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Die Braut aus den Highlands

Die Braut aus den Highlands

Titel: Die Braut aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNSAY SANDS
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könne ihren Gemahl so sehr durchschütteln, dass er aus dem Sattel glitt. So gebunden, wie er war, würde er dadurch unter dem Pferdebauch baumeln, und dann bestünde die Gefahr, dass er einen Huftritt abbekäme. Das wollte sie nicht riskieren.
    Dennoch wünschte sich Merry, schneller reiten zu können. Unwillkürlich irrte ihr Blick über die dunklen Formen um sie her. Während sie Alex aufs Pferd bugsiert hatte, hatte sie das unbehagliche Gefühl beschlichen, dass sie beobachtet wurde, doch sie hatte es als alberne Anwandlung abgetan. Nun jedoch, da die Schwärze von allen Seiten auf sie eindrang, kam es ihr wieder in den Sinn. Als sie sich mit ihrem Gemahl abmühte, war ihr ein großer Felsbrocken neben ihm aufgefallen. Vielleicht, so hatte sie gedacht, hatte sie ihn bis dahin einfach übersehen, doch sie war sich recht sicher, dass er zuvor nicht dort gelegen hatte, und argwöhnte, dass er für die Verletzungen an Kopf und Schulter verantwortlich sein mochte.
    Unter anderen Umständen hätte Merry das, was Alex widerfahren war, als Unfall abgetan. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass irgendwer ihm Böses wollte – und dass sich Gestein aus einer Felswand löste, war nichts Ungewöhnliches. Doch sie hatte noch überdeutlich im Gedächtnis, wie das Rascheln sie hatte aufschauen lassen und wie sie gesehen hatte, dass sich das Buschwerk bewegte, als sei gerade jemand darin verschwunden. Dies beides sowie das Gefühl, noch immer beobachtet zu werden, ließ ihre Vorstellungskraft mit ihr durchgehen. Hatte irgendwer den Stein, der ihren Gemahl zu Fall gebracht hatte, vorsätzlich hinuntergestoßen?
    Merry war sich im Klaren darüber, dass derlei Gedanken vermutlich darauf zurückzuführen waren, dass sie allein durch diesen Wald ritt, doch das machte sie nicht weniger beängstigend. Sie sehnte sich zunehmend heftiger danach, endlich auf das Lager und die Sicherheit menschlicher Gesellschaft zu stoßen.
    Sie spürte, wie kurz sie davor war, den Kopf zu verlieren, und zwang sich ein paar Male tief durchzuatmen und ihre Aufmerksamkeit auf die finstere Landschaft um sie her zu richten. Sie hatte kaum darauf geachtet, wo genau Alex den Wald verlassen und den schmalen Flusspfad eingeschlagen hatte, doch hatte sie das Gefühl, dass sie auf dem Weg zur Lichtung dem Wasser nicht so lange gefolgt waren, wie sie es nun schon taten. Sie ermahnte sich, dass sie sehr viel langsamer ritt, als sie es vorhin getan hatten, konnte die Sorge, die Abzweigung verpasst zu haben, aber nicht ganz unterdrücken.
    Merry erwog gerade kehrtzumachen, als jemand auf den Weg vor ihr trat. Sie hätte ihn im Schwarz der Nacht nicht bemerkt, wenn nicht ein Mondstrahl sich am Schwert der Gestalt gebrochen hätte. Sie riss an den Zügeln und schrie kurz auf, zu angespannt, um sich zu beherrschen.
    „Mylady?“
    Als Merry am Tonfall den Knappen ihres Gemahls erkannte, atmete sie langsam und verschämt seufzend durch. Der Knabe war in jenem unglückseligen Alter, in dem die Stimme sich verändert und dann und wann bricht, und es war das Krächzen, das ihn verraten hatte.
    „Godfrey!“, hauchte sie erleichtert.
    „ Aye , Mylady.“ Er steckte das Schwert wieder in die Scheide und trat neben den Kopf ihrer Stute. „Weshalb seid Ihr allein? Wo ist …?“ Die letzte Frage ging in einem Keuchen unter, als Godfrey seinen Herrn über dem Sattel des zweiten Pferdes liegen sah. Sofort war er an Alex’ Seite und hob sein Haupt. „Was ist geschehen?“ Dieses Mal war es der Schreck, der seine Stimme brechen ließ.
    „Ich weiß es nicht genau“, gab Merry unglücklich zu. „Ich habe die Lichtung, auf der wir uns befanden, nur kurz verlassen, und als ich zurückkam, fand ich ihn ohnmächtig auf dem Boden.“
    „Dann ist er nicht tot?“, fragte der Junge hoffnungsvoll.
    „Nein, natürlich nicht“, entgegnete Merry, runzelte die Stirn, stieg ab und gesellte sich zu dem Knappen, um sich zu versichern, dass sie auch die Wahrheit sagte. Als sie die Wiese am Fluss verlassen hatten, war Alex noch am Leben gewesen, doch bei Kopfwunden konnte man nie wissen. Glücklicherweise atmete er noch, wie sie bemerkte, als sie die Finger vor sein Gesicht hielt und den warmen Hauch spürte.
    Seufzend ließ Merry die Hand sinken und sah Godfrey an. „Ich bin froh, dich zu treffen. Ich hatte schon befürchtet, den Pfad zurück zur Lichtung verpasst zu haben.“
    „ Nay , von dort komme ich gerade“, erwiderte Godfrey. „Sie ist gleich da vorn. Noch ein paar Schritte, und

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