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Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6

Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6

Titel: Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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eine einfache, weiße Tunika, die einige Flecken aufwies, billige Sandalen und keinerlei Ringe oder sonstigen Schmuck. Anders ausgedrückt: Der Kaiser sah aus wie ein gewöhnlicher Bauer oder Handwerker.
    „Bitte, nimm Platz, mein göttlicher Cäsar“, sagte Tigellinus nun und deutete auf eine der Liegen.
    Doch Nero überhörte das. Er sah sich um und wirkte dabei wie ein Tier, das Gefahr wittert. Sein Blick fiel auf die drei Freunde, die unwillkürlich ein wenig dichter zusammenrückten. Neros dunkle Augen wurden schmal.
    „Sind das die Kinder, von denen du mir berichtet hast?“, fragte er.
    „Ja“, sagte Tigellinus und lächelte angestrengt.
    Der Kaiser nickte. „ Valde bona .“ Seine kleinen Augen ruhten für jeweils wenige Sekunden auf den Gesichtern der Freunde. Dabei blieb seine Miene ausdruckslos. Sie verriet nicht, was er dachte oder was er vorhatte. Nun nahm der Kaiser auf der Liege Platz. Sofort sprang ein Sklave herbei und reichte Nero einen Scyphus , einen mit Edelsteinen besetzten Pokal.
    „Wir haben Wein aus Antium für dich besorgt“, sagte Domitia unterwürfig. „Ich hoffe, er wird dir munden, edler Cäsar.“
    „Aus Antium? Hervorragend, ich liebe diese Rebsorte.“ Nero grinste breit. „Lass mir einschenken!“
    Nachdem er getrunken hatte, begann Nero zu erzählen. Er habe ganz bewusst einfache Kleidung angezogen, um sich unerkannt unters römische Volk mischen zu können.
    Julian spitzte die Ohren. Das erklärte, warum Nero ohne Leibwächter und Gefolge gekommen war.
    „Ich wollte wissen, was das Volk über mich denkt“, sagte Nero nun und schwieg vielsagend.
    „Und?“, fragte Tigellinus. „Ich gehe davon aus, dass sie dich als Retter preisen, nachdem, was du alles für den Pöbel getan hast.“
    Der Kaiser lachte auf. „Von wegen! Das Volk hasst mich. Man macht mich für den Brand verantwortlich. Und zwar weil es meinen Prätorianern nicht gelingt, die wahren Täter zu schnappen. Du hast bisher versagt, Tigellinus. Und du bist ein unverbesserlicher Speichellecker.“
    Die Freunde bemerkten, wie jede Farbe aus dem Gesicht des Prätorianers wich. Aber er wagte wohl nicht zu widersprechen.
    „Deswegen bin ich ja jetzt auch bei dir“, fuhr Nero fort. „Auf dich und deine Ergebenheit kann ich mich wenigstens verlassen. Was ich ja nicht von allen Prätorianern sagen kann. Zudem …!“ Er brach den Satz ab, weil erneut ein Sklave auftauchte. Hinter ihm ging ein Mann, den Nero zu kennen schien. Er hielt den Kopf gesenkt. Als er hochsah, um den Kaiser zu begrüßen, erschraken Julian, Kim und Leon: Der Mann hatte eine lange Narbe im Gesicht – das musste der Mann gewesen sein, der sie seit ihrer Ankunft auf dem Forum Romanum verfolgte! Ganz offensichtlich stand er im Dienste des Kaisers, denn jetzt beugte er sich dicht zu Nero herab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Kaiser lauschte angestrengt. Dann warf er einen finsteren Blick auf die Freunde, die ebenfalls auf einer Liege Platz genommen hatten. Julian musste heftig schlucken.
    „Schon gut“, sagte Nero schließlich und entließ den Boten mit einer Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen.
    „Schlechte Nachrichten?“, fragte Tigellinus übertrieben besorgt.
    „Ja“, erwiderte Nero. „Überall ist Verrat und Lüge. Einer der Senatoren hat sich abfällig über mich geäußert, wurde mir soeben zugetragen. Aber das ist kein Problem. Ich werde den Herrn enteignen lassen. Das ist für einen Senator die Höchststrafe, schlimmer als der Tod. Mein getreuer Diener hat mir allerdings noch etwas anderes berichtet. Und damit wären wir bei euch!“ Lauernd fixierte der Kaiser die drei Freunde.
    Julian hielt dem Blick mit einiger Mühe stand und rang sich ein Lächeln ab. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken – was hatte der Spitzel mit der Narbe über sie verbreitet? Und handelte es sich bei dem festgenommenen Senator etwa um Gaius Calpurnius Piso?
    „Oh, wie ich sehe, habt ihre eine Katze dabei“, bemerkte Nero jetzt. „Ein schönes Tier. Komm mal her!“ Er streckte die Hand nach Kija aus.
    Kija machte einen Buckel und dachte überhaupt nicht daran, der Aufforderung zu folgen.
    „Komm her!“, wiederholte Nero aggressiv.
    Kim gab der Katze einen kleinen Stups, und nun spazierte Kija aufreizend langsam auf den Herrscher zu.
    Nero griff nach ihr, doch Kija wich aus.
    „Was für ein stolzes Tier“, kommentierte der Kaiser. Er richtete sich auf und versuchte mit beiden Händen, die Katze zu erwischen.

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