Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6
schluckte. Dann überwand sie ihre Angst und begann, dem Prätorianer etwas ins Ohr zu flüstern. In knappen Worten berichtete sie von ihren Ermittlungen und ihrem Verdacht gegen Subrius.
Als das Mädchen geendet hatte, sagte Tigellinus erst einmal gar nichts. Auf seiner Stirn hatte sich eine tiefe Falte gebildet. Der Prätorianer blickte in den Himmel über Rom, als könne er dort eine Antwort auf die Frage finden, ob er dem Mädchen glauben sollte oder nicht.
„Bringt die drei in meine Villa!“, befahl er seinen Männern schließlich.
„Nicht in den Kerker? Nicht zu den Löwen?“, fragte einer der Soldaten enttäuscht. „Ich dachte, wir …“
Tigellinus brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen, und der Trupp setzte sich wieder in Bewegung, allerdings in eine andere Richtung als zuvor.
„Das war die beste Idee, die du je hattest!“, sagte Julian leise zu Kim.
„Danke“, erwiderte Kim strahlend. „Ich denke, dass wir Tigellinus vertrauen können.“
„Was macht dich da so sicher?“, fragte Leon.
Kim hob die Schultern. „Weiß nicht. Ist nur so ein Gefühl“, sagte sie.
Leon entgegnete nichts. Natürlich war auch er erleichtert, dass sie jetzt nicht im Verlies landeten. Doch einen Rest Misstrauen konnte er nicht abschütteln. Nun waren sie ganz in der Hand von Tigellinus, und irgendetwas daran störte Leon. Er hätte nicht sagen können, was es war, aber er hatte eine ungute Vorahnung …
Die schöne Domitia
Die schöne Domitia
Tigellinus’ riesige Villa lag auf einer Anhöhe. Das Gebäude mit seinen weißen Mauern und roten Ziegeln, den wenigen Fenstern und der massiven Holztür wirkte elegant aber auch abweisend. Der Großbrand hatte das Anwesen verschont. Doch nur wenige Schritte entfernt hatte das Feuer mit seiner entsetzlichen Kraft gewütet und ein glimmendes Trümmerfeld hinterlassen. Die Villa des Prätorianers glich einer Oase in einer schwarzen Wüste.
Wie auf Kommando wurde das Tor geöffnet, als der Prätorianerpräfekt erschien.
„Ich werde euch jetzt der Obhut meiner Frau Domitia übergeben“, sagte Tigellinus. „Sie wird auf euch aufpassen, so lange ich fort bin, um weitere Nachforschungen anzustellen. Der Kaiser muss vor den Verschwörern geschützt werden, und ihr könntet wichtige Zeugen sein. In meinem Haus seid ihr sicher. Ich werde euch jetzt bei Domitia ankündigen.“ Mit diesen Worten verschwand der Prätorianer und kehrte kurz darauf mit einer ungewöhnlich schönen Frau zurück. Domitias Haare waren kunstvoll hochgesteckt, zwei elegante Löckchen fielen ihr rechts und links über die Schläfen. Die Patrizierin trug eine knöchellange Stola aus hellblauer Seide und darüber eine dunkle Palla , eine Art Mantel aus einem rechteckigen Stück Stoff. An ihren Handgelenken klimperten Armbänder aus Gold und Edelsteinen, als sie ihrem Mann hinterherwinkte, der sich wieder an die Spitze seiner Soldaten gesetzt hatte.
Nun widmete Domitia ihre Aufmerksamkeit den drei Freunden. Ein feines Lächeln kräuselte ihre Lippen, als sie sagte: „Ich habe schon Kaiser empfangen und Senatoren, berühmte Schauspieler und Sänger. Aber drei Kinder – das ist wirklich etwas Neues.“
„Und eine Katze“, ergänzte Kim unbeeindruckt.
Domitia hob die geschminkten Augenbrauen. „Eine Katze?“
Kim deutete auf Kija, die gerade hinter ihren Beinen aufgetaucht war.
„Normalerweise dulde ich keine Tiere in meiner Domus, aber was ist im Moment schon normal?“, sagte Domitia. „Unser heiliges Rom liegt in Trümmern, und offenbar ist auch noch eine Verschwörung im Gange, bei Juno!“ Sie drehte sich um und ging vor den Freunden her in die Vorhalle.
Hinter der makellos weißen, aber eher schlichten Fassade öffnete sich ein luxuriöser Traum. Einige Wände waren mit Mosaiken aus tausenden von winzigen Glasplättchen verziert, andere mit feinsten Schnitzereien.
Kim fiel auf, dass nirgendwo auch nur ein Krümel Dreck oder eine Staubschicht lag. Dafür sorgten mehrere Diener, die sich lautlos durch die Gänge und Räume bewegten und diese peinlich sauber hielten.
Die Hausherrin geleitete die Gefährten in einen wunderschönen Garten.
„Dies ist nur ein kleiner Teil“, sagte sie so, als wolle sie sich dafür entschuldigen. „Uns gehören noch die Aemilianischen Gärten, die hinter der Domus beginnen. Ich bin die Tochter eines Bauunternehmers. Unserer Familie gehört halb Rom. In den Aemilianischen Gärten veranstalten wir unsere Gartenfeste, die einen besonderen Ruf in Rom
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