Die Bourne-Identität
habe ich die Nummer also erfahren?«
»In Zürich. Sie haben einen sehr hohen Preis dafür bezahlt, daß jemand nicht nur die äußerst strengen Vorschriften des Schweizer Bankgewerbes, sondern auch die Gesetze des Landes brach.«
»Jetzt habe ich den Mann«, sagte Bourne, vor dessen geistigen Augen plötzlich das Gesicht Koenigs auftauchte. »Er hat das Verbrechen bereits begangen.«
»In der Gemeinschaftsbank? Machen Sie Witze?«
»Keineswegs. Sein Name ist Koenig. Sein Schreibtisch steht im ersten Stock.«
»Das werde ich mir merken.«
»Sicher werden Sie das. Die Nummer?« D'Amacourt gab sie ihm. Jason schrieb sie auf eine Papierserviette. »Woher weiß ich, daß diese Nummer richtig ist?«
»Sie können einigermaßen sicher sein; ich bin noch nicht bezahlt worden.«
»Das genügt.«
D'Amacourt beugte sich vor. »Eine Fotokopie des Original- fiche traf mit dem Kontenkurier ein. Sie war in ein schwarzes Etui eingeschlossen und wurde vom Leiter der Registratur in Empfang genommen und quittiert. Die Karte in dem Etui war von einem Partner der Gemeinschaftsbank unterschrieben und von einem Schweizer Notar gegengezeichnet; die Instruktionen waren unmißverständlich: In allen Angelegenheiten, die das Konto von Jason C. Bourne betrafen, sollte sofort ein Telefonanruf in die Vereinigten Staaten erfolgen. Die Nummer in New York war unkenntlich gemacht worden, und statt dessen hatte man einen Anschluß in Paris eingetragen und abgezeichnet.«
»Woher wußten Sie, daß es eine New Yorker Nummer war?« fragte Bourne erstaunt.
»Die Vorwahlnummer war in Klammern vermerkt, sie war nicht ausgestrichen worden. Sie lautete 212. Als geschäftsführender Direktor der Auslandsabteilung führe ich fast täglich Gespräche mit New York.«
»Die Korrektur war also ziemlich oberflächlich.«
»Richtig. Vielleicht ist sie in Eile erfolgt, oder man hat sie falsch ausgeführt. Andererseits gab es keine Möglichkeit, die Instruktionen ganz zu tilgen, ohne die Karte erneut notariell beglaubigen zu lassen. Die Vorwahlnummer stehenzulassen, bedeutete kein besonders großes Risiko, wenn man bedenkt, wie viele Anschlüsse es in New York gibt. Jedenfalls sah ich mich infolge der Änderung dazu veranlaßt, ein oder zwei Fragen zu stellen. Bankiers reagieren allergisch auf solche Art von Änderungen.« D'Amacourt trank die letzten Tropfen aus seinem Glas.
»Noch einen Whisky?« fragte Jason.
»Nein, vielen Dank. Das würde unser Gespräch nur verlängern.«
»Sie haben es selbst unterbrochen.«
»Ich denke nach, Monsieur. Vielleicht sollten Sie eine ungefähre Summe nennen, ehe ich fortfahre.«
Bourne studierte den Mann. »Es könnte eine fünfstellige sein«, sagte er.
»Na gut, ich werde fortfahren. Ich sprach mit einer Frau«
»Einer Frau? Was haben Sie zu Anfang gesagt?«
»Die Wahrheit. Ich sei geschäftsführender Direktor der Valois und befolge Instruktionen der Gemeinschaftsbank in Zürich. Was hätte ich sonst sagen sollen?«
»Weiter.«
»Ich sagte, ich hätte mit einem Mann am Telefon geredet, der behauptete, Jason Bourne zu sein. Sie fragte mich, wann das gewesen wäre, worauf ich erwiderte, vor wenigen Minuten. Dann wollte sie den genauen Inhalt unseres Gesprächs wissen. An diesem Punkt erklärte ich ihr meine Bedenken gegen solche Auskunft.
Auf dem fiche stand ausdrücklich, daß New York, nicht Paris, angerufen werden sollte. Sie sagte natürlich, das sei nicht meine Angelegenheit, die Änderung sei durch Unterschrift autorisiert und ob ich etwa wolle, daß Zürich informiert werde, daß ein Mitglied der Geschäftsleitung der Valois-Bank sich weigere, den Instruktionen der Gemeinschaftsbank nachzukommen?«
»Augenblick«, unterbrach Jason. »Wer war sie?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Sie meinen, Sie redeten die ganze Zeit mir ihr, ohne zu wissen, wer sie war?«
»Das ist die Eigenart eines fiche. Wenn ein Name genannt wird, dann gut. Wenn nicht, stellt man keine Fragen.«
»Sie zögerten aber nicht, nach der Telefonnummer zu fragen.«
»Ein reines Manöver; ich wollte Informationen. Sie haben viereinhalb Millionen Franc überwiesen - einen sehr hohen Betrag - und waren daher ein wichtiger Klient mit vielleicht wichtigeren Verbindungen ... Erst sträubt man sich, dann willigt man ein, sträubt sich wieder, um erneut einzuwilligen; auf diese Weise erfährt man etwas. Besonders dann, wenn der Gesprächspartner hörbar Angst hat. Und ich kann Ihnen versichern, daß sie verängstigt war.«
»Und was
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