Die Braut aus den Highlands
zuzuschieben, doch zu ihrer Überraschung nickte er bedächtig.
„ Aye , Ihr wart es nicht“, entgegnete er ruhig. „Ihr würdet wohl kaum das Zelt anzünden, Euch darin schlafen legen und so lange verweilen.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie Ihr das überleben konntet. Als ich erfuhr, dass Ihr noch im Zelt wart, war ich sicher, dass Ihr bei all der Hitze und dem Rauch längst tot wäret.“
„Meine Gemahlin vergräbt sich zum Schlafen gern unter den Decken“, erklärte Alex mit warmem Spott. „Nicht einmal ihr Kopf ist zu sehen. Wahrscheinlich hat nur das sie gerettet.“
„Ah.“ Gerhard nickte und sah Merry an. „Eine gute Angewohnheit“, sagte er ernst. „Vermutlich seid Ihr wirklich nur deshalb mit dem Leben davongekommen. Ich habe euch bei Una auf dem Wagen geglaubt, und der Qualm war so dicht, dass ich Euch nicht gesehen habe. Wir hatten Glück, dass kein Funke die Felle in Brand gesetzt hat, ehe Alexander merkte, dass Ihr noch im Zelt wart, und Euch herausholte. Die Engel müssen über Euch beide gewacht haben heute Nacht.“
Merry nickte versonnen und schaute zum lodernden Zelt hinüber, das in diesem Moment zusammenbrach. Die Engel waren in der Tat rührig gewesen in dieser Nacht.
„Mylady?“
Sie wandte sich Gerhard zu, dessen Miene noch ernster geworden war.
„Bitte vergebt mir die Anschuldigungen, die ich gegen Euch erhoben habe“, sagte er feierlich. „Meine einzige Rechtfertigung ist, dass …“
„Nein, Gerhard, auf Alexander Acht zu geben, ist seit vielen Jahren schon deine Aufgabe“, unterbrach Merry ihn mit ebenso ernster Stimme, der die Erleichterung, die sie empfand, nicht anzumerken war. Es hatte ihr Unbehagen bereitet zu wissen, dass sie verdächtigt wurde, und sie war froh, dass dieser Schatten nun von ihr gewichen war. So befreit fühlte sie sich, dass sie auf die Entschuldigung gut verzichten konnte. „Und außerdem hat alles erst angefangen, als ich da war. Ich kann verstehen, dass du mich im Verdacht hattest. Es ist schon gut.“
„Ich danke Euch“, murmelte er. Erst da merkte er, dass die übrigen Männer sie umringten und alles sahen und hörten. „Was denn?“, fuhr er sie an. „Der Morgen graut. Was steht ihr herum, anstatt das Lager abzubrechen?“
Sofort setzte die Truppe sich in Bewegung. Gerhard wandte sich noch einmal ihr und Alex zu und verbeugte sich knapp, ehe er den anderen folgte.
Merry blickte ihm nach. Ihr war, als sei ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Um die Wahrheit zu sagen, war dieser Freispruch es beinahe wert gewesen, sich bei lebendigem Leibe braten zu lassen, dachte sie. Allerdings argwöhnte sie, dass sie dies anders sehen würde, wenn sie das ganze Ungemach nicht schlafend durchgestanden hätte. Dass sie dies bewerkstelligt hatte, ließ sie fassungslos den Kopf schütteln. Hätte nicht Hitze oder Qualm durch ihren Schlummer dringen und sie wecken müssen? Offenbar nicht.
„Merry?“
Sie wandte den Blick Alex zu und sah überrascht, dass er noch ernster als Gerhard wirkte.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Ihr sollt wissen, dass auch ich keinerlei Verdacht aufgrund des Vorgefallenen gegen Euch hege.“ Als Merry argwöhnisch die Augen zusammenkniff und sie schon erwidern wollte, dass sie so ihre Zweifel habe, was die Wahrheit seiner Worte angehe, hob er die Hand und fuhr fort: „Wenn ich je Eure Beteiligung in Erwägung gezogen habe, so war es nur ein vorübergehender Gedanke, der rasch von Eurem Verhalten wieder ausgelöscht wurde.“
„Von meinem Verhalten?“ Nur zu gern hätte sie ihm geglaubt.
„ Aye “, bekräftigte er und lachte leise. „Merry, es gibt einen guten Grund dafür, dass man Euch den Stewart-Drachen nennt.“
Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, doch noch ehe Scham oder Ärger sich Bahn brechen konnte, redete er weiter. „Ihr habt diesen Namen nicht verliehen bekommen, weil ihr heimlich umherschleicht und den Leuten Mittelchen einflößt oder sie hinterrücks niederschlagt. Das wird Euch jeder bestätigen, der einmal gesehen hat, wie Ihr mit Eurem Vater und Euren Brüdern umspringt.“
„Wirklich?“, fragte sie zweifelnd.
„Wirklich“, versicherte er ihr. „Entsinnt Ihr Euch noch an den Tag, an dem ich Euch draußen im Burghof dabei ertappte, wie Ihr meine Recken bei den Waffenübungen beaufsichtigt habt?“
„ Aye “, erwiderte sie vorsichtig, nicht sicher, worauf er hinauswollte.
„Nun, Merry, als Ihr erfahren habt, dass Euer Vater und Eure Brüder
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