Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
zu holen? Das Ganze kam ihm absolut unwahrscheinlich, ja geradezu absurd vor.
    »Wer ist mit dir da?«, fragte Arkadin, während er verzweifelt versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Mischa Tarkanian. Er ist bei Lew Antonin und verhandelt mit ihm, damit er dich freiwillig herauslässt – obwohl es ja nicht gerade so aussieht, als ob du die Mühe wert wärst.«
    Arkadin nahm an, dass Mischa Tarkanian auch hier irgendwo im Haus war, vielleicht auf der Toilette. »Eins will mir nicht in den Kopf, Gospodin Oserow. Ich frag mich, warum dieser Maslow einen Stümper herschickt, um einen Auftrag zu erledigen, für den es einen guten Mann braucht.«
    Bevor der Moskauer etwas antworten konnte, zog Arkadin den Jungen hinter sich hervor. Er musste irgendwie die Kontrolle über die Situation zurückgewinnen, und der Junge war der Trumpf, den er in der Hand hatte.
    »Lew Antonin hat vier Kinder, nicht drei. Wie konntest du einen solchen Fehler machen?«
    Oserows linke Hand, die er an der Seite angelegt hatte, so dass Arkadin sie nicht sehen konnte, zuckte plötzlich, und das Messer, mit dem er Antonins Frau das Gesicht zerschnitten hatte, flog durch die Luft. Arkadin riss den Jungen zur Seite, doch es war zu spät, die Klinge traf den Kleinen und riss ihn aus seinen Händen.
    Mit einem wütenden Schrei feuerte Arkadin einen Schuss ab und sprang hinterher, wie um sicherzugehen, dass die Kugel tief in Oserows schwarze Seele eindrang. Die Kugel verfehlte ihr Ziel, aber er selbst nicht. Er landete auf dem Moskauer, und die beiden Männer rollten über den Fußboden. Sie krachten gegen Sofabeine, die so dick und stämmig waren wie die Waden einer alten Babuschka.
    Arkadin ließ Oserow in die Offensive gehen, um erst einmal zu sehen, wie der Mann kämpfte. Oserow war stark und skrupellos, aber undiszipliniert – jemand, der sich ganz auf seine Kraft und seinen tierischen Instinkt verließ, aber wenig taktisches Geschick besaß. Arkadin steckte ein paar Schläge gegen das Kinn und die Rippen ein und lenkte im letzten Moment einen Handkantenschlag in die Nieren ab. Dann begann er Oserow zu bearbeiten.
    Er wurde nicht nur von seiner Wut und seinem Drang nach Rache angetrieben, sondern auch von einem Gefühl der Scham, weil er den Jungen ganz bewusst in Gefahr gebracht hatte. Er hatte sich auf den Überraschungseffekt und auf seine Pistole verlassen, um die Situation unter Kontrolle zu behalten. Außerdem hatte er nie im Leben damit gerechnet, dass der Kerl ein Kind kaltblütig ermorden würde. Dass er dem Jungen Angst machte, dass er ihm ein paar Ohrfeigen geben könnte, das hätte er ihm schon zugetraut – aber dass er ihm ein Messer ins Herz schleudern würde? Niemals.
    Seine Fingerknöchel waren blutig, aber er merkte es gar nicht. Während er den Mann unter ihm mit einem Schlaghagel eindeckte, kamen Bilder aus der Vergangenheit in ihm hoch, Bilder von dem bleichen Jungen, der er einmal war, der von seiner Mutter terrorisiert und stundenlang in den Wandschrank gesperrt wurde, wo ihm die Ratten eines Tages drei Zehen vom linken Fuß fraßen. Lew Antonins Junge hatte ihm vertraut, und jetzt war er tot. Das war einfach unerträglich, und zum Ausgleich für diesen Wahnsinn musste Oserow sterben.
    Und er hätte Oserow auch getötet, ohne mit der Wimper zu zucken oder daran zu denken, was passieren würde, wenn er einen Mann erschlug, der in den Diensten von Dimitri Maslow stand. In seiner unbändigen Wut scherte sich Arkadin nicht um Maslow, die Kazanskaja, Moskau oder sonst etwas. Alles, was er vor sich sah, war dieses Gesicht in dem Wandschrank oben im Schlafzimmer. Ob es das Gesicht des toten Jungen war oder sein eigenes, das hätte er nicht mehr sagen können.
    Dann traf ihn etwas Hartes und Schweres am Kopf, und es wurde schwarz um ihn herum.

Dreiundzwanzig
    Moira wohnte in einem Reihenhaus aus rotbraunem Backstein am Cambridge Place in Georgetown in der Nähe von Dumbarton Oaks. Es war für sie nicht nur ein Platz zum Wohnen, sondern ein Zufluchtsort, wo sie es sich auf dem Sofa bequem machen und sich mit einem Kognakschwenker in der Hand in einem guten Roman verlieren konnte. Seit sie ständig unterwegs war, wurden solche Abende immer seltener, was sie dafür umso kostbarer machte.
    Es war schon dunkel, als sie hinkam, und sie hatte das ungute Gefühl, dass jemand das Haus beobachtete. Deshalb kreiste sie in ihrem Mietwagen zweimal um den Häuserblock, denn wenn das Haus wirklich überwacht wurde, dann würde es

Weitere Kostenlose Bücher