Die Botschaft des Panergon
Jeder, der sich dieser Anordnung widersetzt, wird bestraft. Verlassen des Arbeitsplatzes zieht unweigerlich die Todesstrafe nach sich! Nur absoluter Gehorsam, nur unerschütterliche Disziplin können unsere Unabhängigkeit sichern, unsere Errungenschaften, unser Recht, die Ordnung auf Erden, das Geschick der Menschheit selbst, das heißt in Freiheit zu bestimmen!“
Abd el Malek erhob sich.
„Diese Proklamation geht unverzüglich hinaus! Noch heute muß sie überall in den Ländern der Union verbreitet sein. Sie haften für die strengste Befolgung der Anordnung. Es gibt keine Schwächen, keine Rücksichten! Nur so können wir eine Verhandlung durchsetzen, die uns nichts preiszugeben zwingt, die unsere Macht sichert, die uns in die Nutznießung von Errungenschaften des Panergon setzt, die wir brauchen. Ich schließe die Sitzung.“
Zehn Minuten später erhob sich Raumschiff Panergon 37, mit majestätischer Langsamkeit emporstrebend. Eine Granate stürzte zur Erde, flammend explodierend.
Dann erscholl über Sufetula eine macht- und klangvolle Stimme, alle Lautsprecher übertönend. Was sie sagte, richtete sich an Regierung und Obersten Rat der Union:
„Panergon gibt eine Stunde Bedenkzeit. Innerhalb dieser Zeit sind unsere Brüder freizulassen und zu ihren Schiffen zu bringen. Sie sind vor diesen freizulassen. Sie betreten die Raumschiffe, nur sie allein. Panergon 37 wird die genaue Ausführung dieses Befehls überwachen. Nichtbefolgung zieht nach Ablauf einer Stunde die Erzwingung des Befehls nach sich.“
Die Antwort der Union ließ nicht lange auf sich warten:
„Die Regierung und das Volk der Panafrikanischen Union unterwerfen sich keinem Diktat, aber sie sind zu Verhandlungen bereit unter folgenden Bedingungen:
Panergon sichert der Panafrikanischen Union die Unantastbarkeit ihrer Unabhängigkeit, der politischen und gesellschaftlichen Ordnung feierlich zu.
Panergon veranlaßt Regierung und Hohen Rat der UN zu der gleichen Zusicherung und garantiert ihre Einhaltung. Die Union verpflichtet sich, gleichermaßen die Unantastbarkeit und Unabhängigkeit der UN, ihrer politischen und gesellschaftlichen Ordnung zuzusichern.
Unter diesen Bedingungen ist die Panafrikanische Union bereit, ihre Gefangenen freizulassen, durch diese die Raumfahrzeuge wieder übernehmen zu lassen.
Die Regierung der Union und ihr Oberster Rat sind bereit, an einer diese vorgeschlagenen Vereinbarungen und ein allgemeines und dauerndes Friedensabkommen besiegelnden Konferenz teilzunehmen.
Jedem Versuch, auf ihre Entschlüsse einen Zwang auszuüben, werden sich Regierung, Oberster Rat und Völker der Union in unerschütterlicher Einmütigkeit und Disziplin bis zum äußersten widersetzen.“
Die Welt hielt den Atem an. Die Panafrikanische Union, in deren entlegenste Teile die Proklamation geflogen war, in die nun auch die Antwort an Panergon durch den Äther jagte, bebte und zitterte wie in Fieberschauern.
Die Union schien ein einziges Militärlager. Überall standen aufgefahren, in drohender Unbeweglichkeit, die leichten und schweren Panzerfahrzeuge, harrten startbereit die Flugmaschinen, patrouillierten in Stadt und Land schnelle Militär- und Polizeifahrzeuge, waren die Truppen in Alarmbereitschaft. Die Arbeit ging weiter, als sei nichts geschehen, niemand wagte, sie zu unterbrechen, über jedem schwebte das Damoklesschwert der Proklamation des Palatium.
Von einer Aura um woben, auftauchend wie ein Phantom und ebenso rasch entschwindend, blitzte in dieser Stunde Panergon 37 hier und da über die Länder der Union, von Millionen Augen gesehen, die immer wieder – von Furcht und Unruhe bewegt – ihre Blicke zum Himmel richteten.
Genau eine Stunde nach Aussendung seiner Botschaft stand Panergon 37 über dem Sufetulaer Flughafen, nicht höher als 100 Meter schwebend. Einen Moment verhielt es, fast unbeweglich, dann ging es nieder, setzte auf.
Niemand wagte es, sich zu nähern.
Die Laufbahn glitt aus, ein einzelner Mann schritt langsam über sie herab. Zwei Minuten verharrte er, reglos wie eine Statue. Dann wandte er sich und nahm seinen Weg zurück.
Jeder, der es sah, begriff: Panergon hatte eine letzte Geste des Friedens getan. Atiro hatte seine Gefährten erwartet, aber man hatte sie nicht freigegeben. Jetzt mußte das kommen, was Panergon die „Erzwingung des Befehls“ genannt hatte.
Was würde geschehen?
* * *
Unruhig schritt Abd el Malek in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er war allein, er
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