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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verteidigen.
    »Da hast du die eigentliche Gleichung: Carlos und Treadstone. Ein Mann, den ich einmal sehr geliebt habe, ist von Treadstone getötet worden. Ein Grund mehr für uns zu fliehen.«
    »Ich hätte gedacht, du wärst daran interessiert, daß seine Mörder bestraft werden«, sagte Bourne.
    »Das will ich auch. Sehr sogar. Aber andere können sie finden. Für mich gibt es Prioritäten, unser Schicksal ist mir weit wichtiger. Oder ist das nur meine Ansicht?«
    »Das weißt du selber besser.« Er hielt das Glas fest in der Hand, so fest, daß seine Finger fast weiß wirkten, und sah zu ihr hinüber. »Ich liebe dich«, flüsterte er.
    »Dann laß uns fliehen!« sagte sie mit erhobener Stimme und ging einen Schritt auf ihn zu. »Laß uns alles vergessen, wirklich vergessen und verschwinden, so schnell wir können!«
    »Ich ... ich«, stammelte Jason, als ein dunkler Schleier seine Gedanken verdüsterte. »Es gibt ... Dinge.«
    »Was für Dinge? Wir lieben uns. Wir können irgendwohin gehen. Es gibt nichts, das uns aufhält, oder?«
    »Nur du und ich«, wiederholte er leise, und die Nebel zogen jetzt näher, drohten ihn zu ersticken. »Ich weiß. Ich weiß. Aber ich muß denken. Es gibt so viel zu lernen, so viel, das herauskommen muß.«
    »Warum ist es so wichtig?«
    »Es ... ist es eben.«
    »Weißt du es nicht?«
    »Ja ... nein, ich bin nicht sicher. Frag mich jetzt nicht.«
    »Wenn nicht jetzt, wann dann? Wann darf ich dich fragen? Wann wird es vorüber sein? Und - wird es das je?!«
    »Hör auf!« schrie er plötzlich und setzte das Glas krachend auf das Tablett. »Ich kann nicht weglaufen! Ich werde es nicht tun! Ich muß hierbleiben! Ich muß es wissen!«
    Marie rannte auf ihn zu, legte die Hände zuerst auf seine Schultern, dann an seine Wangen, wischte ihm den Schweiß von der Stirn. »Jetzt hast du es gesagt. Hörst du dich, Liebster? Du kannst nicht weglaufen, weil es, je näher du kommst, desto quälender für dich wird. Und wenn du fliehen würdest, würde es nur schlimmer werden. Du würdest in einem ständigen Alptraum leben müssen. Das weiß ich sicher.«
    Er griff nach ihrem Gesicht, berührte es, sah sie an. »Wirklich?«
    »Natürlich. Aber du mußtest es aussprechen, nicht ich.« Sie hielt ihn fest, legte den Kopf an seine Brust. »Ich mußte dich zwingen. Das Komische ist, daß ich sofort bereit wäre, heute Abend in ein Flugzeug zu steigen und irgendwohin zu fliegen, wohin du willst, und ich wäre glücklicher als ich je zuvor in meinem Leben war. Aber du wärst nicht fähig dazu. Das was hier in Paris ist - oder nicht ist - würde an dir nagen, bis du es nicht mehr ertragen könntest. Das ist die verrückte Ironie, mein Liebling. Ich könnte damit leben, aber du nicht.«
    »Du würdest einfach untertauchen?« fragte Jason. »Und was ist mit deiner Familie, deinem Beruf?«
    »Ich bin kein Kind und auch kein Narr«, beteuerte sie schnell. »Ich würde mich beruflich absichern und unbezahlten Urlaub nehmen, aus gesundheitlichen Gründen etwa oder aus einem persönlichen Grund. Ich könnte immer wieder zurückkommen, meine Behörde würde das verstehen.«
    »Peter?«
    »Ja.« Einen Augenblick war sie stumm. »Die Beziehung, die wir zum Schluß miteinander hatten, war uns beiden wichtig, denke ich. Er war wie ein unvollkommener Bruder, für den man sich wünschte, daß er trotz seiner Fehler Erfolg hat, weil er tief in seinem Inneren so anständig war.«
    »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.«
    Sie blickte zu ihm auf. »An dir ist derselbe Anstand. Bei der Art von Tätigkeit ist Aufrichtigkeit unentbehrlich. Nicht die bescheidenen Menschen regieren die Welt, Jason, sondern die korrupten. Und ich habe das Gefühl, daß die Distanz zwischen Korruption und Mord nicht sehr groß ist.«
    »Treadstone Seventy-One?«
    »Ja. Wir hatten beide recht: Ich will, daß man seine Mörder findet, damit sie für ihr Verbrechen bestraft werden. Und du kannst nicht weglaufen.«
    Seine Lippen strichen über ihre Wange und ihr Haar. Er hielt sie fest. »Ich sollte dich hinauswerfen«, sagte er. »Ich sollte von dir verlangen, daß du aus meinem Leben verschwindest. Ich kann es nicht tun, aber ich weiß verdammt genau, daß es besser wäre.«
    »Es würde nichts ändern. Ich würde nicht gehen.«
    Das Anwaltsbüro lag am Boulevard de la Chapelle. Das von Bücherregalen gesäumte Besprechungszimmer wirkte eher wie eine Bühnenkulisse als ein Büro. In diesem Raum wurden krumme Geschäfte abgewickelt, keine

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