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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Feuer gewärmt war, das in der Mitte brannte.
    Das Oktagon maß etwa dreißig Meter im Durchmesser und war zehn Meter hoch. Die Feuerstelle in der Mitte, über der sich der gemauerte Kamin erhob, durch den der Rauch in den Himmel stieg, besaß eine kupferne Haube, an der Töpfe und Pfannen hingen. Das Haus wirkte wie ein gigantisches Tipi, wären da nicht die vielen aus massivem Holz gefertigten Möbel gewesen, die überall herumstanden. Meine Mutter hatte immer schon etwas gegen Möbel gehabt, auf denen man sitzen konnte, aber da standen unser Flügel, eine
Anrichte, verschiedene Schreibtische, ein paar Stehpulte, drehbare Bücherregale und ein Billardtisch, an dem nie jemand spielte.
    Den ersten Stock bildete eine achteckige Galerie, die sich rund um den Raum zog. Dort oben gab es kleine Zimmer, wo Gäste schlafen und manchmal sogar baden konnten.
    Fahles Licht fiel durch die unteren Fenster herein und ließ den Staub glitzern, der sich auf dem Mahagoniholz gesammelt hatte. Durch die Oberlichter ergoss sich rosiges Morgenlicht, das die bunten Totemtierköpfe, die in die mächtigen, die Galerie tragenden Pfeiler geschnitzt waren, zum Leben zu erwecken schien. Acht Pfeiler, acht Totemtiere: Bär, Wolf, Adler, Hirsch, Bison, Ziege, Puma, Widder. In sechs Metern Höhe schienen sie im zeitlosen Raum zu schweben. Es war, als würde die Zeit im ganzen Haus stillstehen. Das einzige Geräusch rührte vom Prasseln des Feuers her.
    Ich ging von einem Fenster zum anderen und schaute hinaus in die verschneite Landschaft. Bis auf meine eigenen Fußabdrücke war nicht eine einzige Spur im Schnee zu entdecken. Ich stieg die Wendeltreppe zur Galerie hinauf und schaute in jede einzelne Schlafkammer. Nicht die geringste Spur.
    Wie hatte sie das angestellt?
    Anscheinend hatte meine Mutter sich einfach in Luft aufgelöst.
    Ein plötzliches Geräusch zerriss die Stille: Das Telefon läutete. Ich rannte die Treppe hinunter und schaffte es gerade noch, den Hörer vom Apparat auf dem Schreibtisch zu reißen, ehe der Anrufbeantworter ansprang.
    »Himmelherrgott, was hast du dir dabei gedacht, dir diesen gottverlassenen Ort auszusuchen?«, fragte eine kehlige Stimme mit einem leichten britischen Akzent. Sie gehörte einer Frau, die ich nur zu gut kannte. »Und wo zum Teufel steckst du
überhaupt? Wir fahren schon seit Tagen in dieser Wildnis herum!« Dann schien sie leise mit jemand anderem zu sprechen.
    »Tante Lily?«, fragte ich.
    Denn es konnte niemand anders sein als meine Tante Lily Rad, meine erste Schachlehrerin und immer noch eine der Top-Großmeisterinnen. Sie war einmal die beste Freundin meiner Mutter gewesen, allerdings hatten die beiden schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Aber wieso rief sie jetzt hier an? Und was meinte sie damit, dass sie schon seit Tagen in dieser Wildnis herumfuhren?
    »Alexandra?«, fragte Lily verdattert. »Ich dachte, ich hätte bei deiner Mutter angerufen. Was machst du denn da draußen? Ich dachte, ihr … wärt nicht besonders gut aufeinander zu sprechen.«
    »Wir haben uns wieder versöhnt«, sagte ich hastig, um so schnell wie möglich von dem Thema abzulenken. »Aber meine Mutter ist im Moment nicht hier. Wo seid ihr denn?«
    »Sie ist nicht da? Das kann nicht dein Ernst sein«, schnaubte Lily. »Ich bin extra aus London angereist, um sie zu besuchen. Sie hat darauf bestanden! Es ging um irgendeine Geburtstagsparty - keine Ahnung, was das zu bedeuten hat. Und wo ich hier bin, weiß der liebe Himmel! Mein Navi sagt, ich sei in Purgatory - und ich komme mir auch genau so vor, als wäre ich im Fegefeuer gelandet. Wir haben schon seit Stunden nichts mehr gesehen, was auch nur entfernt an Zivilisation erinnert.«
    »Du bist hier? In Purgatory?«, fragte ich. »Das ist ein Skigebiet, höchstens eine Stunde von hier entfernt.« Es kam mir völlig verrückt vor: Die beste britische Schachspielerin kam aus London nach Purgatory, Colorado, um an einer Geburtstagsparty teilzunehmen? »Wann hat meine Mutter dich eingeladen?«

    »Das war eigentlich eher ein Befehl als eine Einladung«, erwiderte Lily. »Sie hat mir eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen, ohne eine Nummer anzugeben, unter der ich sie zurückrufen konnte.« Einen Augenblick lang herrschte Stille in der Leitung, dann fügte Lily hinzu: »Ich liebe deine Mutter - das weißt du, Alexandra. Aber ich habe es noch nie akzeptieren können …«
    »Ich auch nicht«, fiel ich ihr ins Wort. »Reden wir nicht darüber. Sag mir lieber, woher du

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