Die Braut aus den Highlands
sodass er nur ergeben nickte und sich aufsetzte, als Cullen sich wieder aufrichtete.
„Gut“, erwiderte Cullen. „So sehr ich einen guten Kampf auch genieße, stellt Ihr im Augenblick keine echte Herausforderung dar.“ Er griff sich einen der Stühle am Kamin, stellte ihn neben das Bett und setzte sich, um Alex zu betrachten.
Mehrere Momente verstrichen in Stille, während die Männer sich gegenseitig maßen. Schließlich brach Cullen das Schweigen. „Wie war Akkon?“
„Heiß und blutig“, entgegnete Alex knapp, grinste aber, als Alex belustigt schnaubte.
Sie tauschten ein Lächeln, ehe Cullen zur Sache kam. „Wie ich hörte, habt Ihr Unannehmlichkeiten auf d’Aumesbery. Ich weiß in etwa, wie Ihr Euch fühlt, denn auch hier gab es anfangs Schwierigkeiten, als ich Eure Schwester herbrachte. Ich bin froh, sagen zu können, dass diese inzwischen behoben sind“, fügte er beschwichtigend an. „Wollt Ihr zunächst erfahren, was sich hier zugetragen hat, oder möchtet Ihr lieber erst berichten, was Euch widerfahren ist?“
Alex schwieg einen Augenblick. Es war ein entgegenkommendes Angebot, fand er. Vielleicht würde er diesen Mann eines Tages mögen. Er bat Cullen, zuerst zu berichten, und lauschte stumm, während sein Schwager erzählte, was in der Zeit nach Evelindes Ankunft passiert war. Cullen nahm kein Blatt vor den Mund und hielt nichts zurück, ja räumte gar eigene Fehler ein und beschönigte auch nicht seine Blindheit in so mancher Hinsicht. Er schilderte das Geschehene geradezu gnadenlos aufrichtig, und Alex’ Brauen schossen im Laufe der Erzählung mehrmals hoch, um sich gleich darauf besorgt zusammenzuziehen. Schließlich endete der Schotte, und Alex war an der Reihe.
Er dankte Cullen seine Ehrlichkeit, indem er ebenso unverblümt und offen berichtete, was sich seit Merrys Ankunft auf d’Aumesbery zugetragen hatte. Auch Cullen hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen. Nach der Passage der Geschichte, an der er, um sich zu erleichtern, das Zelt verließ und jemand ihn niederschlug, verstummte Alex, weil er sich an das Nachfolgende kaum noch erinnerte. Nur noch vage hatte er vor Augen, wie er durch den Wald geschleift wurde, wie Merry buchstäblich über ihn stolperte, wie sie ängstlich seinen Namen rief. Und an den quälenden, von Schwindel begleiteten Marsch zurück zum Zelt.
Cullen teilte ihm mit, was Merry ihnen berichtet hatte, und füllte damit die Lücken in Alex’ Erinnerung. Schließlich rieb der Laird sich nachdenklich das Kinn. „Eure Frau ist es jedenfalls nicht, die Euch etwas untermischt.“
„Natürlich ist es nicht sie“, entgegnete Alex, verspürte aber dennoch Erleichterung angesichts der Worte des Schotten.
Cullen lächelte verständnisvoll. „Man wird es Euch schon nachsehen, dass Ihr die Möglichkeit in Erwägung zogt, denn schließlich begann das Ganze erst, als sie aufgetaucht ist, und zudem war sie diejenige, die einen Nutzen aus dem Euch Verabreichten zog.“
„Wie das?“, fragte Alex spöttisch.
„Nun, so manche Frau weiß es durchaus zu schätzen, wenn ihr Gemahl ihr nachstellt wie ein brünstiger Bulle.“
„Nicht, wenn dieser Bulle unersättlich ist und ihr so lange nachstellt, bis sie wund und völlig ermattet ist“, bemerkte Alex trocken.
„Vielleicht nicht“, räumte Cullen ein. „Aber Eure Gemahlin steckt jedenfalls nicht dahinter. Sie sorgt sich um Euch.“
„Meint Ihr wirklich?“, fragte Alex und spürte sein Gesicht heiß werden, weil man seiner Frage anhörte, wie begierig er auf die Antwort war. Der Gedanke, dass Merry sich tatsächlich um ihn Sorgen mochte, war ein angenehmer, und er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass es sich so verhalten könnte. Ihr gemeinsamer Anfang war nicht gerade viel versprechend gewesen, hatte sie ihn doch zunächst für einen Säufer gehalten …
„ Aye , sie sorgt sich“, beteuerte Cullen. „Ich denke, sie liebt Euch gar und weiß es nur noch nicht. Derzeit scheint sie sich noch ein wenig wie eine Hündin mit Nachwuchs zu fühlen.“
Alex starrte ihn verständnislos an. „Hündin?“
„ Aye , wie eine Hündin, die um ihren Welpen bangt“, erklärte Cullen stirnrunzelnd. „Es ging mir um den Vergleich, nicht darum, Eure Gemahlin zu beleidigen. Ihr seid der Bruder meiner geliebten Frau, und es käme mir nie in den Sinn, Euch oder Eure Gattin zu schmähen.“
„Nein, natürlich nicht“, beschwichtigte Alex ihn, dachte jedoch amüsiert bei sich, dass dieser Mann eigentlich nicht den Eindruck
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