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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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jemanden abzuholen; er sagte nicht, wen. Die Polizei fand ihn vor einer Stunde in einer Frachthalle. Es war schrecklich; man hat ihn erschossen. Durch eine Kugel in den Hals ... Marie? Marie?«
    Der alte Mann mit den tiefliegenden Augen und den weißen Bartstoppeln humpelte in den dunklen Beichtstuhl, blinzelte ein paarmal und bemühte sich, die kapuzenbedeckte Gestalt auf der anderen Seite des Trenngitters zu erkennen. Die Augen des Achtzigjährigen waren nicht mehr besonders scharf; aber sein Verstand war klar; das war alles, worauf es ankam.
    »Angelus Domini«, sagte er.
    »Angelus Domini, Kind Gottes«, flüsterte die Gestalt in der Mönchskutte. »Sind deine Tage angenehm?«
    »Sie neigen dem Ende zu; doch man gestaltet sie mir angenehm.«
    »Gut ... Zürich?«
    »Man hat den Mann vom Guisan-Quai gefunden. Er war verwundet; man hat ihn über einen Arzt ausfindig gemacht, der in der Unterwelt für seine prompten Dienste bekannt ist. Unter scharfem Verhör gab er zu, die Frau attackiert zu haben. Cain ist zurückgekommen zu ihr; Cain hat auf ihn geschossen.«
    »Der Mann vom Guisan-Quai glaubt das nicht. Er war einer der beiden, die sie auf der Löwenstraße aufgegriffen haben.«
    »Und ein Narr ist er auch. Warum verging er sich auch an der Frau?«
    »Er sieht seinen Fehler ein.«
    »Ist er noch im Besitz seiner Pistole?«
    »Ihre Leute haben sie.«
    »Gut. Bei der Züricher Polizei gibt es einen Präfekten. Man muß ihm die Waffe geben. Cain ist sehr geschickt und versteht es, immer wieder zu entwischen. Die Frau ist viel harmloser. Sie hat Verbindungsleute in Ottawa, mit denen sie ständig Kontakt hat. Wir werden die Frau in die Falle locken und ihn aufstöbern. Hast du einen Bleistift bereit?«
    »Ja, Carlos.«

13.
    Bourne hielt sie in der engen Telefonzelle fest und ließ sie vorsichtig auf den Sitz heruntersinken, der aus der schmalen Wand hervorragte. Sie zitterte, ihr Atem ging unregelmäßig, ihre Augen waren glasig.
    »Die haben ihn getötet. Getötet! Mein Gott, was hab' ich getan? Peter!«
    »Du bist nicht schuld. Wenn jemand schuld ist an seinem Tod, ich - nicht du. Begreif das doch.«
    »Jason, ich habe Angst. Eine halbe Welt von mir entfernt ... und die haben ihn getötet!«
    »Treadstone?«
    »Wer sonst? Da waren zwei Telefonanrufe, Washington ... New York. Er fuhr zum Flughafen, um jemanden abzuholen, und wurde getötet.«
    »Wie?«
    »Du großer Gott ...« Tränen traten in Maries Augen. »Erschossen! In den Hals!« flüsterte sie.
    Bourne spürte plötzlich einen stumpfen Schmerz; er konnte ihn nicht lokalisieren, aber er war da, schnitt ihm die Luft ab. »Carlos«, sagte er, ohne zu wissen, warum er den Namen aussprach.
    »Was?« Marie starrte zu ihm hinauf. »Was hast du gesagt?«
    »Carlos«, wiederholte er mit weicher Stimme. »Eine Kugel in den Hals. Carlos.«
    »Was willst du damit ausdrücken?«
    »Ich weiß nicht.« Er nahm ihren Arm. »Gehen wir hinaus. Bist du wieder in Ordnung?«
    Sie nickte, schloß kurz die Augen, atmete tief. »Ja.«
    »Wir nehmen irgendwo unterwegs einen Drink, den brauchen wir beide. Und dann werden wir ihn finden.«
    »Was finden?«
    »Den Buchladen in Saint-Germain.«
    Unter dem Stichwort »Carlos« waren drei antiquarische Ausgaben von Zeitschriften vermerkt: ein drei Jahre altes Magazin von Potomac Quarterly und zwei französische Ausgaben von Le Globe. Sie kauften alle drei Hefte und fuhren mit einem Taxi zum Hotel zurück. Dort begannen sie zu lesen, Marie auf dem Bett, Jason in dem Sessel am Fenster. Nach einigen Minuten schoß Marie in die Höhe.
    »Hier ist es«, sagte sie, und ihre Stimme wie ihr Gesicht verrieten Furcht.
    »Lies vor.«
    »>Carlos und seine Gruppe sollen eine besonders brutale Form der Bestrafung anwenden. Sie töten ihre Opfer durch einen Schuß in den Hals und lassen sie häufig unter schrecklichen Schmerzen sterben. Diese Todesart ist jenen vorbehalten, die nicht schweigen können oder die Loyalität brechen ...<« Marie hielt inne, sie konnte nicht weiterlesen. Sie legte sich zurück und schloß die Augen. »Er war nicht bereit, es ihnen zu sagen, und ist dafür getötet worden. O mein Gott!«
    »Er konnte ihnen nicht sagen, was er nicht wußte«, sagte Bourne.
    »Aber du hast es gewußt!« Marie setzte sich erneut auf, die Augen weit aufgerissen. »Du hast das von dem Schuß in den Hals gewußt!«
    »Ja, das stimmt. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.«
    »Wie?«
    »Ich wünschte, ich könnte das näher beantworten.«
    »Gibst du

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