Die Bourne Intrige
an und machte ihn schläfrig.
»Jason, was wirst du tun, wenn wir zurück sind?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er wahrheitsgemäß. »Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.« Aber er fragte sich jetzt, ob er mit ihr zurückfliegen würde. Wie konnte er weggehen, wenn hier irgendetwas aus seiner Vergangenheit auf ihn wartete, so nah, dass er den Atem im Nacken spürte? Er sagte ihr nichts davon, weil es nach einer Erklärung verlangt hätte, und er hatte keine. Nur so ein Gefühl. Und wie oft hatte dieses Gefühl ihm nicht das Leben gerettet?
»Ich gehe nicht zu NextGen zurück«, sagte sie.
Seine Aufmerksamkeit kehrte ganz zu ihr zurück. »Wann bist du zu diesem Entschluss gekommen?«
»Irgendwann hier«, antwortete sie lächelnd. »Bali öffnet einem irgendwie einen Weg zu wichtigen Entscheidungen. Kurz bevor ich zu Black River ging, war ich ebenfalls hier. Es scheint eine Insel der Veränderung zu sein, zumindest für mich.«
»Was hast du vor?«
»Ich will meine eigene Sicherheitsfirma gründen.«
»Nett.« Er lächelte. »In direkter Konkurrenz zu Black River.«
»Wenn du’s so sehen willst.«
»Die anderen werden es so sehen.«
Es regnete jetzt stärker; die Palmwedel klatschten gegeneinander, und man konnte den Himmel nicht mehr sehen.
»Das könnte gefährlich sein«, fügte er hinzu.
»Das ganze Leben ist gefährlich, Jason, so wie alles, was vom Chaos beherrscht wird.«
»Da kann ich dir nicht widersprechen. Aber was ist mit deinem ehemaligen Chef, Noah Petersen?«
»Das ist nicht sein richtiger Name. In Wirklichkeit heißt er Perlis.«
Bourne blickte zu den weißen Blüten auf, die nun rings um sie wie Schnee herabfielen. Der süße Frangipaniduft mischte sich mit dem frischen Geruch des Regens.
»Perlis war nicht gerade zufrieden mit dir, als wir ihn vor zwei Wochen in München trafen.«
»Noah ist nie zufrieden.« Moira schmiegte sich tiefer in seine Arme. »Ich konnte es ihm nie recht machen. Schon ein halbes Jahr, bevor ich von Black River wegging, habe ich aufgehört, mich zu bemühen. Es war sowieso sinnlos.«
»Trotzdem ist es eine Tatsache, dass wir mit dem Terroranschlag auf das Flüssiggasterminal Recht hatten und er Unrecht. Ich wette, das hat er nicht vergessen. Wenn du jetzt in sein Territorium eindringst, dann hast du bestimmt einen Feind mehr.«
Sie lachte leise. »Das musst du gerade sagen.«
»Arkadin ist tot«, erwiderte Bourne ernüchtert. »Er hat vor der Küste von Long Beach einen Kopfsprung von dem LNG -Tanker gemacht. Das hat er nicht überlebt; so etwas überlebt keiner.«
»Er war ein Produkt von Treadstone, nicht wahr? Hat dir das nicht Willard gesagt?«
»Willard meint, Arkadin sei Alex Conklins erster Erfolg gewesen – und gleichzeitig sein erster Misserfolg. Semjon Ikupow, einer der beiden Köpfe der Schwarzen Legion und der Östlichen Bruderschaft, hat Arkadin zu Conklin geschickt. Am Ende ist es Ikupow nicht gut bekommen; Arkadin hat ihn getötet, weil Ikupow seine Freundin erschossen hat.«
»Und sein heimlicher Partner Asher Sever, dein ehemaliger Mentor, liegt im Dauerkoma.«
»Jeder bekommt am Ende, was er verdient«, sagte Bourne bitter.
Moira kehrte zum Thema Treadstone zurück. »Laut Willard war es Conklins Ziel, einen unbesiegbaren Krieger zu erschaffen – die perfekte Kampfmaschine.«
»Das war Arkadin auch«, sagte Bourne, »aber er brach das Treadstone-Programm ab und kehrte nach Russland zurück. Seine Fähigkeiten stellte er in den Dienst verschiedener Mafiaclans in Moskau.«
»Und du warst sein Nachfolger – Conklins Erfolgsgeschichte.«
»Ich glaube, diverse Geheimdienstchefs werden das ein bisschen anders sehen«, erwiderte Bourne. »Sie würden mich wohl auf der Stelle erschießen, wenn sie mich sehen.«
»Vielleicht, aber das hat sie nicht davon abgehalten, dich anzuheuern, wenn sie dich gebraucht haben.«
»Das ist alles vorbei«, sagte Bourne.
Moira wollte gerade das Thema wechseln, als der Strom ausfiel. Die Lichter am Pool und im Strandklub gingen aus. Der Regen und der Wind wirbelten im Dunkeln weiter. Bourne spannte sich unwillkürlich an und wollte Moira von sich wegschieben, um sich umzublicken. Sie spürte, dass er in der Dunkelheit nach der Ursache für den Stromausfall suchte.
»Jason«, flüsterte sie, »es ist alles okay. Wir sind hier sicher.«
Er glitt mit ihr durch das Wasser auf die andere Seite des Pools. Sie spürte seinen beschleunigten Herzschlag, seine plötzliche Wachsamkeit, so als könnte
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