Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
wusstest, wo du sie finden konntest.«
    »Ich wusste es nicht! Herrgott noch mal, ICH WEISS ES IMMER NOCH NICHT! Mein Wagen befindet sich auf einer Straße in der Nähe eines Kaffs, das damit wirbt, die letzte Haltestelle vor der Hölle zu sein, es gibt weit und breit nichts zu essen, mein Fahrer weigert sich weiterzufahren, wenn ich ihm nicht eine Flasche Wodka besorge, mein Hund ist in … in einer Schneewehe verschwunden, auf der Jagd nach irgendeinem Nagetier … UND, wenn ich das hinzufügen darf, es war komplizierter, deine Mutter per Telefon ausfindig zu machen, als es für den Mossad gewesen sein kann, Dr. Mengele in Südamerika aufzuspüren!«
    Ich musste eingreifen, denn sie begann schon zu hyperventilieren.
    »Immer mit der Ruhe, Tante Lily«, sagte ich. »Ich werde dich schon hierherlotsen. Und was das Essen angeht, du weißt doch, dass ich stets etwas improvisieren kann. Hier gibt es immer reichlich Konserven und auch Wodka für deinen Fahrer. Wenn du willst, kann er sogar einen Schlafplatz bekommen. Es würde zu lange dauern, wenn ich mich auf den Weg machen würde, um euch abzuholen, aber wenn du mir deine Satellitenkoordinaten durchgibst - ich kenne jemanden ganz in deiner Nähe, der dich hierhergeleiten kann.«

    »Wer auch immer das ist, Gott segne ihn«, sagte meine Tante Lily, der Dankesworte normalerweise nicht so leicht über die Lippen kamen.
    »Es ist eine Sie«, entgegnete ich, »und sie heißt Key. Sie wird in einer halben Stunde bei euch sein.« Ich notierte mir Lilys Handynummer und gab am Sportflughafen Bescheid, dass Key sie abholen sollte. Key war seit meiner Kindheit meine beste Freundin, aber sie würde sich sehr wundern, wenn sie erfuhr, dass ich nach all den Jahren ohne Voranmeldung hier aufgekreuzt war.
    Als ich den Hörer auflegte, sah ich am anderen Ende des Raums etwas, das mir bisher nicht aufgefallen war. Der Deckel des Flügels, den meine Mutter immer offen stehen ließ für den Fall, dass sie plötzlich die Lust überkam, ein bisschen zu klimpern, war geschlossen. Auf dem Deckel lag ein Blatt Papier, und darauf stand ein runder Gegenstand, der anscheinend als Beschwerer diente. Als ich näher trat, um mir das Ganze anzusehen, stieg mir das Blut in den Kopf.
    Bei dem runden Beschwerer handelte es sich um die schwarze Achterkugel von unserem Billardtisch, die auf einem Schlüsselring ruhte, damit sie nicht wegrollte. Der Zettel mit der Nachricht, der darunter lag, stammte eindeutig von meiner Mutter, denn der Code war dermaßen primitiv, dass niemand anders sich das ausgedacht haben konnte. Ich konnte sehen, wie viel Mühe sie sich gegeben hatte, eine Information in ein Rätsel zu verpacken, offenbar ohne fremde Hilfe.
    Auf dem Zettel stand in Druckbuchstaben:
    WASHINGTON
LUXUSWAGEN
VIRGIN ISLANDS
ELVIS LEBT
WIE OBEN, SO UNTEN
    Das mit Elvis war einfach: Es war zweifellos ein Anagramm für den Nachnamen meiner Mutter, Velis. Als hätte ich diesen Hinweis gebraucht. Der Rest war schon eher besorgniserregend, aber nicht, weil der Code nicht zu knacken gewesen wäre.
    Washington bedeutete natürlich »DC«, Luxuswagen »LX«, Virgin Islands »VI«. Die römischen Zahlen (denn darum handelte es sich zweifellos) lauteten:
    D = 500
C = 100
L = 50
X = 10
V =5
I =1
    Wenn man sie zusammenzählte, erhielt man »666« - die Zahl des gehörnten Tiers aus der Apokalypse.
    Ich hatte keine Angst vor dem Untier - wir hatten reichlich Untiere, die uns beschützten, sie waren überall im Blockhaus verteilt als Totemtiere. Aber zum ersten Mal machte ich mir ernste Sorgen um meine Mutter. Warum hatte sie diese abgegriffene Methode angewandt, um mir eine Nachricht zu übermitteln? Und was war mit dem Beschwerer, der Achterkugel, ein alberner Allgemeinplatz: Behind the eight ball - In der Klemme sitzen -, was hatte das zu bedeuten?

    Und was sollte ich mit dem alchemistischen Blödsinn anfangen: Wie oben, so unten ?
    Plötzlich begriff ich. Ich legte die schwarze Billardkugel und den Zettel auf den Notenständer und öffnete den Flügel. Und ließ den Deckel beinahe fallen, bevor ich die Stütze aufrichten konnte.
    Dort, im Körper des Flügels, befand sich etwas, von dem ich geglaubt hatte, es nie wieder im Haus meiner Mutter zu sehen, solange sie lebte.
    Ein Schachspiel.
    Und zwar nicht irgendein Schachspiel, sondern eins mit einer angefangenen Partie. Einige Figuren - schwarze und weiße - waren bereits geschlagen und standen oder lagen neben dem Schachbrett auf den Saiten des Flügels.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher