, zeigte er die Figur kurz vor dem Staatsbegräbnis für seine Mutter der Äbtissin von Montglane. Er wollte sie - sei es durch Drohungen oder mit Gewalt - zur Kooperation bei der Suche nach den anderen Figuren bewegen.

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