Die Braut aus den Highlands
jeden einzelnen Abend, seit wir da sind. Er ist ein eben solcher Trunkenbold wie Laird Steward und dessen Söhne.â
âIst er nichtâ, beharrte der Knappe und warf sich in die Brust wie ein Hahn, der sich bereitmacht zu krähen.
âDu sagst also, dass das Schwarz in den Augen meines Gemahls vergröÃert war, wenn er trunken zu sein schien?â, hakte Merry nach. Sie war erleichtert darüber, dass zumindest Una Alex eines näheren Blickes gewürdigt hatte, wenn sie selbst es schon versäumt hatte.
â Aye â, entgegnete Una bestimmt.
âGanz gleichâ, warf Godfrey mit fester Stimme ein. âLord dâAumesbery ist kein Trinker, und Ihr werdet mich nicht davon überzeugen können, dass er all die Abende dem Trank gefrönt haben soll.â
âNein, das hat er in der Tat nichtâ, stimmte Merry ihm leise zu.
âWas?â, fragten Una und Godfrey wie aus einem Munde. Die Ãberraschung ihrer Magd verwunderte Merry nicht, doch dass der Knappe verblüfft schien, nachdem er seinen Herrn so eisern verteidigt hatte, lieà sie spöttisch die Lippen verziehen. Obwohl er Alex so unbeirrt in Schutz genommen hatte, schien er sich seiner Sache nicht sicher gewesen zu sein. Sie war froh, ihm neues Zutrauen geben zu können.
âBerauschende Getränke lassen das Schwarz nicht derart groà werdenâ, erklärte sie ruhig.
âWas tut es dann?â, fragte die Magd mit gerunzelter Stirn.
âIch kenne ein paar Kräuter und andere Mittelâ, erwiderte Merry. An Godfrey gewandt sagte sie: âDu musst mir genauestens berichten, wie du dich gefühlt hast, als die Wirkung einsetzte und du Una bedrängt hast.â
âOh ⦠also, ich â¦â Der Junge wurde rot wie ein reifer Apfel. Merry wusste, wie peinlich ihm die Angelegenheit war, aber sie brauchte Klarheit.
âEs liegt mir fern, dich beschämen zu wollen, Godfrey, nur ist dies wichtigâ, erklärte sie ernst.
Seufzend senkte er den Blick und schüttelte den Kopf. âZunächst habe ich mich einfach bloà matt gefühlt. Mir wurde abwechselnd heià und kalt, und hinzu kam der Husten.â
â Aye , ich weiÃ. Deshalb habe ich dir ja den stärkenden Trank bereitetâ, erinnerte sie ihn.
âGenau.â Er legte die Stirn in Falten. âKurz darauf begann ich mich etwas merkwürdig zu fühlen.â
âDas Getränk enthielt nur Dinge, die dich kräftigen solltenâ, versicherte sie ihm, als sich auf seinem Gesicht erst Erkenntnis und schlieÃlich Argwohn breitmachte. âDoch ich vermute, dass bereits vorher etwas in dem Wein war. Ich habe den nächstbesten Becher genommen und die Kräuter hineingegeben, und erst später fiel mir auf, dass ich den meines Gemahls gegriffen hatte.â
âIhr glaubt, jemand habe seiner Lordschaft an jenem Abend etwas in den Wein gemischt?â, fragte Godfrey bestürzt.
â Aye â, antwortete Merry. âUnd nun erzähle mir, was du mit âmerkwürdigâ meinst. Wie lange hat es gedauert, bis du dich nach dem Trinken so gefühlt hast?â
Godfrey blickte finster. Offenbar hätte er gern noch mehr über diesen Wein erfahren, doch er seufzte nur, sah kurz zu Una hinüber und sofort wieder weg und räusperte sich. âAlso, wenn ich mich recht entsinne, setzte es ein, als ich schon im Wagen lag. Una war noch nicht da, und obwohl ich mich so krank fühlte, konnte ich nicht schlafen. Zuvor hatte ich befürchtet, noch im Stehen einzunicken, doch als ich erst einmal lag, war ich mit einem Mal hellwach und wäre gern wieder aufgestanden und herumgelaufen. Nur weil ich wusste, dass Ihr und mein Herr das nicht gutgeheiÃen hättet, blieb ich liegen und versuchte zu schlafen, aber â¦â Er stockte.
âAber?â, ermunterte sie ihn weiterzusprechen.
âNun, plötzlich kam mir alles irgendwie verschwommen vorâ, fuhr er fort. Er schien Mühe zu haben, die richtigen Worte zu finden. âIch starrte hinaus auf das Lagerfeuer und die umhergehenden Männer, und es war, als sähe ich alles durch einen Schleier.â Er bedachte die Erinnerung mit einem Stirnrunzeln. âUnd mir war heiÃ, unerträglich heiÃ. Ich wollte nichts lieber als mir die Kleider vom Leib reiÃen, um mir Linderung zu verschaffen, und dann â¦â Wieder brach er ab.
â Aye , nur weiterâ, forderte Merry ihn
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