Die Braut aus den Highlands
brechen. Und natürlich würde ich ein Auge auf den Jungen haben.â Sie grinste. Merry tat die Schwester leid, die ihren Sohn so arglos dieser Frau anvertraut hatte.
âUnd niemand erwähnte Alexander gegenüber die verwandtschaftlichen Bande zwischen Euch und Godfrey?â, hakte sie leise nach.
Edda schürzte die Lippen, als denke sie nach, und schnalzte dann. âGut möglich, dass ich vergessen habe, es zu erwähnen. Es könnte gar sein, dass ich meiner Schwester geraten habe, ebenfalls nichts zu sagen ⦠damit Alexander nicht anfange, Fragen zu stellen, von Godfreys Spielleidenschaft erfahre und ihn als Knappen zurückweise.â
âOh, natürlichâ, erwiderte Merry spöttisch.
âDie Eltern hielten es für einen groÃartigen Vorschlag und wandten sich umgehend mit einem entsprechenden Gesuch an Alexanderâ, fuhr Edda fort. âAlexander gewährte Lord Duquet die Bitte, und so kam Godfrey nur einen Tag vor Euch hier an.â Edda bedachte den Jungen mit einem zufriedenen Lächeln, das dieser mit einem düsteren Funkeln erwiderte, was sie offenbar erheiterte. Lachend wandte sie sich wieder Merry zu. âLeider hat das Glücksspiel selbst vor unserem kleinen Gehöft hier nicht Halt gemacht. Im Dorf unten werden Hahnenkämpfe und andere barbarische Wettpartien ausgetragen, an denen jeder teilhaben kann.â Sie zuckte mit den Schultern. âBald schon erlag er erneut den Verlockungen des Spiels und geriet in die Verlegenheit, Geld zu schulden, das er nicht besaÃ. Und natürlich bat er mich um Hilfe.â
âUnd Ihr wart ja so hilfsbereitâ, vermutete Merry trocken.
âOh, selbstredend. SchlieÃlich ist er mein Neffe. Ich versprach, seine Rückstände zu begleichen und seinem Vater nichts zu sagen, der ihn dieses Mal gewiss enterbt hätte â alles im Austausch gegen einen kleinen Gefallen.â
âKlein?â, höhnte Merry. âIhr habt den Jungen erpresst, damit er einen Mord für Euch begeht. Und du!â Sie wandte sich an Godfrey. âHast du wirklich geglaubt, wegen Mordes zu hängen sei besser, als sich vom hiesigen Pfandleiher einmal ordentlich den Hintern versohlen zu lassen?â
âKeineswegsâ, erwiderte Godfrey bitter. âAber das Risiko, am Galgen zu baumeln, ist immer noch besser als enterbt zu werden und ein Dasein als Almosenempfänger ohne Titel, Land und Vermögen zu fristen ⦠denn schlieÃlich werde ich nur hängen, wenn man mich erwischt.â
âDu bist schon erwischt wordenâ, erwiderte Merry eisig und sah zufrieden, dass Angst in den Augen des Knaben aufblitzte, wenn auch nur kurz. Er schaute zu seiner Tante.
âDas bist du in der Tatâ, pflichtete diese Merry bei. âWas also sollen wir tun?â
Godfrey schwankte innerlich. Sein Blick huschte wieder zu Merry, und sie meinte den Kampf, der in ihm tobte, kurz auf seinem Gesicht widergespiegelt zu sehen. SchlieÃlich aber knickte er ein. âSie auch tötenâ, raunte er.
âFalschâ, entgegnete Edda. âDenn damit wäre ich heimatlos und stünde ohne einen Heller da. Und glaub mir, Neffeâ, setzte sie verdrossen hinzu. âSollte dies eintreten, so werde ich gewiss nicht länger darüber schweigen, dass du dir hier die Zeit mit Glücksspiel vertreibst.â
âAber wir können sie nicht am Leben lassenâ, wandte Godfrey ein. Offenbar hatte er seine Skrupel erfolgreich überwunden. âSie wird uns beide dem Henker ausliefern.â
âDoch wenn sie stirbt, ohne zuvor einen Erben zu gebären, wird die Burg an Evelinde und ihren Gemahl fallen, und die beiden werden mich ganz gewiss hinauswerfenâ, fuhr Edda ihn an. âDeshalb sind wir doch überhaupt auf diese Weise vorgegangen, wenn du so gut sein willst, dich zu erinnern. Sie sollte sich einen Balg andrehen lassen, und erst dann sollte Alexander sterben. Sie wird ihm folgen, sobald das Kind zur Welt gekommen ist, und ich werde es behüten und so noch gut zwanzig Jahre Herrin von dâAumesbery bleiben â oder länger, sofern ich es bewerkstelligen kann. Oh, und ob ich Lady dâAumesbery bleiben werde!â
Merrys Augen weiteten sich, als die vormals so zusammenhanglos erscheinenden Teile plötzlich ein Bild ergaben. âDann habt Ihr Alexander etwas untergemischt, um seine Lüsternheit zu steigern, nicht um ihn trunken wirken zu lassen
Weitere Kostenlose Bücher