Die Braut aus den Highlands
Merry über die Plattform zu den beiden hinüberdrängte. âAlexander sollte längst mit gebrochenen Knochen im Burghof liegen.â
âIhr habt gut redenâ, grunzte Godfrey, ohne sich die Mühe zu machen, von seinem Tun aufzublicken. âWarum kommt Ihr nicht her und versucht selbst, ihn hinunterzustoÃen, wenn Ihr meint, dass es so einfach sei? Ich habe ohnehin kein gutes Gefühl bei der Sache.â
âDaran hast du wahrlich keinen Zweifel gelassen, als du auf der Reise nach Schottland und zurück gleich mehrmals darin versagt hast, ihn aus dem Wege zu schaffenâ, bemerkte Edda trocken, griff Merry am Arm und hieà sie wenige Schritte von den Männern stehen zu bleiben. âLeider wirst du es allein bewältigen müssen, da ich gerade anderweitig beschäftigt bin.â
âHa, haâ, machte Godfrey giftig. Nichts gemahnte mehr an den liebenswürdigen, scheuen Burschen, den sie seit ihrer Ankunft auf dâAumesbery gekannt zu haben glaubte. Es schien, als sei Edda nicht die Einzige in der Familie, die sich zu verstellen wusste. âWie wäre es, wenn Ihr â¦â
Die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als er aufsah und Merry bei Edda erblickte. Er hielt in seinen Bemühungen inne und lieà Alex achtlos zu Boden fallen, wo er zusammengekrümmt liegen blieb. Der Junge starrte sie entsetzt an.
âWas hat sie hier verloren?â, wollte er wissen. Er trat vor Alex, als wolle er dessen Körper hinter seiner schmächtigen Gestalt verbergen.
âWas glaubst du wohl?â, schnauzte Edda. âSie hat den Brief deines Vaters gelesen und den Namen erkannt. Evelinde muss ihr von meiner Schwester, Lady Duquet, erzählt habenâ, erklärte sie grimmig. âAlexander konnte mit dem Namen ganz sicher nichts anfangen.â
Godfrey runzelte die Stirn und sah Merry an. âMylady, ich â¦â
âOh, ich bitte dich!â, fiel Edda ihm angewidert ins Wort. âJetzt erzähl mir bloà nicht, dass du vor ihr kriechen und sie um Vergebung anflehen willst. Du versuchst gerade, ihren Gemahl zu töten. Dafür wird dir diese kleine Närrin hier kaum danken, wo es doch nicht zu übersehen ist, dass sie ihn liebt.â
Godfrey seufzte und schwieg. Widerwillig wanderte sein Blick zu Alexâ wie leblos daliegender Gestalt. Weil Merry fürchtete, der Junge werde sich wieder daranmachen, Alex über die Brüstung zu stemmen, versuchte sie ihn abzulenken. âDann warst du es also, der hinter den Unfällen und dem Feuer während der Reise steckte?â, fragte sie hastig.
âIch habe Euch bei Una auf dem Wagen gewähnt, als ich den Brand legteâ, erwiderte Godfrey rasch.
âDas ist es nicht, was sie wissen wollteâ, warf Edda amüsiert ein. â Aye , das war erâ, wandte sie sich an Merry. âEr ist ein guter Junge und mehr als bereit, seinem Tantchen zur Hand zu gehen, um sich ein paar Münzen zu verdienen und sich meines Schweigens zu versichern.â
Das lieà Merry aufmerken. Sie warf Edda über die Schulter einen Blick zu. âEures Schweigens? Was meint Ihr damit?â
âUnser kleiner Godfrey hat sich in die Klauen des Glücksspiels begeben. Er hat sich Anfang dieses Jahres einige Schwierigkeiten eingehandelt, als er meine Schwester und ihren Gemahl an den Hof begleitet und sich dort mit Wucherern eingelassen hat.â
âWar er denn zu dem Zeitpunkt nicht mit Alexander in Akkon?â, fragte Merry überrascht.
âNein, Godfrey ist erst danach an die Stelle des Knappen getreten, dessen Ausbildung nach dem Heiligen Land beendet warâ, erklärte Edda.
Merry zog leicht die Brauen zusammen. Das hatte Alex gar nicht erwähnt. Aber warum sollte er auch? Sicherlich gab es noch so einiges, das er ihr nicht erzählt und nach dem sie auch nicht gefragt hatte.
âJedenfallsâ, fuhr Edda fort, âhat Alfred Godfreys Schulden bezahlt und ihn dazu angehalten, dem Spiel abzuschwören. Selbstverständlich versprach Godfrey, es zu tun, aber Alfred und meine Schwester quälten sich mit dem Gedanken, dass er nicht würde widerstehen können, und daher schlug ich vor, ihn als Knappen nach dâAumesbery zu Alexander zu schicken. Ich wies sie darauf hin, dass es hier, fernab vom königlichen Hofe oder auch nur einer gröÃeren Ansiedlung, kaum etwas gebe, das Godfrey in Versuchung führen könne, sein Versprechen zu
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