Die Braut aus den Highlands
Ãberdies war die Magd sicher gewesen, dass er betrunken gewesen war. Hatte sie dies angenommen, weil er nach Wein gerochen hatte, als er sie zu küssen versuchte, oder war auch er taumelig gewesen und hatte gelallt wie Alex? Una hatte gestern Abend gesagt, Godfreys Augen seien klar, im Gegensatz zu denen von Alex.
âIch muss mit Una sprechen.â Sie wandte sich abrupt ab, hielt aber noch einmal inne und betrachtete Alex voller Sorge.
âIch bleibe bei ihm, bis Ihr zurück seidâ, versicherte ihr Gerhard.
Merry nickte dankbar. âEs wird nicht lange dauern.â Sie schritt zur Zeltöffnung, schlug die Plane hoch und wollte gerade nach drauÃen treten, als sie fast mit ihrer Magd zusammenstieÃ. âUna! Zu dir wollte ich gerade.â
âUnd ich wollte zu Euch, um zu sehen, was Euch aufhältâ, erwiderte diese. âBrechen wir heute noch auf oder nicht?â
âIch denke â¦â Da erblickte Merry Godfrey, der Una auf dem FuÃe folgte. Sie schluckte den Rest des Satzes, der gelautet hätte, dass sie heute ganz gewiss nirgendwohin reiten würden.
âAllan schickt mich, Gerhard zu holenâ, murmelte der Junge, als er merkte, dass sie ihn ansah. âEr möchte ihn was fragen.â
âIch werde es Gerhard wissen lassenâ, erwiderte Merry. Ihr entging nicht, dass er verschämt dreinblickte und es vermied, auch nur in Unas Richtung zu schauen. Sein Verhalten von neulich schien ihm noch immer zu schaffen zu machen. Nun, daran konnte sie nichts ändern, dachte Merry, wandte sich um und suchte mit dem Blick Gerhard. Der hatte Godfreys Worte gehört und erhob sich bereits, um zu ihnen zu treten.
âIch werde so bald als möglich zurück seinâ, bekundete er beim Hinausgehen. âBis dahin werde ich zwei der Männer vor dem Zelt postieren, um Lord Alexander zu bewachen.â
Merry nickte nur, packte dann Una und Godfrey am Arm und zog sie mit sich ins Zelt.
âWas â¦?â, setzte Godfrey errötend an, brach aber mit entsetzter Miene ab, als sein Blick auf Alex fiel. âIst Lord dâAumesbery krank?â
Merry zog die Plane wieder herunter und wandte sich um. Godfrey war zu Alex geeilt, in seinen Augen stand Sorge. âNein, er wurde angegriffenâ, erwiderte sie.
âAngegriffen?â, fragte Una erschrocken und näherte sich ebenfalls den Fellen. âVon wem?â
âDas versuche ich noch herauszufindenâ, gab Merry zu und trat zu ihnen ans Lager. Sie betrachtete das Gesicht ihres Gemahls, doch nichts hatte sich verändert, seit sie ihn hergebracht hatte. Blass und reglos lag er da. Wie verwundbar er dadurch wirkte. Sie runzelte die Stirn und sah zu Una hinüber. âDu hast gesagt, dass Godfrey betrunken war, als er sich im Wagen an dich herangemacht hat. Kam dir dieser Gedanke nur, weil der Junge nach Wein gerochen hat?â
âIch war nicht betrunkenâ, wandte Godfrey trotzig ein. âZumindest glaube ich, dass ich es nicht war. Ich habe nur den halben Becher Wein getrunken, den Ihr mir aufgenötigt habt, und das war gewiss nicht genug, um â¦â
â Nay , es war nicht der Weingeruchâ, fiel Una ihm ins Wort und gebot seinem Protest damit Einhalt. âEr roch auch nach Wein, ja, aber für betrunken habe ich ihn vor allem deshalb gehalten, weil er lallte und sich unbeholfen bewegte. Und seine Augen sahen merkwürdig aus, denn das Schwarze in ihrer Mitte hatte das Grün darum fast gänzlich verdrängt.â Sie zuckte mit den Schultern. âDaher dachte ich, er sei berauscht.â
âIch war nicht berauschtâ, setzte der Junge sich aufgebracht zur Wehr.
Merry beachtete ihn vorerst nicht. âBerauschende Getränke sorgen nicht dafür, dass das Schwarze im Auge sich weitet.â
âBei Eurem Gemahl scheint es aber sehr wohl der Fall zu sein, wenn er trinkt. Jedenfalls sahen seine Augen seit unserer Ankunft auf dâAumesbery jeden Abend so ausâ, verteidigte sich Una, räumte aber ein: âAllerdings ist mir dergleichen nie bei Eurem Vater oder Euren Brüdern aufgefallen.â
âLord dâAumesbery ist kein Trinkerâ, sagte Godfrey entschieden. âUnd er war in all den Wochen ganz und gar nicht jeden Abend bezecht.â
âOh, red doch keinen Unfug!â, fuhr die Magd ihn an. âEr hat mit schwerer Zunge gesprochen und war alles andere als sicher auf den Beinen, und zwar
Weitere Kostenlose Bücher