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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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wissen musste, etwas, das keinen rechten Sinn zu ergeben schien.

    »Was haben Sie vorhin gemeint«, fragte ich, »als Sie sagten, mein Vater habe ›vielleicht die Schatzkammer mit etwas verlassen‹, dessen Wert nur ihm bewusst war?« Wartan lächelte geheimnisvoll, als hätte ich gerade eine Art Test bestanden.
    »Es ist mir selbst erst in den Sinn gekommen«, sagte er, »als Sie eben die ›offizielle‹ Erklärung für den Tod Ihres Vaters erwähnten. Ich halte es für wahrscheinlich, dass Ihr Vater, als er das Gebäude an jenem Morgen verließ, etwas von enormem Wert bei sich trug, etwas, von dem andere vermuteten, dass es sich in seinem Besitz befand, das sie jedoch nicht sehen konnten.« Als ich verwirrt dreinblickte, fuhr er fort: »Ich vermute, dass es sich um Informationen handelte.«
    »Informationen?«, wiederholte ich zweifelnd. »Welche Art von Informationen können denn so wertvoll gewesen sein, dass jemand ihn deswegen hätte umbringen sollen?«
    »Was auch immer es gewesen sein mag«, sagte er, »es sollte um jeden Preis verhindert werden, dass er es an irgendjemanden weitergab.«
    »Angenommen, mein Vater verfügte tatsächlich über Informationen von so großer Bedeutung, wie Sie sagen - wo hätte er sie dort in der Schatzkammer von Sagorsk so schnell herhaben sollen? Wie Sie selbst wissen, haben wir uns nur wenige Minuten in dem Gebäude aufgehalten«, erinnerte ich ihn. »Und während dieser Zeit hat mein Vater mit niemandem gesprochen, der ihm derartige Informationen hätte geben können.«
    »Mag sein, dass er mit niemandem gesprochen hat«, entgegnete Wartan. »Aber vielleicht hat jemand mit ihm gesprochen.«
    Ein Bild von jenem Morgen, das ich so lange aus meinem Gedächtnis verdrängt hatte, tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Mein Vater hatte mich damals in der Schatzkammer
einen Augenblick lang allein gelassen. Er hatte den Raum durchquert, um einen Blick in eine große Glasvitrine zu werfen. Und dort war jemand zu ihm getreten …
    » Sie haben mit meinem Vater gesprochen!«, rief ich aus.
    Diesmal versuchte Wartan nicht, mich zum Schweigen zu bringen, sondern nickte nur.
    »Ja«, sagte er. »Ich habe mich neben Ihren Vater gestellt, als er vor der großen Vitrine stand, in der eine goldene, mit Edelsteinen besetzte Schachfigur ausgestellt war. Ich habe ihm gesagt, dass die Figur erst kürzlich zusammen mit Schliemanns Schatz aus Troja im Keller der Eremitage von St. Petersburg entdeckt worden war. Und dass die Schachfigur einmal Karl dem Großen und später womöglich Katharina der Großen gehört hatte. Ich erklärte Ihrem Vater, dass sie extra für jene letzte Partie des Turniers nach Sagorsk gebracht worden war. Daraufhin wandte Ihr Vater sich ganz plötzlich ab, nahm Sie bei der Hand und verließ mit Ihnen das Gebäude.«
    Wir waren nach draußen geflüchtet, wo mein Vater auf den Eingangsstufen zur Schatzkammer den Tod gefunden hatte.
    Wartan musterte mich eindringlich, während ich versuchte, die dunklen, lange unterdrückten Gefühle zu verbergen, die zu meinem großen Kummer wieder in mir aufstiegen. Aber irgendetwas passte immer noch nicht:
    »Es ergibt keinen Sinn«, sagte ich. »Warum sollte jemand meinen Vater töten, um zu verhindern, dass er gefährliche Informationen weitergab, wenn sowieso alle über diese einzigartige Schachfigur und ihre Geschichte Bescheid wussten - Sie eingeschlossen?«
    Aber kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, wusste ich die Antwort.
    »Weil die Schachfigur für ihn eine ganz besondere Bedeutung hatte«, sagte Wartan aufgeregt. »Was auch immer Ihrem
Vater beim Anblick der Figur klar geworden ist - seine Reaktion darauf war garantiert anders, als diejenigen, die ihn beobachteten, erwartet hatten, sonst hätten sie das wertvolle Stück nicht in dem Raum ausgestellt, in dem die Partie stattfinden sollte. Auch wenn sie vielleicht nicht genau wissen konnten, was Ihr Vater entdeckt hatte, mussten sie ihn zum Schweigen bringen, ehe er sein Wissen an jemanden weitergeben konnte, der etwas damit anzufangen wusste!«
    Alle Schachfiguren schienen sich in der Mitte des Bretts zu sammeln. Wartan war anscheinend auf der richtigen Fährte. Aber ich konnte immer noch vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.
    »Meine Mutter war von Anfang an davon überzeugt, dass der Tod meines Vaters kein Unfall war«, räumte ich ein, erwähnte jedoch nichts davon, dass sie außerdem glaubte, die Kugel, die ihn getötet hatte, sei für mich bestimmt gewesen. »Und sie ist

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