Die Bourne-Identität
Monsieur«, protestierte Trignon. »Was fällt Ihnen ein? Sie sagten, Sie hätten Fragen zu stellen. Stellen Sie Ihre Fragen und lassen Sie mich wieder hinauf. Ich will nicht in Ihr Büro.«
»Es dauert nur ein paar Minuten«, sagte Jason.
»Ich werde meiner Frau erklären, daß es sich um einen Irrtum gehandelt hat. Das Telegramm ist für den alten Gravet; er wohnt hier im Erdgeschoß und kann kaum lesen. Das wird sie verstehen.«
Madame Trignon verstand das nicht, aber ihre schrillen Einwände wurden von einem noch schrilleren Monsieur Trignon zum Schweigen gebracht. »Da sehen Sie es«, sagte der Buchhalter und richtete sich von dem Briefschlitz auf. Bourne konnte sehen, daß die Haarsträhnen über seinem kahlen Schädel vom Schweiß naß waren. »Es gibt keinen Anlaß, irgendwohin zu gehen. Was sind schon ein paar Minuten im Leben eines Mannes? Die Fernsehshows werden in ein oder zwei Monaten ja ohnehin wiederholt. Also, was in Gottes Namen soll das alles, Monsieur? Meine Bücher sind in Ordnung. Da gibt es nichts! Natürlich bin ich nicht für die Arbeit des Buchhalters verantwortlich. Das ist eine separate Firma; er ist eine separate Firma. Offen gestanden, habe ich ihn nie gemocht; er flucht die ganze Zeit, wenn Sie wissen, was ich meine. Aber wer bin ich schon, um etwas dagegen zu sagen?« Trignon streckte seine Hände mit gespielter Verzweiflung aus, das Gesicht zu einem unterwürfigen Lächeln verzogen.
»Zunächst einmal«, sagte Bourne und tat die Proteste ab, als hätte er sie nicht gehört, »dürfen Sie die Stadtgrenzen von Paris nicht verlassen. Wenn Sie aus irgendeinem Grunde persönlich oder beruflich aufgefordert werden sollten, das zu tun, müssen Sie uns verständigen. Um es offen zu sagen, Sie werden keine Genehmigung bekommen.«
»Sie scherzen, Monsieur!«
»Das tue ich ganz bestimmt nicht.«
»Ich habe keinen Grund, Paris zu verlassen - und auch nicht das Geld dazu - aber es ist unglaublich, daß man zu mir so etwas sagt. Was habe ich getan?«
»Das Bureau wird Ihre Bücher morgen früh beschlagnahmen. Seien Sie darauf vorbereitet.«
»Beschlagnahmen? Aus welchem Grund? Worauf vorbereitet?«
»Zahlungen an sogenannte Lieferanten, deren Rechnungen betrügerisch sind. Die Ware ist nie entgegengenommen worden - war nie dazu bestimmt, entgegengenommen zu werden -und die Zahlungen sind statt dessen auf eine Bank in Zürich geleitet worden.«
»Zürich? Ich weiß nicht, wovon Sie reden! Ich habe nie Schecks für Zürich ausgestellt.«
»Nicht direkt, das wissen wir. Aber es war doch eine Kleinigkeit für Sie, diese Schecks für nicht existierende Firmen auszustellen, dann die Gelder auszuzahlen und nach Zürich zu kabeln.«
»Jede Rechnung wird von Madame Lavier abgezeichnet! Ich bezahle nichts auf eigene Veranlassung!«
Jason hielt inne und runzelte die Stirn. »Jetzt scherzen Sie«, sagte er.
»Auf mein Wort! Das ist Vorschrift. Sie können jeden fragen! Les Classiques bezahlt keinen Sou, der nicht von Madame angewiesen ist.«
»Sie behaupten also, daß Sie Ihre Anweisungen direkt von ihr bekommen.«
»Aber natürlich!«
»Und von wem bekommt sie ihre Anweisungen?«
Trignon grinste. »Es heißt immer, von Gott, wenn es nicht andersherum ist, aber das ist natürlich ein Scherz, Monsieur.«
»Ich hoffe, daß Sie auch ernst sein können. Wer sind die Eigentümer von Les Classiques?«
»Das ist eine Partnerschaft, Monsieur. Madame Lavier hat viele wohlhabende Freunde; diese Freunde haben in ihre Fähigkeit investiert. Und natürlich in die Talente von René Bergeron.«
»Treffen sich diese Geldgeber häufig? Machen sie Vorschläge in bezug auf die Geschäftspolitik? Empfehlen sie vielleicht bestimmte Firmen, mit denen Geschäfte gemacht werden sollen?«
»Das weiß ich nicht, Monsieur. Natürlich, jeder hat Freunde.«
»Wir haben uns vielleicht auf die falschen Leute konzentriert«, unterbrach Bourne. »Es ist durchaus möglich, daß Sie und Madame Lavier - als die beiden, die direkt mit den täglichen Finanzen befaßt sind - benutzt werden.«
»Wozu benutzt?«
»Um Geld nach Zürich zu schaffen. Auf das Konto eines der gemeinsten Killer von Europa.«
Trignon zuckte zusammen, sein dicker Bauch zitterte, als er sich gegen die Wand stützte. »In Gottes Namen, was wollen Sie damit sagen?«
»Sie persönlich haben die Schecks vorbereitet, sonst niemand.«
»Nur auf Anweisung!«
»Haben Sie je die Ware mit den Rechnungen abgeglichen?«
»Das gehört nicht zu meinen
Weitere Kostenlose Bücher