Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Der befrackte Mann begrüßte sie.
    »Haben Sie reserviert, mein Herr?«
    »Leider nicht. Aber man hat Sie uns sehr empfohlen. Ich hoffe, Sie haben noch Platz für uns. Eine Nische, wenn es geht.«
    »Ganz bestimmt, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Sie wurden zu einer Nische geführt. Auf dem Tisch stand eine flackernde Kerze. Bournes mühsames Hinken und die Tatsache, daß er sich auf die Frau stützte, ließen dem Oberkellner den nächsten passenden Ort geeignet erscheinen. Jason nickte Marie St. Jacques zu; sie setzte sich, und er schob sich ihr gegenüber in die Nische.
    »Rutschen Sie zur Wand«, sagte er, nachdem der Angestellte gegangen war. »Denken Sie daran, ich habe die Pistole in der Tasche und brauche bloß den Fuß zu heben, dann sitzen Sie in der Falle.«
    »Ich habe gesagt, daß ich es nicht versuchen werde.«
    »Hoffentlich stimmt das. Bestellen Sie sich etwas zu trinken; zum Essen ist keine Zeit.«
    »Ich könnte ohnehin nichts runterkriegen.« Ihre Hände zitterten sichtbar. »Warum ist keine Zeit? Worauf warten Sie?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Warum sagen Sie die ganze Zeit >Ich weiß nicht? Ich wünschte, ich wüßte es.< Warum sind Sie hierher gekommen?«
    »Weil ich hier schon einmal war.«
    »Das ist keine Antwort!«
    »Ich habe keinen Anlaß, Ihnen Antwort zu geben.«
    Ein Kellner trat an den Tisch. Die Frau bat um Wein; Bourne bestellte sich einen Scotch, er brauchte etwas Kräftiges. Er sah sich im Restaurant um und versuchte, sich auf alles und nichts zu konzentrieren. Aber da war nur nichts. Keine Bilder, keine Gedanken, die sich in sein Bewußtsein drängten. Nichts!
    Und dann sah er das Gesicht auf der anderen Seite des Raums. Es war ein breites Gesicht über einem massigen Körper, der sich neben einer geschlossenen Tür in eine Nische gezwängt hatte. Der fettleibige Mann blieb im Schatten seines Beobachtungspunktes, als wäre sein unbeleuchteter Platz ein Zufluchtsort für ihn. Seine Augen hingen an Jason fest, und in seinem starren Blick mischten sich Furcht und Ungläubigkeit. Bourne kannte das Gesicht nicht, aber das Gesicht kannte ihn. Der Mann führte die Finger zu den Lippen und wischte sich die Mundwinkel, dann wanderten seine Augen, schienen jeden Gast an jedem Tisch abzutasten. Erst darauf erhob er sich und nahm einen ihm offenbar schmerzhaften Weg durch den Saal auf Bournes Nische zu.
    »Ein Mann kommt auf uns zu«, sagte Jason über die Kerzenflamme hinweg, »ein dicker Mann, und er hat Angst. Gleichgültig, was er sagt, bleiben Sie stumm. Und schauen Sie ihn nicht an; heben Sie die Hand, stützen Sie den Kopf auf den Ellbogen. Sehen Sie die Wand an, nicht ihn.«
    Die Frau runzelte die Stirn und hob die rechte Hand ans Kinn, ihre Finger zitterten. Ihre Lippen formten eine Frage, aber es kamen keine Worte. Jason antwortete ihr trotzdem.
    »Zu Ihrem eigenen Nutzen«, sagte er. »Es bringt nichts, wenn er Sie identifizieren kann.«
    Der fette Mann schob sich um den Nischenrand herum. Bourne blies die Kerze aus, so daß ziemliche Dunkelheit herrschte. Der Mann starrte ihn an und sagte dann mit leiser, bebender Stimme:
    »Du lieber Gott! Warum sind Sie hierher gekommen? Was habe ich verbrochen, daß Sie mir das antun?«
    »Das Essen hier schmeckt mir, wie Sie wissen.«
    »Haben Sie denn gar kein Gefühl? Ich habe eine Familie, eine Frau und Kinder. Ich habe nur getan, was man von mir verlangt hat.
    Ich habe Ihnen den Umschlag gegeben; ich habe nicht hineingesehen. Ich weiß nichts.«
    »Aber man hat Sie bezahlt, nicht wahr?« fragte Jason instinktiv.
    »Ja, aber ich habe nichts gesagt. Wir sind uns nie begegnet, ich habe Sie nie beschrieben; mit niemandem habe ich gesprochen.«
    »Warum haben Sie dann Angst? Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Gast, der sich sein Abendessen bestellen will.«
    »Ich bitte Sie, gehen Sie.«
    »Jetzt bin ich verärgert. Sie sollten mir besser sagen, warum.«
    Der dickleibige Mann fuhr mit der Hand übers Gesicht und wischte sich den Schweiß aus den Mundwinkeln. Er drehte den Kopf halb herum, blickte zum Ausgang und wandte sich dann wieder Bourne zu. »Vielleicht haben andere geredet, vielleicht wissen andere, wer Sie sind. Ich habe schon genügend Ärger mit der Polizei gehabt. Die kommen bestimmt direkt zu mir.«
    Da verlor die Frau die Kontrolle über sich; sie sah Jason an und die Worte entkamen ihr: »Die Polizei ... Das war Polizei!«
    Bourne funkelte sie an und wandte sich wieder dem nervösen dicken Mann zu. »Wollen Sie sagen, daß

Weitere Kostenlose Bücher