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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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legalen Verträge geschlossen; das war schnell spürbar. Was den Anwalt selbst anging, so vermochten weder der würdevolle weiße Kinnbart noch der silberne Zwicker über seiner Adlernase zu verbergen, daß der Mann seinem Wesen nach käuflich war. Er bestand sogar darauf, das Gespräch in seinem gebrochenen Englisch führen zu dürfen, um später behaupten zu können, etwas nicht verstanden zu haben.
    Marie bestritt den größten Teil des Gesprächs, und Bourne ließ sie gewähren. Sie brachte ihre Wünsche vor, änderte die Barschecks in Obligationen, zahlbar in Dollar, in Beträgen von maximal zwanzigtausend Dollar. Sie wies den.Anwalt an, die Bank zu instruieren, daß keine fortlaufenden Seriennummern ausgegeben werden dürften und die internationalen Garantieträger für die Zertifikate möglichst viele sein mußten. Der Anwalt begriff ihre Absicht sehr wohl; auf diese Weise komplizierte sie die Ausgabe der Obligationen, so daß Banken oder Makler kaum die Möglichkeit hatten, ihre Herkunft ausfindig zu machen Außerdem würden sie sich in der Regel die zusätzliche Mühe oder gar die Kosten ohnehin nicht aufladen; schließlich waren die Zahlungen garantiert.
    Als der Anwalt schließlich gereizt sein Telefongespräch mit Antoine d'Amacourt beendet hatte, hob Marie die Hand.
    »Entschuldigen Sie, Monsieur Bourne verlangt zusätzlich, daß Monsieur d'Amacourt weitere zweihunderttausend Franc in bar hinzufügt; einhunderttausend soll er zu den Obligationen legen, die andere Hälfte persönlich überbringen. Er schlägt vor, daß dieser Betrag folgendermaßen aufgeteilt wird: fünfundsiebzigtausend Franc für Monsieur d'Amacourt und fünfundzwanzigtausend für Sie. Er ist sich darüber im klaren, daß er für Ihren Rat und die zusätzliche Muhe, die er Ihnen bereitet hat, tief in Ihrer beider Schuld steht. Es erübrigt sich wohl, darauf hinzuweisen, daß der zweite Betrag nirgendwo erwähnt zu werden braucht.«
    Ärger und Verstimmung des Anwalts verschwanden bei ihren Worten und wichen einer Unterwürfigkeit, wie man sie seit den Tagen des Hofes von Versailles nicht mehr gesehen hatte. Alle Arrangements wurden gemäß den ungewöhnlichen - aber völlig verständlichen - Wünschen des Monsieur Bourne und seiner hochgeschätzten Beraterin durchgeführt.
    Monsieur Bourne stellte einen ledernen Aktenkoffer für die Obligationen und das Geld zur Verfügung; er würde von einem bewaffneten Kurier getragen werden, der die Bank um 14.30 Uhr verlassen und sich mit Monsieur Bourne eine halbe Stunde später auf dem Pont Neuf treffen würde. Der geschätzte Klient würde sich mit einem kleinen Stück Leder aus der Verkleidung des Koffers ausweisen und dabei die Worte sprechen: »Herr Koenig läßt aus Zürich grüßen.«
    So viel zu den Einzelheiten. Kurz vor Aufbruch erklärte Marie St. Jacques: »Es ist uns bewußt, daß die Vorschriften des fiche auf den Buchstaben genau erfüllt werden müssen, und wir gehen davon aus, daß Monsieur d'Amacourt entsprechend verfahren wird. Ebenso klar ist uns, daß der richtige Zeitablauf für Monsieur Bourne günstig sein muß. Darauf legen wir allergrößten Wert. Sollte ihm dieser Vorteil nicht gewährt werden, so fürchte ich, daß ich als bekanntes -wenn auch für den Augenblick anonymes - Mitglied der Internationalen Bankenkommission mich gezwungen sähe, gewisse Abweichungen von den üblichen Usancen des Bankwesens und ebenso von den juristischen Gepflogenheiten zu melden. Ich bin überzeugt, daß das nicht notwendig sein wird; schließlich sind Sie gut bezahlt worden, nicht wahr, Monsieur?«
    »Selbstverständlich, Madame! Sie haben nichts zu befürchten.«
    »Ich weiß«, sagte Marie.
    Bourne untersuchte den Schalldämpfer, um sich zu vergewissern, daß er alle Staubfusseln entfernt hatte, die sich angesammelt hatten. Dann drehte er ihn mit einer ruckartigen Bewegung des Handgelenks am Lauf fest und drückte den Knopf, der das Magazin freigab; es war gefüllt. Zufrieden schob er sich die Waffe in den Gürtel und knöpfte die Jacke zu.
    Marie hatte die Waffe nicht gesehen. Sie saß auf dem Bett, mit dem Rücken zu ihm und telefonierte mit dem Attaché der kanadischen Botschaft, Dennis Corbelier. Der Rauch einer Zigarette kräuselte vom Aschenbecher neben ihrem Notizbuch empor. Sie notierte sich, was Corbelier ihr mitteilte. Als sie das Gespräch beendet hatte, blieb sie zwei oder drei Sekunden reglos sitzen, den Bleistift noch in der Hand haltend. »Er weiß das von Peter nicht«,

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