Die Braut aus den Highlands
nicht, aber zumindest trage ich ein Unterkleid. Ihr hingegen steckt allen euer blankes Hinterteil entgegen, liebster Gemahl“, entgegnete sie, nur für den Fall, dass ihm dies entgangen sein sollte.
„ Aye , doch das meiste Volk hier ist männlicher Natur und stört sich nicht daran, dass ich nackt bin“, wandte er ein und schob ihr die Decken zu.
„Mich stört’s auch nicht“, versicherte Una und schaute noch einmal genauer hin.
Merry sah sie finster an. „Nun, mich aber. Außerdem wird es niemanden kümmern, dass ich im Unterkleid herumlaufe.“
„Die anderen vielleicht nicht, aber mich “, knurrte Alex, gab den Versuch auf, sie zu bedecken, hob sie einfach mitsamt Fellen auf und trug sie zum Wagen. „Ihr werdet Euch für den Rest der Reise ein Kleid von Una borgen müssen.“
Merry sagte ihm nicht, dass ihre Gewänder nicht verloren waren. Zu sehr war sie damit beschäftigt, Una böse anzufunkeln. Sie war ihnen gefolgt, die Augen fest auf Alex’ Gesäß geheftet, und nach ihrer Miene zu urteilen, genoss sie den Anblick auch noch. Merry fand dies schrecklich ungehörig und teilte Unas Freude nicht im Mindesten.
15. KAPITEL
Der Ritt war anstrengend in den nächsten Tagen. Da sie kein Zelt mehr für die Nacht hatten, mussten Alex und Merry mit den übrigen Männern am Feuer schlafen, und daher sah Alex keinen Grund, warum sie nicht bis tief in den Abend hinein reiten sollten.
Es beunruhigte ihn, dass bei diesem jüngsten Mordversuch beinahe seine Frau getötet worden wäre, und auch deshalb gönnte er der Gruppe kaum Ruhe, um nach Hause zu kommen. Er wusste, dass er sie alle bis zur völligen Erschöpfung trieb und riskierte, dass der Wagen ein Rad verlor, hoffte jedoch zugleich, dass die Müdigkeit den unbekannten Übeltäter davon abhalten würde, erneut zuzuschlagen und dieses Mal womöglich Erfolg zu haben – wenn nicht bei ihm, so vielleicht bei seiner Gemahlin. Er wollte Merry nicht verlieren; nicht jetzt, wo die Dinge langsam besser wurden zwischen ihnen.
Am letzten Tag hatte das harte Tempo endgültig alle mürrisch gemacht, und als die Sonne unterging und sie nur noch wenige Stunden von d’Aumesbery entfernt waren, ließ Alex nicht halten und sie noch eine Nacht im Freien schlafen, sondern ritt weiter.
Die entkräftete Schar atmete erleichtert auf, als die Bäume spärlicher wurden und die Fackeln auf dem Wachturm von d’Aumesbery zu erkennen waren. Alex wollte Merry sagen, dass sie beinahe da seien, doch als er auf sie hinabschaute, bemerkte er, dass sie in seinem Schoß fest schlief. Im Gegensatz zu ihrem Ritt nach Donnachaidh hatte sie meist auf ihrer eigenen Stute anstatt auf seinem Hengst gesessen. Als er vorhin jedoch gesehen hatte, wie sie im Sattel immer wieder einnickte, hatte er sie zu sich aufs Pferd gehoben und sie angewiesen zu schlafen. Es sagte wohl viel über den Grad ihrer Entkräftung, dass sie nicht widersprach oder sich auch nur um den Verbleib ihrer Stute sorgte, sondern sich umgehend an ihn kuschelte und einschlief.
„Völlig ausgelaugt, das arme Ding“, murmelte Gerhard, der mit der Stute im Schlepptau neben ihm ritt. Er hatte die Zügel des Tiers ergriffen und an seinem Sattel befestigt, als Alex Merry zu sich aufs Pferd geholt hatte.
„ Aye “, erwiderte Alex. „Aber völlig ausgelaugt ist immer noch besser als tot.“
Gerhard nickte. „Die letzten Tage waren aufreibend, aber besser möglichst schnell wieder zurück auf d’Aumesbery, als weitere Schwierigkeiten auf dem Weg.“
„Das war auch mein Gedanke“, stimmte Alex zu.
„Dachte ich mir“, entgegnete Gerhard und fügte trocken an: „Doch Eurer Gemahlin solltet Ihr das vielleicht noch einmal erklären, sobald sie aufwacht. Ich fürchte, sie und ihre Magd glauben, Ihr hättet den Verstand verloren, dass Ihr uns derart gehetzt habt.“
Alex verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und nickte. Sie ließen den Wald hinter sich und nahmen den Pfad hinauf zum Burgtor.
Die Begrüßung, die sie hier erwartete, war eine ganz andere als auf Stewart. Die Wachen auf der Mauer brachen nicht in Fröhlichkeit aus. Sie winkten auch nicht oder riefen ihnen ein Willkommen entgegen, als sie das Tor öffneten. Und keine Menschenschar eilte ihnen im Burghof entgegen, um sie in Empfang zu nehmen.
Alex sagte sich, dass dieser Umstand der fortgeschrittenen Tageszeit zu verdanken sei, wusste jedoch, dass sie auch dann nicht so herzlich begrüßt worden wären wie in Merrys Elternhaus, wenn sie am helllichten
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