Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Wunder.
    »Herr Apfel!« Der Mann vom Empfang wandte sich dem Uniformierten zu. »Los, der Mann mit der Brille, einer goldgeränderten Brille!«
    »Jawohl!« Der Wachmann rannte los.
    Jason lief auf die Glastüre zu. Er öffnete den rechten Flügel, sah sich um und zögerte; denn er wußte nicht, ob der Mann, der draußen neben einem braunen Peugeot wartete, ihn erkennen und eine Kugel auf ihn abfeuern würde.
    Der Wachposten war an einem Mann im schwarzen Regenmantel vorbeigerannt, der langsamer ging als die von Panik erfüllten Gestalten rings um ihn und keine Brille trug. Kurz vor dem Ausgang beschleunigte er sein Tempo und strebte auf Bourne zu.
    Das zunehmende Chaos auf dem Bürgersteig war Jasons Schutz. Irgend jemand hatte Alarm geschlagen; mit heulenden Sirenen rasten die Polizeiautos die Bahnhofstraße herauf. Er ging ein paar Meter nach rechts, von Fußgängern flankiert, und rannte plötzlich los, zwängte sich in eine neugierige Menschenmenge, suchte in einer Ladennische Schutz, von wo aus er die Wagen am Straßenrand beobachtete. Er sah den Peugeot, sah den Mann, der neben dem Peugeot stand, die rechte Hand in der Manteltasche. In weniger als fünfzehn Sekunden hatte der Mann im schwarzen Regenmantel den Fahrer des Wagens erreicht. Die beiden besprachen sich schnell und suchten dann die Bahnhofstraße ab.
    Bourne begriff ihre Verwirrung. Er war ohne jede Panik aus dem Eingangsportal der Gemeinschaftsbank gekommen und in der Menge untergetaucht. Er war auf alle Fälle darauf vorbereitet gewesen, zu rennen, aber er war dann doch nicht gerannt, einfach aus Angst, sonst den Verdacht auf sich zu lenken. So hatte der Fahrer des Peugeot die Verbindung nicht herstellen können. Er hatte die Zielperson nicht erkannt, die man in Marseille identifiziert und zur Exekution freigegeben hatte.
    Der erste Polizeiwagen hielt vor der Bank, als der Mann mit der goldgeränderten Brille gerade den Mantel auszog und ihn durch das offene Fenster des Peugeot schob. Er nickte dem Fahrer zu, der sich hinter das Lenkrad setzte und den Motor anließ. Und dann tat der Mann etwas, womit Jason am allerwenigsten gerechnet hatte. Er eilte auf die Glastüren der Bank zu und schloß sich den Polizeibeamten an, die hineinrannten.
    Bourne verfolgte, wie der Peugeot vom Randstein wegschoß und die Bahnhofstraße hinunterjagte. Menschentrauben umlagerten das gläserne Eingangsportal der Bank. Schaulustige streckten die Hälse und spähten hinein. Ein Polizeibeamter kam heraus und winkte die Neugierigen zurück. Jetzt jagte ein Krankenwagen um die Ecke, die Sirene heulte, warnte alle, Platz zu machen; der Fahrer stoppte sein Fahrzeug an der Stelle, wo der Peugeot geparkt hatte. Jason konnte nicht länger zusehen. Er mußte zurück zum >Carillon du Lac<, seine Sachen packen und schleunigst aus der Schweiz verschwinden. Sein Ziel hieß Paris.
    Weshalb Paris? Warum hatte er darauf bestanden, daß das Geld ausgerechnet nach Paris überwiesen wurde? Die Idee war ihm erst in den Sinn gekommen, als er in Apfels Büro saß, von den gigantischen Summen wie benommen. Sie hatten alles weit überstiegen, was er sich ausgemalt hatte. Es war so viel, daß er nur instinktiv reagieren konnte. Und sein Instinkt hatte ihn nach Paris gewiesen, so als ob das irgendwie lebenswichtig wäre. Aber weshalb?
    Doch darüber nachzugrübeln war jetzt nicht die Zeit. Er sah, wie zwei Sanitäter mit einer Bahre aus der Bank kamen. Eine reglose Gestalt lag darauf. Man hatte ihr den Kopf bedeckt; das bedeutete, daß es sich um einen Toten handelte. Bourne begriff sehr wohl, daß er, wenn er nicht gewisse Fertigkeiten besessen hätte, der tote Mann auf der Bahre gewesen wäre.
    Er sah ein leeres Taxi an der Straßenecke und rannte darauf zu. Er mußte Zürich sofort verlassen; eine Nachricht war aus Marseille eingegangen, aber der tote Mann lebte. Jason Bourne lebte! Tötet ihn! Tötet Jason Bourne!
    Um Himmels willen, warum?
    Er hoffte, den stellvertretenden Empfangschef des >Carillon du Lac< hinter dem Tresen vorzufinden, aber er war nicht da. Dann fiel ihm ein, daß eine kurze schriftliche Nachricht an den Mann - wie hieß er doch? Stössel? Ja, Stössel - ausreichen würde. Eine Erklärung für seine plötzliche Abreise war nicht mehr erforderlich, und fünfhundert Franken würden spielend für ein paar Stunden ausreichen - und für die Gefälligkeit, die er von Herrn Stössel erbitten würde.
    In seinem Zimmer warf er sein Rasierzeug in den Koffer, überprüfte die

Weitere Kostenlose Bücher