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Die Brandungswelle

Die Brandungswelle

Titel: Die Brandungswelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudie Gallay
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Hütten am Meer in Gold auf!«
    Dann zog er eine Plastikhülle aus der Tasche.
    »Ich habe Ihnen die Fotos von Prévert mitgebracht.«
    Seit Tagen erzählte er mir davon. Er legte sie auf den Tisch. Es waren Schwarz-Weiß-Bilder mit gezackten Rändern. Eines war am Hafen aufgenommen worden, zu einer Zeit, als die Griffue noch ein Hotel gewesen war. Das andere zeigte Prévert mit Freunden auf der Terrasse des Restaurants oberhalb des Hafens von Port-Racine.
    »Prévert liebte es, fotografiert zu werden, aber damals gab es hier nicht viele Fotografen, deshalb holte mein Vater ab und zu seinen Apparat heraus. Haben Sie bemerkt, wie gut ihm der Frack steht?«
    Ich sah mir die Fotos an.
    Lili brachte die Milch und den Tee, stellte alles auf den Tisch.
    »Sie bekommen wirklich nie genug von ihm!«, sagte sie achselzuckend.
    Monsieur Anselme antwortete mit einem Lächeln. Er trank einen Schluck Tee und stellte die Tasse sorgsam wieder auf die Untertasse. Er erzählte mir von dem Haus im Val, dem Haus, das Prévert am Ende seines Lebens gekauft hatte und in dem er hatte sterben wollen.
    »Es steht ganz in der Nähe, in Omonville-la-Petite. Von meinem Haus aus geht man über einen entzückenden Weg zu Fuß dorthin.«

    Er beugte sich zu mir herüber, als wolle er mir etwas Vertrauliches mitteilen.
    »Wir könnten es zusammen besichtigen, ich würde Sie dorthin führen.«
    Ich lächelte.
    Jedes Mal, wenn ich Monsieur Anselme traf, erzählte er mir von Prévert. Allmählich begann er mich zu langweilen. Lili verspottete ihn gern deswegen. Heute hatte sie keine Lust zu lachen. Sie polierte die Gläser und beobachtete die Straße.
    Monsieur Anselme sammelte seine Fotos wieder ein.
    »Als er krank geworden ist, wollte Janine nicht mehr, dass man ihn besucht. Also haben wir von der Küche aus gefragt, wie es ihm geht, und dann, als wir nicht mehr in die Küche durften, informierten wir uns vom Garten aus über seinen Gesundheitszustand, und am Ende mussten wir draußen vorm Tor bleiben.«
    Er zog einen braunen Papierumschlag aus der Tasche.
    »Diese Collage hat er mir geschenkt.«
    Er schob den Umschlag zu mir herüber.
    Darin befand sich eine Postkarte, auf der ein kleines weißes Boot klebte.
    »Als er diese Collage gemacht hat, war er schon sehr krank. Er konnte sie nicht signieren. Er hat mich gebeten, später wiederzukommen, wenn es ihm besser gehen würde.«
    Er beugte sich zu mir vor.
    »Aber er hatte schon angefangen, da, sehen Sie den kleinen Kugelschreiberstrich … Das ist das J von Jacques.«
    Es gab wirklich einen kleinen Strich, vielleicht das J von Jacques, aber es hätte auch etwas anderes sein können.
    Ich sagte nichts.
    Er errötete.
    »Seine Freunde waren sein Leben, verstehen Sie …«

    Ich sagte, dass ich verstehe, und sah aus dem Fenster. Er sprach weiter.
    Irgendwann spürte ich seine Hand auf meiner.
    »Sie hören mir nicht zu …«
    Lili stand immer noch hinter der Theke. Sie hatte keine Gläser mehr zu polieren. Nun wartete sie, an die Bar gelehnt, die Arme verschränkt, mit leerem Blick. Man sah sie selten so reglos.
    »Eines Morgens habe ich ein Auto vorbeifahren sehen, das ich nicht kannte. Das war der Notar, er kam aus Cherbourg. Es muss Februar gewesen sein, Prévert ist im April gestorben. Die Vorstellung zu sterben hat ihn sehr betrübt, vor allem wegen seiner Tochter Minette … Wenn wir sein Haus im Val besuchen, können Sie sehr schöne Fotos von ihr sehen, im Garten, und auch Fotos von Prévert in Paris.«
    Monsieur Anselme nahm noch einen Schluck Tee. Ich betrachtete seine Hände. Sie waren weiß, die Nägel perfekt gepflegt. Ein Goldkettchen hing um das Handgelenk.
    »Fahren Sie nach Cherbourg?«, fragte ich.
    »Nach Cherbourg?«
    »Wegen Ihrer Hände …«
    »Ja … Nein … Das heißt, ich habe jemanden, der Hausbesuche macht. Ein reizendes junges Mädchen aus Beaumont. Jeden Dienstag. Hausbesuche sind sehr angenehm, wissen Sie? … Früher war sie hübsch.«
    »Von wem sprechen Sie?«
    »Von Janine, Préverts Frau. Am Ende hat sich ihr Wesen natürlich verdüstert, was sie durchlebte, war sicher sehr schmerzhaft. Habe ich Ihnen erzählt, dass Minette anorektisch war? Janine musste ihr mit einem Teller hinterherrennen, um sie zum Essen zu bringen. Aber das war nicht hier, das war in Saint-Paul … Saint-Paul-de-Vence … Hören Sie mir zu?«
    Er lächelte traurig.

    »Natürlich nicht, Sie hören mir nicht zu.«
    Er schob seine Tasse und die Teekanne in die Mitte des Tisches. Dann

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