Die Braut aus den Highlands
seines Herrn zu entkommen, als das Verlangen nach Essen.
Merry sah ihren Gemahl an, während dieser das Siegel erbrach und den Brief entfaltete. „Was steht dort?“
„Es ist nur ein Brief seines Vaters“, entgegnete Alex. „Er erkundigt sich nach dem Befinden des Jungen. Er sorgt sich unnötig um ihn, wohl weil er so schmächtig ist für sein Alter und jünger wirkt, als er ist.“ Er grinste sie an. „Ich hoffe doch, dass unsere Söhne ihre Statur von mir erben.“
Merry lächelte. Ihre Gedanken wanderten zu den Kindern, die sie noch nicht hatten. Sie fragte sich, wie diese wohl aussehen würden. „Wie alt ist Godfrey denn?“
„Sechzehn, fast ein Mann also. Viel älter als die meisten Jungen, wenn sie als Knappen fortgeschickt werden. Aber wie gesagt, dass seine Eltern so lange gezaudert haben, liegt wohl an seiner schwächlichen, unreifen Erscheinung.“ Er wandte sich wieder dem Schreiben zu.
Merrys Augen hatten sich erstaunt geweitet. „Godfrey wirkt in der Tat schmächtig und knabenhaft für seine Jahre. Ich hätte ihn auf nicht älter als zwölf oder dreizehn geschätzt. Er hat kaum Fleisch auf den Knochen.“
„ Aye , aber er ist kräftiger, als er aussieht“, brummte Alex, legte den Brief auf den Tisch und gab ihr einen flüchtigen Kuss, während er schon halb auf den Beinen war, um sich in die Küche zu begeben. „Entschuldigt mich, Merry, ich habe ganz vergessen, den Jungen zu fragen, ob er die Aufgabe, mit der ich ihn betraut habe, überhaupt erledigt hat. Über Eddas Besuch bei ihrer Schwester können wir später in unserem Gemach reden, wo wir ungestört sind.“
Merry nickte und sah ihm nach, als er zur Küche schritt, ehe sie sich wie versprochen zu Edda an den Kamin gesellte.
„Alex wirkte verärgert“, bemerkte Edda, als Merry sich in einem Sessel ihr gegenüber niederließ und sich den zu flickenden Kleidungsstücken widmete, deren Stapel nie kleiner zu werden schien. „Hat Godfrey ihm als Knappe Schande gemacht?“
„Nein, zumindest glaube ich das nicht“, erwiderte Merry. „Alexander hat den Jungen nach dem Mittagsmahl ins Dorf geschickt und ihn sehr viel früher zurückerwartet, doch Godfrey hat sich auf dem Rückweg verlaufen.“
„Verlaufen auf dem Rückweg vom Dorf?“ Edda lachte ungläubig und schüttelte den Kopf. „Der Bursche würde sich noch in dieser Halle verlaufen. Er bedarf dringend einer Unterweisung, was seinen Richtungssinn angeht, ehe er noch einmal losgeschickt wird. Nicht dass er sich noch zur falschen Zeit am falschen Ort wiederfindet und unter die Räuber gerät.“
„ Aye “, fand auch Merry. Sie runzelte die Stirn und beschloss, mit Alex auch darüber zu sprechen, wenn sie sich später in ihre Kammer zurückzogen.
„Ich würde mir gerne noch Met nachschenken lassen“, verkündete Edda und legte ihr Nähzeug beiseite. „Was ist mit Euch, Merry?“
„Nein, vielen Dank. Aber ich lasse Euch gern welchen kommen, wenn Ihr wollt“, bot sie an, froh um jede Ausflucht, die sie von Nadel und Faden befreite. Nähen war nicht gerade ihr liebster Zeitvertreib.
„Nein, nein, schon gut, mein Kind“, erwiderte Edda und erhob sich. „Meine Finger sind wund und steif von der Handarbeit, und wenn ich selbst gehe, kann ich mir dabei auch gleich die Beine ein wenig vertreten. Macht nur weiter, ich bin sofort wieder da.“
Merry blickte ihr nach, starrte dann auf die Bruche in ihrem Schoß und verzog missmutig das Gesicht. Sie war nicht in der Stimmung für diese Tätigkeit, aber es musste nun einmal getan werden. Also machte sie sich an die Arbeit, und während sie nähte, hing sie ihren Gedanken nach. Als die Küchentür aufschwang, blickte sie erwartungsvoll auf und sah Edda zurückkommen.
„Ich habe entschieden, dass ich heute Abend zu müde zum Nähen bin, Merry“, erklärte sie, als sie neben ihrem Stuhl stehen blieb. „Ich denke, ich werde mich zu Bett begeben und die Arbeit auf morgen Abend verschieben.“
„Oh, natürlich“, murmelte Merry und lächelte. „Nun, dann habt eine angenehme Nachtruhe, Edda.“
„Danke, mein Kind. Euch wünsche ich dasselbe. Wir sehen uns morgen früh.“
Merry nickte und sah ihr hinterher, wandte sich schließlich erneut ihrem Nähzeug zu, schaffte jedoch nur einen Stich, ehe sie es rastlos beiseitelegte, aufstand und zur Tafel schritt. Dort wollte sie auf Alex warten und ihm vorschlagen, sich ebenfalls zurückzuziehen. Zwar war sie nicht müde, doch das Nähen ödete sie an. Lieber wollte sie mit Alex
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