Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6
Tigellinus?“
Der Prätorianer sah seine Frau an. „Es gibt eine zweite Spur. Einige Bürger haben sich inzwischen gemeldet. Sie haben Christen dabei beobachtet, wie diese an mehreren Stellen in der Stadt Feuer legten!“
Ein kurzes Leuchten ging über Domitias Gesicht. „Die Christen? Ich habe es doch geahnt.“
Entsetzt blickten sich die Freunde an. Die Christen hatten bestimmt nichts mit dem Brand zu tun, Tigellinus unterlag einem entsetzlichen Irrtum! Julian, Kim und Leon wurde klar, dass sie den wahren Täter rasch finden mussten.
„Ich habe Verhaftungen angeordnet. Noch heute beginnen wir mit den Verhören“, ergänzte Tigellinus. „Wir werden die Brandstifter schon schnappen, verlass dich darauf!“
Domitia bedachte ihren Mann mit einem wohlwollenden Blick. „Daran habe ich keine Zweifel.“
„Aber auch auf dich wartet Arbeit“, sagte Tigellinus nun. „Wir bekommen heute Abend hohen Besuch.“
„Ich werde in der Küche Bescheid geben“, erwiderte Domitia mit der Gelassenheit einer Frau, die genau weiß, dass sie selbst keinen Finger würde krümmen müssen. „Mit wie vielen Personen rechnest du?“
„Mit nur einer“, sagte Tigellinus.
„Nur eine Person?“, fragte seine Frau irritiert.
„So ist es. Nero kommt heute Abend.“ Der Prätorianer richtete seine Augen auf die Freunde. Seine Stimme wurde gefährlich leise. „Der Kaiser will unsere kleinen Freunde hier kennen lernen – und ihnen ein paar Fragen wegen Subrius stellen.“
Julian hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Da stimmte doch etwas nicht! Wenn Nero sie sprechen wollte, warum ließ er sie dann nicht in seinen Palast bringen? Und wieso kam Nero allein, wo war sein Gefolge? Außerdem behagte Julian die Vorstellung überhaupt nicht, von einem womöglich wahnsinnigen Kaiser verhört zu werden.
Verhör, schoss es Julian durch den Kopf. Das ist der richtige Ausdruck. Es würde keine harmlose Plauderei werden, ganz sicher nicht! Julian ahnte, dass sie heute Abend höllisch aufpassen mussten.
Gefährliche Fragen
Gefährliche Fragen
Es war ein schwülheißer Abend, und so hatte Domitia angeordnet, dass die Cena nicht im Triclinium, sondern im Atrium stattfinden sollte, das die Sklaven inzwischen festlich hergerichtet hatten. Liegen waren herangeschleppt und mit Blüten bestreut worden. Eine Nero-Büste stand neben dem Altar für die Hausgötter, beleuchtet von einer der vielen Fackeln, die überall angebracht worden waren. Drei Musiker, mehrere Tänzerinnen und ein junger Mann, der gut Gedichte vortragen konnte, hielten sich in den angrenzenden Räumen bereit, um auf ein Fingerschnippen von Domitia ihre Künste darbieten zu können. Aus der Küche drangen knappe Kommandos und feine Gerüche.
Kim, Julian, Leon und Kija hockten am Wasserbecken in der Mitte des Atriums, beobachteten die Vorbereitungen und versuchten, nicht im Weg zu sein. Sie hatten damit gerechnet, dass man sie zu irgendwelchen Handlangerdiensten einspannen würde, aber nichts dergleichen geschah. Das war seltsam und gefiel ihnen überhaupt nicht. Es schien, als wolle man sie für irgendetwas schonen. Eine seltsame Erwartungshaltung, wenn nicht sogar Spannung, lag in der Luft.
„Ich will hier raus“, sagte Kim leise, während sie Kija hinter den Ohren kraulte. „Hier kommen wir dem Brandstifter nicht auf die Schliche.“
„Wir können nicht weg“, entgegnete Leon ebenso leise. „Jedenfalls nicht jetzt. Das würde uns sofort verdächtig machen.“
Julian seufzte. „Genauso ist es. Hier sind wir wenigstens vor Subrius sicher. Der hat uns bestimmt noch nicht verziehen, dass wir in seinem Haus herumgeschnüffelt haben.“
„Mag sein“, sagte Kim. „Aber eigentlich sollten wir den Spieß umdrehen. Nicht Subrius sollte uns jagen, sondern wir ihn! Das ist schließlich unsere Aufgabe. Deswegen sind wir doch überhaupt nach Rom gereist!“
Erneut seufzte Julian. Oft bewunderte er Kims Mut. Aber jetzt durften sie nicht unüberlegt handeln.
„Lasst uns Neros Besuch abwarten“, sagte er. „Vielleicht bringt uns das ein Stück weiter. Zudem …“ Er brachte den Satz nicht zu Ende, weil unter den Sklaven unvermittelt große Hektik ausgebrochen war.
„Er ist da!“, rief jemand. „Der Kaiser ist da!“
Unschlüssig erhoben sich auch die Freunde. Julian spürte, wie seine Handflächen feucht wurden. Was erwartete sie?
Nun erschien ein Sklave, der Blüten auf den Boden streute. Ihm folgte der Kaiser, flankiert von Tigellinus und Domitia. Nero trug
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