Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6
Nero war doch angeblich in Antium. Er scheint ein Alibi zu haben. Demnach hat der Zeuge, der Nero auf dem Dach des Palastes gesehen hat, gelogen oder sich einfach nur geirrt.“
„Richtig“, sagte Julian. „Aber mir fehlt noch etwas anderes – das Motiv. Was könnte Nero dazu getrieben haben, die Stadt anzuzünden? Genau diese Punkte müssen wir klären. Ich glaube, Subrius könnte uns weiterhelfen. An ihn müssen wir unbedingt herankommen!“
„Aber bitte nicht jetzt sofort.“ Leon gähnte. „Lasst uns ein wenig schlafen. Ich bin total kaputt.“
„Gut“, sagte Julian. „Aber dann machen wir uns auf die Suche nach dem Brandstifter!“
„Und nach Kija!“, ergänzte Kim.
Das Motiv
Das Motiv
Es war bereits Nachmittag, als sie von Tertius geweckt wurden.
„Wie wär’s mit ein paar Gerres ?“, rief er. Lachend hielt er den Freunden die kleinen Fische unter die Nase. Sie rochen verführerisch.
„War gar nicht so leicht, die aufzutreiben“, sagte Tertius und reichte jedem eine Hand voll dieser Köstlichkeit.
Schlaftrunken griffen Kim, Leon und Julian zu.
„Außerdem möchte ich euch jemanden vorstellen“, ergänzte Tertius. „Meinen Bruder Subrius. Er ist draußen vor dem Zelt.“
Die Freunde konnten ihr Glück kaum fassen. So sparten sie sich eine womöglich zeitraubende Suche in der zerstörten Stadt. Rasch schluckten sie die Gerres hinunter und traten vor das Zelt.
Subrius war ein mittelgroßer Mann mit grauen Schläfen. Er saß auf einem Schemel neben Livia und spielte mit Rufus, der auf seinen Knien hockte. Neugierig blickte der Mann hoch, als die drei auf ihn zukamen.
„Ave!“, sagte er. „Habt Dank, dass ihr meinen Bruder und seine Familie gerettet habt! Ich habe gesehen, dass ihre Insula beim Brand zerstört wurde, und schon das Schlimmste befürchtet. Aber dann fand ich sie hier in diesem Lager! Und das ist euer Verdienst, beim Jupiter!“
Bescheiden nickten die Freunde.
„Dieses verfluchte Feuer hat die Stadt in ein unglaubliches Chaos gestürzt“, seufzte Subrius. „Ich habe die ganze Nacht geschuftet. Auch mein Haus hat etwas abbekommen.“
„Mein Bruder muss nicht wie die einfachen Prätorianer in der Kaserne wohnen“, erklärte Tertius rasch. „Er ist ein Tribun .“
„Schon gut“, erwiderte Subrius. „Die Schäden an meinem Haus sind zum Glück gering. Meine Sklaven sorgen gerade für Ordnung. Morgen wird es wieder bewohnbar sein – und dann kannst du, Tertius, mit deiner Familie bei mir wohnen, bis du eine neue Unterkunft gefunden hast.“
„Und der Kaiser? War auch er in Gefahr?“, fragte Julian scheinheilig.
Subrius stutzte. „Der Kaiser?“
„Ja“, sagte Julian. „Immerhin ist sein Palast ja auch beschädigt worden. War Nero denn vergangene Nacht nicht hier?“
„Nein, natürlich nicht“, rief Tertius. „Er hat doch gesagt, dass er in Antium war! Hast du das schon vergessen?“
Julian tat so, als sei ihm seine Frage nun peinlich. Aber das war sie ganz und gar nicht. Und die Tatsache, dass Subrius mit seiner Antwort zögerte, gab ihm Recht. Der Prätorianer schien zu überlegen, ob es ratsam war, Julians Frage zu beantworten.
„Ich weiß nicht, wo sich Nero vergangene Nacht aufgehalten hat“, sagte er schließlich gedehnt. „Vielleicht war er hier, vielleicht aber auch nicht.“
Tertius sah seinen Bruder überrascht an. „Aber du musst es doch wissen – du gehörst schließlich zu seiner Leibgarde.“
Subrius zog eine Augenbraue hoch. „Ja, schon … Aber das heißt noch lange nicht, dass ich jeden seiner Schritte verfolge. Eigentlich ist nur Tigellinus ständig in seiner Nähe. Ich war gestern Nacht in meinem Haus und nicht bei Nero. Denn Nero ist derzeit nicht besonders gut auf mich zu sprechen.“
„Du bist in Ungnade gefallen?“, fuhr Tertius entsetzt auf, als sei sein Bruder gerade zum Tode verurteilt worden.
„Ja“, erwiderte Subrius und ballte die Fäuste. „Weil ich es gewagt habe, den großen Nero zu kritisieren. Aber dazu stehe ich. Denn ich verabscheue seine Prunksucht und seine lächerliche Schauspielerei, beim Bacchus !“
„Sei lieber still!“, zischte Tertius. „Du bringst dich in große Gefahr, wenn du so redest!“
„Ach was!“, winkte Subrius ab.
Eine Zeit lang herrschte gespannte Stille.
Schließlich riskierte Julian einen erneuten Vorstoß. „Du glaubst also, dass es möglich sein könnte, dass Nero eventuell vielleicht doch nicht …“
Kim verdrehte die Augen.
„Nero hat heute Vormittag
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