Die Braut des Cowboys
niemals daran geglaubt, dass das Baby tot sei. Sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, denn die Leiche wurde nie gefunden."
Mercy überlief ein Frösteln. "Wie schrecklich. Aber Kristina sagt, ihre Tante Rebecca sei ebenso hartnäckig wie Kate. Sie ist immer noch davon überzeugt, dass Kates Absturz kein Unfall war."
Grant verzog das Gesicht. "Genau das meine ich. Wenn du zu einer solchen Familie gehörst, fängst du irgendwann an, so zu denken."
"Wahrscheinlich. Die Fortunes scheinen im Moment nur Pech zu haben. Sieh dir diesen Monica-Malone-Fall an ..."
Mercy brach abrupt ab, denn sie merkte, sie war gerade dabei, ein vielleicht schmerzliches Thema anzusprechen. Grant mochte zwar sagen, dass er kein Fortune war, aber dennoch ...
"Du meinst Jake?" fragte er und sah ihr ruhig ins Gesicht.
"Es tut mir leid. Ich hätte nicht davon anfangen sollen."
"Es steht in allen Zeitungen. Warum solltest du dann nicht davon reden dürfen?"
"Weil er mit dir verwandt ist. In gewisser Weise."
Grant zuckte mit den Schultern. "Jake mag zwar durch die Heirat meiner Mutter mein Verwandter sein, aber das heißt noch nicht, dass ich mir Illusionen über ihn mache. Ich war schon immer der Meinung, dass er eine Seite hat, die er vor den anderen verbirgt. Er ist zwar das Oberhaupt des Fortune-Clans, aber manchmal denke ich, sie sehen ... ihn nicht richtig."
"Ich finde ihn reichlich einschüchternd auf seine aristokratische Art", gestand Mercy offen ein. "Vielleicht siehst du ihn klarer, weil du ihm nicht ganz so nahe bist wie die anderen."
Er sah sie nachdenklich an. "Du bist doch Polizistin - was meinst du?"
"Ich weiß nicht genug über den Fall, um mir eine Meinung bilden zu können. Und es gelangen auch keine Informationen mehr nach draußen. Nicht einmal gerüchteweise. Geld kann Schweigen erkaufen, so scheint es."
"Das überrascht mich nicht."
"Hat es dich überrascht, dass Jake verhaftet wurde?"
"Angesichts der Beweise, die man gefunden hat, nein. Aber dennoch fällt es mir schwer, an seine Schuld zu glauben."
"Das ist nur natürlich. Niemand mag so etwas von jemandem glauben, den man kennt oder mit dem man verwandt ist, egal, über wie viele Ecken."
"Ich weiß nicht... Irgendwie scheint gerade immer den Fortunes so etwas zu passieren, so als würden sie Unglück förmlich anziehen."
Mercy konnte nichts dagegen sagen. Aber sie musste zugeben, es war schon schwer vorstellbar, dass der gutaussehende, wohlerzogene, kühle und ruhige Jake Fortune für den spektakulären Mord an einer alternden Hollywooddiva verantwortlich sein sollte.
Doch sie wusste besser als viele andere, dass stille Wasser sehr tief sein konnten.
3. KAPITEL
"He!"
Das kam so empört heraus, dass Grant über Mercy lachen musste. Joker zerrte wieder an ihrem Pferdeschwanz und brachte ihn völlig durcheinander. Sie wich zurück und schaute den großen Hengst mit strafendem Blick an.
"Ich sollte besser mein Apfelshampoo nicht mehr benutzen", murmelte sie und zupfte an ihrem hellblonden Haar.
"Es muss noch an etwas anderem liegen", meinte Grant und lachte noch immer leise. "Von mir bekommt er Futter und Leckerbissen, und dennoch verhält er sich mir gegenüber nicht so."
Es stimmte wirklich. Innerhalb einer Woche, die sie hier war, schien Mercy der Mittelpunkt der Welt für den Hengst geworden zu sein. Kam sie nur in Sicht, wieherte er laut, wirkte mürrisch, wenn sie ihm nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte, und beschwerte sich lautstark, wenn sie sich zu sehr anderen Pferden widmete.
"Ich bin einfach neu für ihn", meinte sie. "Jemand, dessen Haar so riecht wie sein Lieblingssnack."
"Nicht irgend jemand Neues, sondern etwas Neues. Es kommen nicht viele Frauen hierher, und die halten sich auch von ihm fern."
"Aha, dann hat er also etwas für die Ladys übrig, oder?" Sie lächelte.
"Das gehört zu seinem Job. Er ist schließlich Zuchthengst", hob Grant hervor und fragte sich dabei, ob ihr diese etwas deftige Bemerkung vielleicht peinlich war.
Aber ihr Lächeln wurde nur noch breiter, und Grant erkannte, so leicht war sie nicht mehr in Verlegenheit zu bringen, ganz anders als damals vor zwölf Jähren.
"So ist es wohl", meinte sie leichthin. "Vielleicht solltest du ihm eine Lady nur für ihn allein besorgen."
"Er hat in der Brunftzeit eine ganze Reihe davon", entgegnete er trocken.
"Ein Job, um den ihn die meisten Männer beneiden würden", sagte sie.
Grant hob eine Augenbraue. Hatte da nicht Verbitterung mitgeschwunge n? Fast eine Anklage?
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