Die Braut aus den Highlands
ihm.
„Mitten in der Nacht“, erwiderte er und richtete sich wieder auf. „Der Morgen war nicht mehr allzu fern.“
„Oh.“ Merry starrte auf das dampfende Wasser. Es sah einladend aus. Sie hatte seit Tagen kein anständiges Bad mehr genommen. Wenn sie abends endlich angehalten hatten, war sie zu matt gewesen, um noch eine solche Anstrengung auf sich zu nehmen, und so hatte sie sich nur bei ein oder zwei Gelegenheiten morgens rasch gewaschen, und dies nicht gerade gründlich und wenig zufrieden stellend. Die Vorstellung, sich ordentlich durchweichen zu lassen und richtig zu säubern, hatte ihren Reiz. Sie schenkte ihrem Gemahl ein dankbares Lächeln.
„Das ist sehr freundlich von Euch“, murmelte sie. „Ihr habt bereits ein Bad genommen? Euer Haar ist noch feucht.“
Alex nickte, stellte das Öl beiseite und kam auf sie zu. „Ich habe in der Küche gebadet, um den Mägden Arbeit zu ersparen und Euch nicht zu wecken.“
Sie hob die Brauen. Das dürfte die Küchenbediensteten in Wallung gebracht haben. Ihre Miene verfinsterte sich, als sie im Geiste vor sich sah, wie Una ihren nackten Gemahl nach dem Brand angestarrt hatte. Sie malte sich aus, wie all die betörenden jungen Dinger in der Küche es Una gleichgetan hatten.
„Hinter einem Wandschirm, Ihr könnt also aufhören, so düster zu gucken“, setzte Alex belustigt hinzu. Er stand nun vor ihr. „Kommt, sorgen wir dafür, dass Ihr endlich Euer Bad genießen könnt.“
Als er sich daranmachen wollte, die Bänder ihres Kleides zu lösen, spürte sie, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Hastig schob sie seine Finger fort. „Lasst, ich kann das selbst.“
Doch Alex war keine lästige Biene, die sich leicht verscheuchen ließ. Er beachtete ihre abwehrenden Hände nicht, sondern setzte sein Tun einfach fort und hatte nicht nur die Schnürung in Windeseile gelöst, sondern ihr auch flink das Gewand abgestreift. Nun machte er sich an ihrem Unterkleid zu schaffen. Merry versuchte, ihm zu helfen, aber es blieb bei ungeschickten Bemühungen, weil sie in Gedanken ganz mit der Frage beschäftigt war, wohin dies führen mochte. Und, oh, sie hoffte …
All ihr Hoffen und Bangen war indes vergebens. Sobald sie hüllenlos vor ihm stand, hob er sie auf wie ein Kind und setzte sie in den Bottich. Danach wandte er sich ab und schritt zur Tür. „Verweilt, solange Ihr wollt“, sagte er im Gehen. „Heute liegt nichts Dringliches an.“
Merry sah zu, wie die Tür sich hinter ihrem Gemahl schloss, und seufzte enttäuscht. Sie wusste, sie hatte ein Bad nötig, doch hatte sie gehofft, dass Alex ihr dabei zur Hand gehen und das Unterfangen mit ein wenig Bettgeflüster abrunden würde. Aber nun, da er nicht länger unter dem Einfluss des rätselhaften Mittels stand, schien er sich nicht mehr für sie zu erwärmen.
„Ich sollte endlich herausfinden, was ihm da eingeflößt wurde, damit ich es von nun an selbst tun kann“, murmelte sie, brachte jedoch kein Lächeln ob ihres Witzes zu Stande. Dafür erschien ihr die Lage viel zu düster und elend. Erst hatte er ihr die Freuden des Ehebetts gezeigt, und nun wollte er diese nicht mehr mit ihr teilen. Das stimmte sie trübsinnig, und sie fühlte sich hässlich und bar all dessen, was einen Mann anzog – was immer das war. Sie kam sich wertlos vor, eine Empfindung, die ihr im Laufe der Jahre vertraut geworden war.
Ihre Mutter hatte sie geliebt, das wusste sie. Doch Merry hatte so viel getan, um ihr Hilfe und Stütze zu sein, dass sie sich stets gefragt hatte, ob diese Liebe wirklich ihr selbst oder eher ihren Taten galt. Und was ihren Vater und ihre Brüder anging – ja, derzeit gaben sie sich fürsorglich, aber das war nicht immer so gewesen, obwohl Merry alles getan hatte, um dafür zu sorgen, dass auf Stewart alles reibungslos lief … und trotz ihres jungen Alters hatte sie sich des Verdachts nicht erwehren können, dass sie sich aus dem ungesunden Griff des Trankes gelöst und ihr einen Teil der Last abgenommen hätten, wenn sie sie tatsächlich geliebt hätten.
Nun schien es so, als fände sie auch in den Augen ihres Gatten keine Gnade, sofern ihm nicht das entsprechende Mittel eingeflößt wurde.
Erst als Merry salzige Tränen auf ihren Lippen schmeckte, ging ihr auf, dass sie weinte, und plötzlich war sie wütend auf sich selbst. Wie sollte ihr Gemahl sie mögen, wenn sie eine derart jämmerliche, erbarmungswürdige Erscheinung abgab und grundlos heulte?
Sie biss die Zähne zusammen, zog die Knie hoch
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