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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mein Erscheinen anzukündigen, würde man dann von Ihnen erwarten, daß Sie auch telefonieren?«
    »Ja. Man setzt sich nicht über einen fiche hinweg; es kommt von ganz oben. Man würde mich entlassen.«
    »Wie bekommen wir dann unser Geld?«
    D'Amacourt schürzte die Lippen. »Es gibt eine Möglichkeit. Abhebung in absentia. Würden Sie mir briefliche Instruktionen mit Ihrer notariell beglaubigten Unterschrift schicken, hätte ich nicht die Möglichkeit, die Auszahlung zu verhindern.«
    »Man würde aber trotzdem erwarten, daß Sie telefonieren.«
    »Das ist eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Wenn mich ein Anwalt, mit dem die Valois häufig Geschäftsverbindungen hat, anrufen würde und verlangte, daß ich, sagen wir, eine Anzahl Barschecks auf eine Auslandseinzahlung ausstellen solle, deren Ausführung er mir bestätigt, würde ich das tun. Er würde erklären, daß er die ausgefüllten Anweisungsformulare an meine Bank schicken würde, und die Schecks wären natürlich als Überweisungsschecks kenntlich gemacht, um die Steuern zu umgehen. Ein Bote würde mit dem Brief zur Hauptgeschäftszeit erscheinen und meine Sekretärin, eine vertrauenswürdige, langjährige Angestellte - würde die Formulare zur Gegenzeichnung und den Brief zum Abzeichnen zu mir hereinbringen.«
    »Ohne Zweifel mit mehreren anderen Papieren«, unterbrach ihn Bourne, »die Sie ebenfalls unterschreiben müssen.«
    »Genau. Erst würde ich anrufen und wahrscheinlich dabei dem Boten zusehen, wie er mein Büro mit seiner Aktentasche verläßt.«
    »Sie denken nicht zufällig an einen bestimmten Anwalt in Paris?«
    »Mir ist tatsächlich gerade einer eingefallen.«
    »Wieviel wird er kosten?«
    »Zehntausend Franc.«
    »Das ist teuer.«
    »Ganz und gar nicht. Er war einmal Richter, eine honorige Persönlichkeit.«
    »Und Sie? Wir wollen das doch genau festlegen.«
    »Ich sagte ja, ich bin ein vernünftiger Mensch, und die Entscheidung liegt bei Ihnen. Da Sie eine fünfstellige Summe erwähnten, sollten wir, finde ich, dabei bleiben. Also fünfzigtausend Franc.«
    »Das ist unerhört!«
    »Das ist das, was Sie getan haben, bestimmt auch, Monsieur Bourne.«
    »>Une fiche confidentielle«, sagte Marie, die in dem Sessel am Fenster saß und auf die Dächer des Boulevard Montparnasse hinausblickte. »So sind die also vorgegangen. Ich weiß auch, woher die Bezeichnung kommt.« Jason füllte ein Glas aus der Weinflasche, die auf der Kommode stand, und trug es zum Bett; dann setzte er sich ihr gegenüber und sah sie an. »Willst du es hören?«
    »Das ist mir bekannt«, antwortete sie und schaute in Gedanken versunken zum Fenster hinaus. »Aber ich bin irgendwie schockiert.«
    »Warum? Ich dachte, du hättest so etwas erwartet.«
    »Die Ergebnisse ja, nicht die Methode. Ein fiche ist etwas so Archaisches; es wird fast nur noch von Privatbanken auf dem Kontinent benutzt. Die amerikanischen, kanadischen und britischen Gesetze verbieten so etwas.«
    Bourne erinnerte sich an d'Amacourts Worte und wiederholte sie. »>Es kommt von ganz oben< - das hat er gesagt.«
    »Da hatte er recht.« Marie sah zu ihm hinüber. »Ich vermutete, jemand sei bestochen worden, um Informationen weiterzuleiten. Das ist nicht ungewöhnlich; Bankiers sind nicht gerade Heilige. Aber das hier ist etwas anderes. Jenes Konto in Zürich ist mit dem fiche eingerichtet worden. Vermutlich mit deinem Wissen.«
    »Treadstone Seventy-One«, sagte Jason.
    »Ja. Die Eigentümer der Bank mußten im Einvernehmen mit Treadstone arbeiten. Und wenn man bedenkt, wie leicht man dir den Zugang machte, dann ist durchaus möglich, daß du darüber Bescheid wußtest.«
    »Aber jemand ist bestochen worden. Wahrscheinlich Koenig. Er hat eine Telefonnummer gegen eine andere ausgetauscht.«
    »Er ist bestens honoriert worden, das kann ich dir versichern. In der Schweiz müßte er mit zehn Jahren Gefängnis rechnen.«
    »Zehn? Das ist aber ziemlich hart.«
    »So sind die Schweizer Gesetze eben ... Man muß ihm ein kleines Vermögen bezahlt haben.«
    »Carlos«, sagte Bourne, »Carlos ... Was bin ich für ihn?
    Das frage ich mich immer wieder. Ständig wiederhole ich den Namen! Aber ich komme nicht weiter.«
    »Aber da ist doch etwas, nicht wahr?« Marie beugte sich vor. »Was ist es, Jason? Woran denkst du?«
    »An nichts.«
    »Dann fühlst du etwas. Was?«
    »Angst vielleicht ... Zorn. Ich weiß es nicht.«
    »Konzentriere dich!«
    »Verdammt noch mal, das tue ich schon die ganze Zeit!« Bourne ärgerte sich

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