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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gehetzter Blick mir auffiel. Er schwitzte auch zu viel. Jedenfalls kam er mir verdächtig vor. Ich habe mich mit ihm unterhalten und zeigte ihm ein offizielles NATOAusweispapier, das ich mir Anfang der fünfziger Jahre hatte machen lassen. Anscheinend hat er gestern früh um drei Uhr einen Wagen vermietet. An einen blonden Mann in Begleitung einer Frau. Die Beschreibung paßt zu der Fotografie aus Argenteuil.«
    »Vermietet?«
    »So hat er es mir dargestellt. In ein oder zwei Tagen sollte die Frau den Wagen zurückgeben.«
    »Das wird nie geschehen.«
    »Natürlich nicht, aber es läßt Rückschlüsse zu ... Warum sollte Cain sich die Mühe machen, sich ausgerechnet auf die Weise ein solches Fahrzeug zu beschaffen?«
    »Um so schnell wie möglich wegzukommen.«
    »In diesem Falle ist die Information wertlos«, sagte der Bettler. »Andererseits gibt es so viele Möglichkeiten, auf weniger auffällige Art zu verreisen. Und Bourne muß jedem mißtrauen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich gebe zu bedenken, daß Bourne sich diesen Wagen zu dem einzigen Zweck beschafft haben könnte, um jemanden hier in Paris zu verfolgen. Kein Herumlungern in der Öffentlichkeit, wo man ihn vielleicht entdecken könnte, keine Mietwagen, die Hinweise geben, keine hektische Suche nach Taxis. Statt dessen einfach nur ein Austausch von Zulassungsschildern und ein unauffälliger schwarzer Renault in den überfüllten Straßen. Wo sollte man da suchen?«
    Die Silhouette wandte sich ihm zu. »Die Lavier«, sagte der Meuchelmörder im Beichtstuhl leise. »Und jeder andere in Les Classiques, den er verdächtigt. Das ist der Ort, wo man sie beobachten kann. Binnen Tagen - vielleicht binnen Stunden - wird man einen unauffälligen schwarzen Renault sehen und ihn finden. Haben Sie eine Beschreibung des Wagens?«
    »Bis auf die letzte Beule am hinteren Kotflügel.«
    »Gut. Sagen Sie den anderen alten Männern Bescheid. Durchkämmen Sie die Straßen, die Garagen und die Parkplätze. Derjenige, der den Renault findet, hat für alle Zeiten ausgesorgt.«
    »Weil wir schon gerade bei dem Thema sind ...«
    Ein Umschlag schob sich zwischen dem Vorhang und der Filzbespannung des Beichtstuhls durch. »Wenn sich Ihre Theorie als richtig erweist, können Sie das als eine rein symbolische Geste betrachten.«
    »Ich habe recht, Carlos.«
    »Warum sind Sie so überzeugt?«
    »Weil Cain das tut, was Sie tun würden, was ich getan hätte - damals, in den alten Tagen. Man muß den Hut vor ihm ziehen.«
    »Töten muß man ihn«, sagte der Meuchelmörder. »Im Zeitablauf ist Symmetrie. In ein paar Tagen ist der 25. März. Am 25. März 1968 wurde Jason Bourne im Dschungel von Tam Quan exekutiert. Jetzt, Jahre später - fast auf den Tag genau - wird ein anderer Jason Bourne gejagt, und die Amerikaner sind ebenso eifrig erpicht wie wir, daß er getötet wird. Ich frage mich, wer von uns diesmal den Abzug drücken wird.«
    »Ist das wichtig?«
    »Ich will ihn haben«, flüsterte die Silhouette. »Er war nie echt, und das war sein Fehler. Sagen Sie den alten Männern, sie sollen in Parc Monceau Bescheid sagen, wenn sie ihn finden. Sie sollen ihn nur im Auge behalten. Ich möchte, daß er am 25. März noch am Leben ist. Am 25. März werde ich ihn selbst töten und seine Leiche an die Amerikaner ausliefern.«
    »Ich werde sofort Bescheid geben.«
    »Angelus Domini, Kind Gottes.«
    »Angelus Domini«, sagte der Bettler.

26.
    Der alte Soldat schritt schweigend neben dem jüngeren Mann den mondbeschienenen Weg im Bois de Boulogne hinab. Keiner von beiden sagte etwas, es war schon viel zuviel gesagt worden. Villiers mußte über das Gehörte nachdenken. Und er bezog Stellung.
    Der junge Mann schien die Wahrheit zu sprechen. Seine Augen, seine Stimme, jede seiner Gesten ließen keine Zweifel zu. Der Mann ohne Namen log nicht. Die Zelle des Verrates befand sich in Villiers' Haus. Das erklärte viele Dinge, die er vorher nicht zu fragen gewagt hatte. Ein alter Mann wollte weinen.
    Für den Mann ohne Erinnerung blieb alles beim alten. Seine Geschichte klang überzeugend, weil hier die Wahrheit war. Er mußte Carlos finden, mußte erfahren, was der Meuchelmörder wußte; wenn ihm das nicht gelang, würde es für ihn kein Leben geben. Er erwähnte Marie St. Jacques nicht, auch nicht die Ile de Port Noir, oder die Nachricht, die von einem oder mehreren Unbekannten geschickt wurde, oder das Mysterium seiner eigenen Person.
    Statt dessen berichtete er alles, was er über den Killer

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