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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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der Kosename, den mein Vater mir gegeben hatte, die Abkürzung von Alexie. Als ich ihn jetzt hörte, noch dazu im Zusammenhang mit dem Wort Mord , fühlte ich mich vollkommen schutzlos.
    Das war wieder dieses Thema, über das wir nie sprachen, über das ich nie nachdachte. Aber nun war meine verdrängte Vergangenheit in die erstickende Enge des Windfangs eingedrungen und starrte mir mit der Kaltblütigkeit dieses Ukrainers ins Gesicht. Wie üblich reagierte ich mit totaler Verleugnung.
    »Mord?«, entgegnete ich und schüttelte ungläubig den Kopf, als könnte das die Sachlage aufhellen. »Die russischen Behörden haben damals erklärt, dass es ein Unfall war, dass der Wachmann auf dem Dach ihn aus Versehen erschossen hat, weil er glaubte, er hätte einen wertvollen Gegenstand aus der Schatzkammer gestohlen.«
    Mit einem Mal lag große Wachsamkeit in Wartans dunklen
Augen, ein seltsames Schimmern, als wäre eine Flamme in seinem Inneren entzündet worden.
    »Vielleicht hatte Ihr Vater ja tatsächlich etwas sehr Wertvolles aus der Schatzkammer gestohlen«, sagte er langsam, als wäre ihm ganz plötzlich etwas aufgefallen, ein Detail, das er bis dahin übersehen hatte. »Vielleicht hat Ihr Vater die Schatzkammer mit etwas verlassen, dessen Wert ihm erst in dem Augenblick bewusst geworden war. Aber was auch immer an jenem Tag geschehen ist, Alexandra, ich bin mir absolut sicher, dass Ihre Mutter mich nicht gebeten hätte, zusammen mit Ihnen und Lily Rad an diesen abgelegenen Ort zu kommen, wenn sie nicht ebenso wie ich davon überzeugt wäre, dass der Tod Ihres Vaters vor zehn Jahren etwas mit dem Mord an Taras Petrossian vor zwei Wochen in London zu tun hat.«
    »Petrossian!«, rief ich aus, doch Wartan brachte mich mit einem kurzen Blick auf die nach innen führende Tür zum Schweigen.
    Taras Petrossian war der reiche Unternehmer und Geschäftsmann, der vor zehn Jahren das Schachturnier in Russland organisiert hatte! Er war an jenem Tag auch in Sagorsk gewesen. Viel mehr wusste ich nicht über den Mann. Aber auf einmal hatte Wartan Asow - arroganter Schnösel oder nicht - meine volle Aufmerksamkeit.
    »Wie wurde dieser Petrossian denn umgebracht?«, fragte ich. »Und warum? Und weshalb war er in London?«
    »Er war dabei, eine große Schachausstellung zu organisieren, mit Großmeistern aus aller Welt«, antwortete Wartan mit leicht hochgezogenen Brauen, als hätte er angenommen, dass ich das bereits wusste. »Petrossian war vor mehreren Jahren mit viel Geld nach England geflüchtet, als die korrupte kapitalistische Oligarchie, die er in Russland mit aufgebaut hatte, vom Staat kassiert wurde. Aber es war ihm nicht gelungen,
sich in Sicherheit zu bringen, wie er vielleicht angenommen hatte. Vor zwei Wochen wurde Petrossian in einem Luxushotel in Mayfair tot in seinem Bett aufgefunden. Es heißt, er sei vergiftet worden - eine bewährte Methode in Russland. Petrossian hatte sich immer wieder kritisch über die silowki geäußert, aber der Arm dieser Bruderschaft reicht sehr weit, wenn es darauf ankommt, einen unliebsamen Zeitgenossen zum Schweigen zu bringen …«
    Als ich Wartan verständnislos anschaute, fügte er hinzu: »In Russland bedeutet silowki so viel wie ›die Männer an der Macht‹. Es handelt sich um eine Organisation, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Rolle des KGB übernommen hat. Heute nennt der Geheimdienst sich FSB, Bundesagentur für die Sicherheit der Russischen Föderation. Ihre Mitglieder und ihre Methoden sind noch dieselben, nur der Name hat sich geändert. Sie sind wesentlich mächtiger, als der KGB es jemals war - ein Staat im Staat, ohne Kontrolle von außerhalb. Und ich glaube, dass die silowki für den Mord an Ihrem Vater verantwortlich sind - der Wachmann, der ihn erschossen hat, stand zweifellos auf ihrer Gehaltsliste.«
    Was er da sagte, kam mir völlig absurd vor, dennoch spürte ich, wie mir der kalte Schauer des Wiedererkennens über den Rücken lief. Ich erinnerte mich, dass es tatsächlich Taras Petrossian gewesen war, der damals unsere letzte Partie nach Sagorsk verlegt hatte, weit außerhalb von Moskau. Wenn er jetzt ermordet worden war, könnte das die Ängste, die meine Mutter all die Jahre geplagt hatten, verständlich machen. Und es könnte eine Erklärung für ihr Verschwinden sein und für all die Hinweise, die sie für mich hinterlassen hatte. Vielleicht hatte sie tatsächlich die ganze Zeit richtiggelegen mit ihrem Verdacht.
    Aber es gab noch etwas, das ich

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