Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6
genießen.“ Seufzend ließ sich Domitia auf einer Bank nieder. „Hoffentlich kehren wir alle bald zur Normalität zurück. Dann wird es hier auch wieder Feste geben. Setzt euch doch.“
Die Freunde gehorchten. Ein Sklave brachte kühle Getränke, und Domitia bat die drei, ihre Geschichte noch einmal in allen Einzelheiten zu erzählen. Julian übernahm das diesmal. Die schöne Frau lauschte ihm konzentriert.
„Tja, dieser Brand“, sagte sie, als Julian fertig war. „Zum Glück hat er unser Haus verschont. Die Götter haben es beschützt. Und der Pöbel jammert, weil er so viel verloren hat. Aber hat er das wirklich?“ Domitia stand auf und begann auf und ab zu gehen. „Ich glaube, nein. Dieses Feuer hatte etwas von einem reinigenden Gewitter.“ Sie hielt inne und überlegte. „Ja, ich denke, das ist die richtige Bezeichnung.“
Kim sah Domitia verständnislos an. „Dieses Feuer hat vermutlich tausenden von Menschen das Leben gekostet! Wie kannst du da von einem ‚reinigenden Gewitter‘ sprechen?“
Domitia sah das Mädchen scharf an. „Hast du gesehen, wie diese Geschöpfe hausen? Sie sind arm, leben im Schmutz. Krankheiten haben sich rasend schnell ausgebreitet und viele dahingerafft. Aber schon kamen neue Menschen! Sie drängten in unsere schöne Stadt! Und nun sind auch noch die Christen da!“
Kim spürte, wie Wut in ihr aufstieg. „Sicher würden die Armen auch gern so leben wie ihr. Aber sie haben es nicht geschafft, sie sind eben nicht so erfolgreich!“ Aus dem Augenwinkel sah Kim, dass Julian ihr einen warnenden Blick zuwarf.
Domitias hübsches Gesicht verwandelte sich in eine Maske des Zorns. Sie spie die Wörter förmlich aus. „Du sagst es! Und weißt du, warum das so ist? Weil sie faul und unbegabt sind. Es ist kein Verlust, dass die Armenviertel abgebrannt sind! Schade ist es nur um die Tempel und die anderen öffentlichen Gebäude.“
Ein paar Sekunden herrschte Stille. Es kostete Kim große Mühe, Domitia nicht weiter zu widersprechen. Aber sie konnten nicht riskieren, aus dem Haus gewiesen zu werden. Nach wie vor wurden sie des Diebstahls bezichtigt.
„Die Armen und die Christen“, sagte Domitia nun schneidend. Urplötzlich war ihre Aggressivität einer Eiseskälte gewichen, als habe jemand einen Schalter umgelegt. „Was für ein unheilvolles Zusammentreffen! Diese beiden Gruppen versuchen alles zu zerstören, was uns Römern heilig ist – unseren Glauben und unsere Stadt. Aber das wird ihnen nicht gelingen, bei Juno!“
Nun konnte sich Kim doch nicht länger zurückhalten. „Verdächtigst du die Armen, das Feuer gelegt zu haben? Das gibt doch keinen Sinn! Sie selbst leiden am meisten darunter!“
„Ich habe nicht behauptet, dass die Armen dahinterstecken“, erwiderte Domitia ungeduldig. „Das waren bestimmt die Christen. Sie hassen uns Römer, weil wir ihnen überlegen sind. Das soll wohl ihre Rache sein. Aber Nero wird die Stadt wieder aufbauen lassen, schöner als je zuvor. Und die Christen werden ihre Tat im Circus büßen. Traurig nur, dass vielleicht ein Prätorianer mit den Christen unter einer Decke steckt – dieser Subrius mit einigen Senatoren, wie ihr vermutet. Nun, womöglich wollen sie Nero stürzen, um selbst an die Macht zu gelangen, und die Christen sind nur nützliche Idioten. Es könnte natürlich auch sein, dass Subrius ihren Glauben angenommen hat. Doch das spielt letztendlich keine Rolle. Rom wird über seine Feinde siegen, weil es immer so war und immer so sein wird.“
Erneut musste Kim sich zwingen, nicht zu widersprechen. Sie ahnte, dass sie das Thema wechseln musste, um sich nicht mit der Patrizierin anzulegen. Also begann Kim über die exotischen Pflanzen im Garten zu sprechen. Domitia nahm den Ball auf und erwies sich als echte Expertin.
So vergingen die nächsten beiden Stunden mit belanglosen Plaudereien – bis ein Sklave in das Peristyl gelaufen kam und Tigellinus’ Rückkehr meldete.
Gespannt folgten die Freunde der Hausherrin in die Vorhalle. Dort stand der Prätorianer bereits. Er wirkte erschöpft. Als Tigellinus die Freunde erblickte, straffte er die Schultern.
„Es ließen sich noch keine Beweise gegen Subrius finden“, sagte der Prätorianer. „Ich habe seine Villa durchsuchen lassen – vergeblich. Keine fehlende Gürtelschnalle. Dann haben wir Subrius lange verhört. Aber es ist ihm nichts nachzuweisen.“
„Und jetzt?“, fragte Domitia mit der ihr eigenen Kühle und Schärfe. „Was wirst du jetzt tun,
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