Die Braut der Bestie (German Edition)
beiden Begleitern.
Sie war froh, dass Ylfa sich diesen Trick ausgedacht hatte, denn sie bezweifelte, dass die Männer sie sonst bis hierher gebracht hätten. Ylfa hatte den Männern erzählt, die Oberin wäre ein Mitglied der Familie und würde den Männern die zweite Hälfte ihres Lohnes auszahlen. Dabei hatte Gisela unter ihren Kleidern Münzen versteckt, von denen zwei Drittel für das Kloster bestimmt waren, und ein Drittel war als Bezahlung für die Männer gedacht. Sie würde die Oberin bitten, den Männern das Geld zu geben.
Gisela ließ sich von ihrem Pferd helfen und klopfte an das Tor. Es dauerte eine Weile, bis sich schlurfende Schritte näherten und eine Klappe in der Tür geöffnet wurde.
„Mein Name ist Gisela von Rabenfeld. Ich möchte die Mutter Oberin sprechen“, verkündete Gisela.
Die Luke wurde wieder geschlossen und jemand machte sich lautstark am Riegel zu schaffen, bis die Tür in dem Tor aufschwang und sie hineingelassen wurde. Die bucklige Alte, die ihr die Tür geöffnet hatte, verschloss diese wieder und führte Gisela einen Pfad entlang bis zum Hauptgebäude. Gisela konnte einige Frauen in den Gärten arbeiten sehen. Sie hoffte, man würde auch sie für die Gartenarbeit einteilen. Das war eine Arbeit, die ihr am meisten lag.
Die Oberin war eine resolute Frau, doch Gisela mochte sie auf Anhieb. Sie bedankte sich bei Gisela für das Geld und schickte eine Nonne, die beiden Männer zu bezahlen und Giselas Pferd in den Stall zu bringen.
„Ich kannte deine Mutter“, sagte die Oberin. „Sie war bei uns für zwei Jahre, ehe sie deinen Vater heiratete. Eine wunderbare Person. Sie konnte so gut mit Pflanzen.“
„Ich habe ihre Neigung geerbt“, sagte Gisela eifrig. „Ich wäre sehr glücklich, wenn ich mich hier im Garten nützlich machen dürfte.“
„Ich denke, das wird sich einrichten lassen“, sagte die Oberin. „Aber jetzt zeige ich dir erst einmal deine Kammer und du kannst dich vor dem Abendmahl noch etwas frisch machen. Komm.“
Gisela folgte der Oberin durch die Gänge, bis sie vor einer Tür stehen blieben. Die Oberin öffnete die Tür und schritt in den Raum hinein. Gisela folgte ihr. Der Raum war nicht sonderlich groß und recht karg, doch dass hatte sie in einem Kloster auch nicht anders erwartet. Es gab ein sauberes Bett, einen kleinen Tisch mit einem Stuhl und eine Truhe, sowie ein kleines Regal unter dem Kruzifix. Das Fenster war recht groß für so einen kleinen Raum und gab den Blick auf einen Teil des großen Gartens frei.
„Vielleicht nicht ganz, was eine Frau deines Standes gewohnt ist, aber ...“
„Es ist wunderbar“, sagte Gisela und schenkte der Oberin ein Lächeln.
„Ich werde dir Wasser zum Waschen schicken lassen und eine Decke. Willkommen in unserer Mitte, Jungfer Gisela.“
Gisela errötete.
„Ich ... ich bin Frau Gisela. Ich bin mit Alberic von Trugstein vermählt, doch er ... er will mich nicht, so beschloss ich, mich ins Kloster zurückzuziehen.“
Die Oberin musterte sie eine Weile, dann nickte sie.
„Nun gut, Frau Gisela. Willkommen in unserem bescheidenen Haus. Ich hoffe, du wirst dich wohlfühlen.“
„Danke“, flüsterte Gisela und unterdrückte ein paar Tränen.
Erleichtert seufzte sie auf, als die Oberin die Tür hinter sich schloss.
***
Alberic ritt in den Burghof und zügelte sein schäumendes Pferd. Er hatte mit Fulk alles versucht, um die beiden Männer zu finden, die Gisela begleitet hatten, doch sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Aus Ylfa hatten sie trotz bitten und drohen nichts herausgefunden. Zumindest hatte sie ihre Ängste zerstreut, die Männer könnten Gisela in Stich gelassen oder ihr etwas angetan haben. Sie hatte ihnen von ihrem kleinen Trick mit der Bezahlung berichtet und Alberic musste ihr zugestehen, dass sie verdammt clever war. Trotzdem war er noch immer wütend darüber, dass sie den Aufenthaltsort seiner Gattin nicht verriet. Er betete, dass sie wirklich sicher war, wo auch immer sie sich jetzt aufhielt.
„Herr, gut dass du kommst“, begrüßte ihn einer seiner Knechte aufgeregt.
„Was gibt es?“, brummte Alberic.
„Dein Vater, er liegt im Sterben. Und diesmal geht es wirklich zu Ende.“
Alberic drückte dem Knecht die Zügel in die Hand und rannte ins Innere der Burg, durchquerte die Halle und eilte die Treppen hinauf bis zum Gemach seines Vaters. Als er die Tür öffnete, fand er nur zwei Mägde bei ihm. Er sah wirklich schlecht aus und Alberic hatte keine Zweifel, dass sein
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