Die Braut der Bestie (German Edition)
sie ihren Einfluss hier nicht länger ausüben kann.“
Alberics Wut schwelte. Wenn sie nicht das Kind in ihren Armen halten würde, dann hätte er sich jetzt auf sie gestürzt und ihr den verdammten Hals umgedreht. Aber er durfte das Kind nicht gefährden, also schluckte er seinen Ärger hinunter und zwang sich zur Ruhe.
„Gib mir den Jungen, Genovefa. Er ist dein Sohn und du gefährdest sein Leben. Gib ihn zu mir und wir reden. In Ruhe.“
„Reden, hm?“ Sie lachte freudlos. „Worüber denn? Dass mein Gatte im Kerker des Königs verrottet? Oder dass man mich bald holen wird?“
„Ich kann ein gutes Wort für dich einlegen, wenn du mir jetzt das Kind gibst“, bot Alberic an.
„Du willst den Balg? Hier hast du ihn!“, schrie sie und warf das Kind in die Luft.
Alberic zögerte nicht eine Sekunde. Er sprintete los, den Blick fest auf den Jungen gerichtet. Alles, was nun geschah, erschien ihm, als würde die Zeit plötzlich langsamer laufen. Er hechtete vorwärts, die Arme ausgebreitet. Genovefa lachte irre und geriet ins Straucheln. Ihr Lachen verwandelte sich in hysterisches Kreischen, als sie von den Zinnen fiel. Alberics Hände bekamen den Jungen zu fassen und wenig später prallte er hart mit dem Rücken auf dem Boden auf, dass ihm die Luft wegblieb. Doch das Kind war gerettet. Mit klopfendem Herzen presste er den Jungen an sich.
Kapitel 9
16 Monate später
D er Kampfeslärm war ohrenbetäubend. Männer brüllten, Schwerter schlugen aufeinander und dann die Schreie der Verwundeten oder Sterbenden. Doch Alberic ließ das alles kalt. Er kämpfte wie ein Berserker. Wie einer seiner Gegner, diese wilden hünenhaften Wikinger, die die Festung seines Freundes überfallen hatten, als er sich gerade zu Besuch befand.
Sein Gegner brüllte laut, als Alberic ihm sein Schwert in die Brust stieß. Mit einem verächtlichen Grunzen zog er seine blutbesudelte Klinge aus dem Körper des Mannes, der mit weit aufgerissenen Augen zu seinen Füßen fiel. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an den Bastard und wandte sich seinem nächsten Gegner zu. Obwohl er aus mehreren Wunden stark blutete und eigentlich längst ein Gefühl der Schwäche empfinden sollte, war er so wach wie schon lange nicht mehr. Seitdem er Gisela verloren hatte, hatte sich eine Taubheit über seine Gefühle gelegt, dass er sich mehr tot als lebendig fühlte. Allein die Verantwortung für seinen Neffen, den er über alles liebte, gab ihm die Kraft, weiterzumachen. Doch jetzt, in diesem Kampf, verspürte er endlich wieder etwas von seinem alten Lebensgeist.
Mit schier unmenschlicher Kraft bekämpfte er gleich zwei Gegner und schlug sich gut, bis plötzlich ein Schmerz in seinem Hinterkopf explodierte und er zu Boden ging. Er spürte gerade noch, wie ein Schwert sich in seinen Rücken bohrte, ehe die Dunkelheit über ihn kam.
***
„Wo soll ich den Lavendel pflanzen?“, fragte Schwester Gudrun.
Gisela blickte von ihrer Arbeit auf und schenkte der jungen Schwester ein Lächeln.
„Dort rüber“, sagte sie und deutete auf ein frisch umgegrabenes Beet zu ihrer Linken. „Neben die Rosen.“
Schwester Gudrun nickte und begab sich zu dem leeren Beet. Gisela steckte ihre Knoblauchzehen in die Löcher, die sie dafür vorbereitet hatte, und verschloss die bestückten Löcher mit frischer Erde. Es war warm für Anfang Mai und sie spürte, wie Schweiß ihr den Rücken hinablief. Sie hatte sich gerade erhoben und ihren schmerzenden Rücken gestreckt, als ein Tumult am Tor ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie konnte durch die Büsche nicht sehen, was vor sich ging. Anscheinend waren Männer da draußen. Ob sie überfallen wurden? Die Alarmglocke blieb stumm, doch trotzdem hatte Gisela das ungute Gefühl, dass es sich nicht um normale Besucher handelte, denn die würden nicht eine solche Unruhe hervorrufen. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und lief durch den Garten.
Beim Näherkommen sah sie, dass mehrere Männer einen Mann auf einem Ochsenkarren in den Hof zogen. Die Oberin und ein paar Schwestern hatten sich darum herum versammelt und sie hörte die Oberin Befehle brüllen.
Mit klopfendem Herzen rannte Gisela schneller, bis sie am Ort des Tumultes angelangt war und einen Blick in den Karren werfen konnte. Ein Schrei glitt ihr über die Lippen und sie presste sich die Hand auf den Mund.
„Wenn du kein Blut sehen kannst, dann geh beiseite, Gisela“, sagte die Oberin. „Schafft ihn ins Innere“, sagte sie, an die Männer
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