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Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6

Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6

Titel: Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Männer trugen Speere und kurze Schwerter. Unmittelbar vor den Gefährten hob Tigellinus den Arm, und seine Männer stoppten.
    Beeindruckt musterte Julian die Elitesoldaten in ihren blitzenden Brustpanzern und den weinroten Tuniken. Julian fiel auf, dass jeder Prätorianer einen Gürtel trug, dessen Schnalle mit einer Lyra verziert war. Jetzt bildeten die Prätorianer eine Gasse, durch die ein untersetzter Mann in einer blütenweißen Toga schritt.
    „Nero!“, flüsterte Julian. „Das muss Nero sein!“
    Der untersetzte Mann erklomm das Podest. Er war sichtlich außer Atem.
    „ Ave , göttlicher Nero!“, brüllte Tigellinus. Als sich nicht gleich ein Beifallsorkan erhob, starrte er wütend auf die Menge. Aber dann endlich huldigte das Volk seinem Gebieter.
    Nero stand auf der Bühne und schaute über die Köpfe der Menschen hinweg. Ein angedeutetes Lächeln kräuselte seine Lippen. Immer wieder blinzelte er nervös. Dann war es an ihm, die Hand zu heben. Augenblicklich kehrte Stille ein.
    „Ich, euer Kaiser, spreche zu euch in einer Stunde der Not!“, sagte Nero mit klangvoller Stimme. „Als ich von diesem Feuer hörte, bin ich sofort aus Antium aufgebrochen und hierher geeilt, um euch zu helfen. Schnellstens ließ ich diese Zeltstadt für euch errichten.“
    „Er war in Antium!“, zischte Leon. „Also kann er das Feuer gar nicht gelegt haben!“
    „Nicht so voreilig“, bremste Julian seinen Freund. „Wer sagt uns, dass das stimmt?“
    „Und ich werde keine Zeit und Mühe scheuen, um eure Not zu lindern“, fuhr Nero fort und breitete die Arme aus. „Denn nur in der Not zeigt sich, wer ein großes Volk ist, beim Jupiter. Ich werde euch Brot und Wasser geben, Oliven und Wein – und niemand wird leiden müssen. Und die zerstörten Häuser werden wieder aufgebaut, größer und schöner als je zuvor!“
    Der Kaiser legte eine kleine Kunstpause ein und schaute Beifall heischend auf das Volk.
    „Danke, großer Kaiser!“, rief Tigellinus, und die Prätorianer wiederholten es. Widerstrebend fiel die Menge in den Chor mit ein.
    Nun erschien ein echtes, ein breites Lächeln auf Neros Gesicht.
    „Und noch etwas verspreche ich euch“, sagte der Kaiser drohend und brachte damit die Masse wieder zum Schweigen. „Wir werden diejenigen jagen, die dieses Feuer gelegt haben. Und wir werden sie finden. Schon bald werden uns die Täter ins Netz gehen, und dann seid ihr alle eingeladen ins große Amphitheater , wo wir gemeinsam zusehen werden, wie sie bestraft werden, beim Mars !“
    Diesmal musste Tigellinus nicht den „Vorbeter“ spielen – die Menge jubelte auch so. Denn die Aussicht auf kostenlose Spiele, so genannte Ludi , versetzte das römische Volk in eine frohe Erwartungshaltung.
    Nero reckte das Kinn vor wie ein trotziger Junge. Er genoss den Zuspruch sichtlich.
    „Wer sich an Rom vergreift, der vergreift sich an den Göttern!“, rief der Kaiser, als es wieder still war. „Aber die Götter sind unbesiegbar und werden den Feind vernichten! Unser Rom wird aus den Trümmern auferstehen, schöner und größer als je zuvor. Ich werde es neu aufbauen mithilfe der Götter. Denn die Götter lieben mich, beim Jupiter!“
    In Erwartung erneuter Zustimmung blickte Nero auf seine Untertanen. Doch diesmal blieb der Beifall aus. Die Menge blieb still und das Gesicht des Kaisers verdüsterte sich.
    „Nein, die Götter lieben Kaiser Nero nicht“, murrte ein Mann neben Julian. „Denn wenn sie ihn lieben würden, hätten sie nicht zugelassen, dass sein Rom in Flammen aufgeht …“
    Zustimmendes Gemurmel kam von den Umstehenden. Unmutsäußerungen wurden laut, auch unterdrücktes Gelächter.
    Tigellinus war die Unruhe nicht entgangen. Er gab den Legionären hinter der Bühne ein Zeichen. Sofort schwärmten die Soldaten aus und mischten sich unter die Bevölkerung. Das wirkte. Das Murren erstarb, stattdessen gab es wieder etwas Zustimmung für den Kaiser. Doch Nero schien beleidigt. Grußlos verließ er die Bühne und tauchte zwischen seinen Prätorianern unter, gefolgt von seiner mürrisch dreinblickenden Mutter.
    „Ein seltsamer Auftritt“, bemerkte Kim, als sich die Menge wieder zerstreut hatte.
    „Allerdings“, stimmte Leon ihr zu. „Besonders beliebt scheint Nero ja nicht zu sein.“
    „Man macht ihn offenbar für den Brand verantwortlich“, meinte nun Julian. „Nach dem Motto: Einem Kaiser mit einem glücklichen Händchen widerfährt eine solche Katastrophe nicht.“
    Leon runzelte die Stirn. „Aber

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