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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Schahin holte tief Luft, dann fügte er hinzu: »Ich habe in Erfahrung gebracht, dass die beiden eine wichtige Figur des Montglane-Schachspiels bei sich hatten.«

Die Königsindische Verteidigung
     
     
     
     
[Die Königsindische Verteidigung] wird im Allgemeinen als die komplexeste und interessanteste der Indischen Verteidigungen angesehen. … Theoretisch müsste Weiß einen Vorteil haben, weil seine Position freier ist. Aber die Position von Schwarz ist solide und voller Möglichkeiten; mit dieser Verteidigung kann ein beharrlicher Spieler Wunder wirken.
    FRED REINFELD, Complete Book of Chess Openings
     
     
     
Schwarz wird … Weiß ermöglichen, ein starkes Bauernzentrum
aufzubauen, und dieses dann angreifen. Weitere beliebte Aspekte
sind die Versuche von Schwarz, die lange Diagonale der schwar-
zen Quadrate zu öffnen und so den Weg freizumachen für die
Bauern vor dem schwarzen König.
    EDWARD R. BRACE, An Illustrated Dictionary of Chess
     
     
     
    Das Geräusch von berstendem Holz zerriss die Stille.
     
     
     
    Ich stand am Feuer und schaute zu Lily hinüber. Sie hatte den Anrufbeantworter meiner Mutter ausgeschaltet, das Kabelknäuel aus der Schublade genommen und auf den Schreibtisch gelegt. Unter den neugierigen Blicken von Key und Wartan versuchte sie, die klemmende Schublade mithilfe eines
Brieföffners ganz aus dem Schreibtisch zu ziehen. Es hörte sich an, als wollte sie das ganze Möbelstück auseinandernehmen.
    »Was machst du da?«, fragte ich entgeistert. »Dieser Schreibtisch ist hundert Jahre alt!«
    »Es widerstrebt mir, ein authentisches Andenken an die britischen Kolonialkriege zu ruinieren, das dir wahrscheinlich sehr viel bedeutet«, sagte meine Tante. »Aber deine Mutter und ich haben mal in Schubladen, die genauso klemmten wie die hier, einige Gegenstände von unermesslichem Wert gefunden. Sie muss gewusst haben, dass so etwas bei mir Erinnerungen wecken würde.« Frustriert fuhrwerkte sie weiter an der Schublade herum.
    »Wie soll man denn in so einem mickrigen Feldschreibtisch irgendwas Wertvolles verstauen?«, bemerkte ich. Es war kaum mehr als ein zusammenklappbares Tischchen mit ein paar Schubladen, von der Art, wie britische Offiziere sie auf Maultieren über den Khaiberpass nach Kaschmir transportiert hatten. »Außerdem klemmt diese Schublade, seit ich denken kann.«
    »Dann wird’s ja Zeit, sie endlich mal gängig zu machen«, konterte Lily.
    »Allerdings«, pflichtete Key ihr bei, nahm den Briefbeschwerer und reichte ihn Lily. »Wie heißt es so schön: Besser spät als nie.«
    Lily holte aus und hieb mit dem Briefbeschwerer auf den Schreibtisch ein. Ich hörte das dünne Holz weiter splittern, aber sie bekam die Schublade immer noch nicht heraus.
    Zsa-Zsa, von dem Lärm und der Aufregung ganz aus dem Häuschen, sprang quiekend an unseren Beinen hoch. Es klang wie ein Rudel Ratten auf einem sinkenden Schiff. Ich hob sie auf und klemmte sie mir unter den Arm, sodass sie vorübergehend Ruhe gab.

    »Darf ich?«, fragte Wartan höflich und nahm Lily die Werkzeuge aus der Hand.
    Er schob den Brieföffner zwischen Schublade und Seitenwand und trieb ihn mithilfe des Briefbeschwerers immer tiefer in den Schlitz, bis das weiche Holz nachgab. Mit einem Ruck zog Lily die Schublade heraus.
    Während Wartan die kaputte Schublade von allen Seiten betrachtete, langte Key in die nun im Schreibtisch entstandene Öffnung und tastete darin herum.
    »Ich kann nichts finden«, sagte Key. »Aber mein Arm ist auch zu kurz, ich komme nicht bis ganz hinten.«
    »Darf ich?«, fragte Wartan noch einmal, stellte die Schublade ab, hockte sich neben Key und schob seinen Arm ins Innere des Schreibtischs. Nachdem er eine ganze Weile darin herumgesucht hatte, zog er ihn wieder heraus und schaute uns drei, die wir ihn erwartungsvoll umringten, mit ausdrucksloser Miene an.
    »Nichts zu finden«, sagte er, stand auf und klopfte sich den Staub vom Ärmel.
    Vielleicht war es mein angeborenes Misstrauen, oder vielleicht war es auch dem Umstand zuzuschreiben, dass meine Nerven blank lagen, aber ich glaubte ihm nicht. Lily hatte recht. Irgendetwas musste in dem Schreibtisch verborgen sein. Diese Feldschreibtische hatten nicht nur leicht sein müssen, sondern auch stabil. Sie waren jahrzehntelang benutzt worden, um Schlachtpläne, Strategieentwürfe und geheime Nachrichten von Hauptquartieren, Fronttruppen und Spionen zu transportieren.
    Ich reichte Zsa-Zsa an Lily weiter, öffnete die andere Schublade und

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