Die Bourne-Identität
das für den Augenblick. Wir glauben ohnehin, daß wir es wissen.«
»Unmöglich! «
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es war also eine Gefälligkeit ... vielleicht einen Menschen zu töten?«
»Ich habe nichts zu sagen.«
»Und doch versuchten Sie vor zwei Minuten wegzulaufen, als ich den Wagen erwähnte. Das sagt ja auch etwas.«
»Eine völlig natürliche Reaktion.« Jacqueline Lavier berührte den Stiel ihres Weinglases. »Ich habe den Mietvertrag veranlaßt. Es macht mir nichts aus, Ihnen das zu erzählen, weil es keine Beweise dafür gibt. Sonst weiß ich von nichts.« Plötzlich packte sie das Glas fester, und ihr maskenhaftes Gesicht verriet Wut und Angst. »Wer sind Sie eigentlich, Sie und die Leute, die hinter Ihnen stehen?«
»Das sagte ich Ihnen bereits: eine Firma, die ihr Geld zurück haben möchte.«
»Sie stören! Verschwinden Sie aus Paris! Lassen Sie die Finger davon!«
»Warum sollten wir das tun? Schließlich sind wir diejenigen, die einen finanziellen Schaden erlitten haben; wir wollen nur, daß die Bilanz ausgeglichen wird, darauf haben wir ein Recht.«
»Auf gar nichts haben Sie ein Recht!« fuhr die Frau ihn an. »Sie haben den Irrtum begangen, und Sie werden dafür zahlen!«
»Irrtum?« Er mußte sehr vorsichtig sein. Er war dem Ziel nahe.
»Hören Sie doch auf! Es gibt keinen Irrtum, den das Opfer begehen kann.«
»Der Irrtum lag in Ihrer Wahl, Monsieur. Sie haben den falschen Mann gewählt.«
»Er hat Millionenbeträge gestohlen«, sagte Jason. »Das ist Ihnen bekannt. Und wenn Sie glauben, daß Sie es ihm wegnehmen können - was das gleiche wäre, als wenn Sie es uns wegnehmen -, dann machen Sie einen großen Fehler.«
»Wir wollen kein Geld!«
»Das freut mich zu wissen. Wer ist >wir«
»Ich dachte, Sie hätten gesagt, Sie wüßten das.«
»Ich sagte, wir hätten eine Ahnung. Unsere Informationen reichen aus, um einen Mann namens Koenig in Zürich und d'Amacourt hier in Paris auffliegen zu lassen. Wenn wir uns entscheiden, das zu tun, könnte sich das als ziemlich peinlich erweisen, nicht wahr?«
»Peinlich? Das ist völlig unwichtig. Sie verzehren sich förmlich vor Dummheit, Sie alle! Ich sage es Ihnen noch einmal: Verlassen Sie Paris! Lassen Sie die Finger davon! Das betrifft Sie nicht mehr.«
»Und wir sind nicht der Meinung, daß es Sie betrifft. Offen gestanden, wir glauben nicht, daß Sie die Kompetenz dazu besitzen.«
»Kompetenz?« wiederholte sie, als könnte sie das, was sie gehört hatte, nicht glauben.
»Ja, richtig.«
»Haben Sie denn eine Ahnung, was Sie da sagen? Über wen Sie hier reden?«
»Wenn Sie sich jetzt nicht zurückziehen, werde ich empfehlen, alles auffliegen zu lassen. Wir brauchen bloß die Machenschaften der Valois-Bank den richtigen Leuten zukommen zu lassen, um eine großangelegte Fahndung auszulösen.«
»Sie sind wirklich wahnsinnig und ein Narr obendrein.«
»Ganz und gar nicht. Wir haben Freunde an sehr wichtigen Positionen; wir bekommen die Informationen immer als erste. Wir werden zur richtigen Zeit am richtigen Ort warten. Dann schnappen wir ihn uns.«
»Das werden Sie nicht! Er wird wieder verschwinden. Können Sie das denn nicht verstehen? Er ist in Paris, und ein ganzes Netz von Leuten, die er unmöglich kennen kann, macht Jagd auf ihn. Er mag einmal entkommen sein, zweimal meinetwegen, aber ein drittes Mal wird das nicht passieren! Er sitzt jetzt in der Falle. Wir haben ihn umzingelt.«
»Wir wollen nicht, daß Sie ihm eine Falle stellen. Das liegt nicht in unserem Interesse.« Das war jetzt fast der richtige Augenblick, dachte Bourne - fast, aber nicht ganz. Ihre Angst mußte die gleiche Intensität erreichen wie ihr Ärger. »Hier ist unser Ultimatum, und wir machen Sie dafür verantwortlich, daß Sie es übermitteln - andernfalls geht es Ihnen wie Koenig und d'Amacourt. Blasen Sie die Jagd für heute Abend ab. Wenn nicht, schlagen wir morgen in aller Frühe zu. >Les Classiques< wird plötzlich ganz neue Kunden bekommen. Ich glaube allerdings nicht, daß Sie sich über diese Art von Popularität freuen werden.«
»Das würden Sie nicht wagen! Wer sind Sie, daß sie mir damit drohen?«
Er wartete einen Augenblick und schlug dann zu. »Ich gehöre zu einer Gruppe von Leuten, die nicht viel von Ihrem Carlos halten.«
Ihr gepudertes Gesicht erstarrte; ihre Augen waren geweitet. »Sie wissen es also«, flüsterte sie. »Und Sie glauben, Sie können sich gegen ihn stellen? Sie meinen wirklich, daß Sie Carlos
Weitere Kostenlose Bücher