Die Braut aus den Highlands
schon einmal angegriffen worden?â
â Aye , am Abend unseres ersten Reisetages. Am Wasserfall.â
Gerhard schüttelte den Kopf. âDas war ein Unfall. Ein Stein hat sich aus der Felswand gelöst und ihn niedergeschlagen. Das hat Euer Gemahl mir selbst gesagt.â
âNun, ich glaube hingegen, dass dieser Stein hinuntergestoÃen wurde, um ihn zu treffenâ, erwiderte sie entschieden, und als er ungläubig den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: âAls ich nach oben schaute, bewegte sich das Gebüsch, als wäre soeben jemand darin verschwunden.â
âWahrscheinlich der Windâ, entgegnete er, keineswegs beunruhigt. Offenbar hielt er sie für ein schreckhaftes Huhn.
âEs war nicht der Windâ, beschied sie ihm. âMein Gemahl sagte mir, dass er zuvor ein Knirschen vernommen habe. Das hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet, denn dadurch hat er aufgeschaut, den Stein fallen sehen und noch versucht auszuweichen. Der Felsbrocken hätte wohl kaum ein knirschendes Geräusch verursacht, wenn er einfach so herabgestürzt wäre, nicht wahr? Das lässt darauf schlieÃen, dass ihn jemand gestoÃen hat.â
Gerhard blickte finster drein. âDas hat er mir nicht erzählt.â
âMir schonâ, sagte sie fest. âGanz sicher aber war das Ereignis heute Morgen kein Unfall. Und Banditen waren es auch nichtâ, fügte sie rasch hinzu, ehe er wieder davon anfangen konnte. âEr trug nichts auÃer seinen Hosen, und somit war von ihm nichts zu holen. Und warum sollte ein Wegelagerer sich die Mühe machen, ihn in den Wald zu zerren?â
Der Recke sah wieder zu Alex hinüber, die Stirn nun doch besorgt in Falten gelegt. â Nay , das passt in der Tat nicht, und wenn Ihr recht damit habt, dass auch der erste Unfall kein solcher war â¦â
âDa ist noch mehrâ, unterbrach ihn Merry, ehe er fortfahren konnte.
âMehr?â In seiner Stimme lag Wachsamkeit.
â Aye .â Merry betrachtete Alex stirnrunzelnd und seufzte. âIch glaube, dass ihm irgendetwas eingeflöÃt wurde.â
âEingeflöÃt?â, stieà Gerhard hervor. âAber warum â¦?â
âSicherlich ist es Euch nicht entgangen, dass er in letzter Zeit des Abends zumeist nicht wohl gewesen ist? Dass er unbeholfen war, mit schwerer Zunge sprach und derlei Dinge?â
â Aye , das habe ich bemerktâ, räumte er ein. âEr hat sich gar darüber beklagt bei mir und zunächst ebenfalls geglaubt, jemand flöÃe ihm etwas ein.â Gerhard stockte. âZu jenem Zeitpunkt habe ich Euch verdächtigtâ, gab er widerwillig zu.
âMich?â, fragte sie ungläubig.
âTja, nun, Ihr erschient mir nicht übermäÃig glücklich mit Eurer Ehe zu seinâ, erklärte er und setzte schleunigst hinzu: âAber nachdem er zwei Abende lang nichts getrunken hatte und sein Zustand unverändert blieb, kamen wir zu dem Schluss, dass es wohl doch das Leiden war, mit dem sich die übrigen Männer plagten.â
â Aye , das hat er auch mir gesagt in der Nacht, ehe wir aufbrachenâ, entgegnete Merry versonnen. âDoch die Anzeichen, die er zeigte, waren verschwunden â bis gestern Abend.â Mit düsterer Miene überdachte sie die Angelegenheit. âAllerdings war er in der ersten Nacht unserer Reise durch den Steinschlag auch besinnungslos. Gestern aber war er ganz bestimmt nicht er selbst. Er hat kaum ein deutliches Wort hervorgebracht, war unsicher auf den Beinen und zudem wie besessen. Er hat mir die ganze Nacht keine Ruhe gegönnt. Er â¦â Sie brach ab und wurde rot. Wie unersättlich er gewesen war, wollte sie nun wirklich nicht beschreiben.
Gerhards Neugier war geweckt, aber er fragte nur: âUnd was ist mit der Nacht davor? Als es geregnet hat?â
Sie winkte ab. âOh, nein, nein, da stimmte alles mit ihm. An jenem Abend war es Godfrey, der sich aufführte, als sei er von Sinnenâ, fügte sie trocken an.
âDoch nicht etwa Godfrey Dreikäsehoch?â, fragte Gerhard verdattert.
âEben der. Er war kränklich, weshalb mein Gemahl ihn zum Schlafen auf den Wagen geschickt hat, und wie ich hörte, hat er Una die ganze Nacht zugesetzt und versucht, sie â¦â Merry stockte und ging den Vorfall in Gedanken noch einmal durch. Godfrey hatte sich Una aufzwingen wollen, was so gar nicht zu ihm passte.
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