Die Braut aus den Highlands
sterben, sagte sie sich â nicht, wenn sie es verhindern konnte. Noch immer suchte sie verzweifelt nach einem Weg, ihn und sich zu retten. Ihre Chancen standen nicht gut.
âDoch, wir werden Euch und das Kind unter Eurem Herzen habenâ, wandte Edda ein. Als Merry etwas erwidern wollte, fuhr sie fort: âGewiss wollt Ihr mir androhen, dass Ihr die erstbeste Gelegenheit nutzen werdet, um uns zu verraten. Doch diese Gelegenheit, mein Kind, werdet Ihr nicht bekommen. Das Mittel, das ich Alexander verabreicht habe, ist nicht das einzige, das ich kenne. Meine Mutter war eine Meisterin, wenn es um Kräuter und Tränke und überhaupt alles ging, was eine heilende oder auch nicht ganz so heilende Wirkung hat. Ich werde Euch einfach etwas einflöÃen, das Euch willfährig macht und die Sinne vernebelt, bis Ihr das Kind zur Welt bringt. Und bei der Geburt werdet Ihr sterben ⦠und wenn ich Euch eigenhändig mit einer Decke ersticken muss.â
Merry nickte versonnen. âWas ich eigentlich sagen wollte, war nicht, dass ich Euch zu verraten plane, sondern vielmehr, dass ich gar nicht schwanger bin.â
Edda blinzelte mehrmals. Offenbar hatte sie Schwierigkeiten, die Worte zu erfassen. SchlieÃlich machte sich Unglauben auf ihrem Gesicht breit, und sie schüttelte den Kopf. âUnmöglich, denn Euer Mondblut â¦â
âIst immer schon höchst unregelmäÃig geflossenâ, erklärte Merry gelassen. âManchmal zu früh und bisweilen gar nicht. Anfangs hat mir dies Sorge bereitet, bis meine Mutter mir sagte, dass es bei ihr genauso sei und ich dennoch ohne Schwierigkeiten ein Kind würde empfangen können. Was ich allerdings noch nicht habeâ, betonte sie.
âAber â¦â
âAlexander hat mich nicht angerührt bis zu der Nacht vor unserem Aufbruch nach Schottlandâ, erklärte Merry triumphierend.
âAber all das Blutâ, hielt Edda ihr fassungslos entgegen.
âWie ich Euch schon erklärt habe, ich hatte mir ins Bein geschnitten.â
âAber Ihr sagtet doch â¦â
â Gesagt habe ich Euch nur, was Ihr hören wolltet, Eddaâ, fiel Merry ihr schroff ins Wort. âDie Wahrheit ist folgende: Nachdem Ihr in jener Nacht allesamt das Gemach verlassen habt, ist Alexander noch einmal aufgestanden, um die Tür richtig zu schlieÃen. Auf dem Weg zurück zum Bett ist er über seine Kleidung gestolpert, hat sich den Kopf angeschlagen und war besinnungslos. Also konnte er die Ehe nicht vollziehen.â Merry lächelte zufrieden. âDaher tut, was Ihr wollt, doch einen Erben, der es Euch ermöglicht, weiterhin Herrin von dâAumesbery zu spielen, wird es nicht geben. Ihr werdet unweigerlich ohne Obdach und Habe dastehen, denn Evelinde wird alles erben, und sie kennt Euch zu gut, als dass sie sich von Eurem honigsüÃen Lächeln und Euren zuckrigen Worten täuschen lieÃe. Sie wird Euch vor die Tür setzen, noch ehe Alexander und ich in der Familiengruft beigesetzt sind.â
Wut verzerrte Eddas Züge, doch sie flackerte nur auf und verschwand gleich wieder wie ein Wetterleuchten. An ihre Stelle trat ein Ausdruck von Entschlossenheit, der beängstigender war als Zorn. âNiemals wird diese kleine Hure mir in die Quere kommen! Oh, es wird einen Erben gebenâ, verkündete sie grimmig. âIch werde Euch einfach betäuben und Godfrey so lange jede Nacht zu Euch schicken, bis Euer Bauch anschwillt. Und dann â¦â
âDen Teufel wirst du tun.â
Merry fuhr herum und starrte ihren Gemahl an. Er war wieder zu sich gekommen â nach seiner Miene und der Behändigkeit zu urteilen, mit der er auf die Beine kam, schon vor einer ganzen Weile. Vermutlich war er bereits kurz nach ihrer Ankunft hier oben wieder aufgewacht und hatte den Erklärungen weitgehend lauschen können. Er wirkte nicht etwa nur wütend â er schäumte vor Rage, so sehr, dass Godfrey mit groÃen Augen zurückwich.
âHalt ihn auf, du Tölpel, oder wir sind beide verloren!â, fuhr Edda den Jungen an. Zugleich umklammerte sie Merrys Arm noch fester und zog sie näher zu sich heran. Noch ehe ihr Rücken gegen die Brust der älteren Frau stieÃ, spürte sie das Messer an der Kehle, und unter der Berührung des kalten Stahls zuckte sie zusammen. Mit den Augen suchte sie Alex. Als sie ihn, das Schwert halb gezogen, innehalten sah, weil er Angst hatte, sie
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