Die Bourne-Identität
alter Freund. So ist es leichter ... Sie werden zur vietnamesischen Botschaft gehen und sich nach einem Attaché namens Phan Loc erkundigen. Wenn Sie alleine mit ihm sind, sprechen Sie die folgenden Worte zu ihm: Ende März 1968; Medusa; der Tam-Quan-Sektor. Cain war dort. Und noch ein anderer. Wiederholen Sie.«
»Ende März 1968; Medusa; der Tam-Quan-Sektor. Cain war dort. Und noch jemand.«
»Er wird Ihnen sagen, wann Sie zurückkehren sollen. Es kann sich nur um Stunden handeln.«
17.
»Ich denke, jetzt ist die Zeit gekommen, daß wir uns über einen Fiche confidentielle aus Zürich unterhalten.«
»Mein Gott!«
»Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen.«
Bourne packte die Hand der Frau und hielt sie fest, um sie zu hindern, aus dem eleganten Restaurant in Argenteuil, ein paar Meilen außerhalb von Paris, zu rennen. Sie waren alleine in der Nische.
»Wer sind Sie?« Jacqueline Lavier versuchte ihre Hand wegzuziehen. Die Adern an ihrem gepflegten Hals traten hervor.
»Ein reicher Amerikaner, der auf den Bahamas lebt. Glauben Sie das nicht?«
»Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie. »Keine Kreditkarten, kein Scheck - nur Bargeld. Sie haben sich die Rechnung nicht einmal angesehen.«
»Die Preisschilder auch nicht. Das war es ja, was Sie zu mir geführt hat.«
»Ich war eine Närrin. Die Reichen sehen sich die Preise immer an, und sei es nur, weil sie es genießen, eigentlich nicht auf sie achten zu müssen.« Während die Frau redete, sah sie sich um. Sie suchte nach einem Fluchtweg, nach einem Kellner, den sie herbeirufen konnte.
»Nicht!« sagte Jason, der ihre Augen beobachtete. »Das wäre unsinnig. Es ist besser für uns beide, wenn wir uns unterhalten.«
Die Frau starrte ihn an. Das Summen in dem großen, von Kandelabern dezent erleuchteten Raum und das gelegentliche Aufflackern von leisem Gelächter an den umliegenden Tischen betonte das feindselige Schweigen noch, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.
»Ich frage Sie noch einmal«, sagte sie. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist nicht wichtig. Belassen wir es bei dem, den ich Ihnen genannt habe.«
»Briggs? Der ist falsch.«
»Das ist Larousse auch, der auf dem Mietvertrag des Wagens steht, mit dem drei Killer von der Valois-Bank weggefahren sind. Dort haben sie mich verpaßt. Und heute nachmittag am Pont Neuf auch.«
»O Gott!« rief sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen.
»Nicht, habe ich gesagt!« Bourne hielt sie fest, zog sie zurück.
»Und wenn ich schreie, Monsieur?« In der gepuderten Maske waren jetzt Risse sichtbar, und ihr böser, giftiger Blick, dazu die grellroten Lippen, verstärkten den Eindruck eines in die Enge getriebenen Tieres.
»Dann schrei ich noch lauter«, erwiderte Jason. »Man würde uns beide hinauswerfen, und sobald wir einmal draußen sind, bin ich sicher, daß ich mit Ihnen fertig werden würde. Warum wollen Sie denn nicht reden? Wir könnten etwas voneinander erfahren. Schließlich sind wir Angestellte, keine Arbeitgeber.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
»Dann will ich anfangen. Vielleicht ändern Sie noch Ihre Meinung.« Er lockerte vorsichtig seinen Griff. Die Spannung blieb in ihrem weißen gepuderten Gesicht. »Sie haben in Zürich einen Preis bezahlt. Wir auch. Offensichtlich mehr als Sie. Wir sind hinter demselben Mann her; wir wissen, warum wir ihn haben wollen.« Er ließ sie los. »Und warum wollen Sie ihn?«
Die Frau musterte ihn stumm mit verärgerten und doch zugleich verängstigten Augen. Bourne merkte, daß er die Frage richtig formuliert hatte; es wäre ein gefährlicher Fehler von Jacqueline Lavier, weiter zu schweigen.
»Wer ist >wir« fragte sie.
»Eine Firma, die ihr Geld will. Eine stattliche Summe. Er hat es.«
»Dann hat er sie sich nicht verdient?«
Jason mußte vorsichtig sein. Man rechnete damit, daß er wesentlich mehr wußte, als ihm tatsächlich bekannt war. »Nun, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.«
»Wie ist das möglich? Entweder hat er sich das Geld verdient oder nicht. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.«
»Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Bourne. »Sie haben meine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet, und ich bin Ihnen nicht ausgewichen. Jetzt wollen wir den Spieß umdrehen: Warum wollen Sie ihn haben? Warum steht die Geheimnummer eines der besseren Geschäfte von Saint- Honoré auf einem fiche in Zürich?«
»Das war eine Gefälligkeit, Monsieur.«
»Für wen?«
»Sind Sie wahnsinnig?«
»Also gut, lassen wir
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